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Hermann Atz

Das Wahlergebnis: Werden die
ethnischen Wahlarenen durchlässiger?

Eine Analyse der Landtagswahlen 2008

1. Wahlberechtigte und Wahlbeteiligung

Am 26. Oktober 2008 fanden die 14. Wahlen zum Südtiroler Landtag seit Ende des Zweiten Weltkriegs statt. Insgesamt wurden 313.943 Stimmen abgegeben, geringfügig mehr als fünf Jahre zuvor. Die Wahlbeteiligung lag bei 80,1 Prozent, was eine Abnahme um 2,3 Prozent gegenüber den Wahlen des Jahres 2003 bedeutet. Entsprechend dem langjährigen internationalen Trend, der in Südtirol Ende der Achtzigerjahre eingesetzt hat, war eher mit einem stärkeren Rückgang der Wahlbeteiligung gerechnet worden. Dass dieser nicht eintrat, kann einerseits als Ausdruck der Stimmungslage im Wahlkampf gedeutet werden, wo der mögliche Verlust der absoluten Mehrheit der Südtiroler Volkspartei ein mobilisierendes Element von Gegnern und Anhängern der Volkspartei darstellte. Andererseits wurden für die sogenannten Heimatfernen, das sind ausgewanderte italienische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die zuletzt in einer Südtiroler Gemeinde ansässig waren, hohe Fahrtkostenzuschüsse für die Teilnahme an der Wahl bezahlt, was sicher eine gewisse Wirkung hatte.1

Abbildung 1: Wahlbeteiligung 2008 und 2003 nach Wohngebiet

Quelle: Landespresseamt, eigene Auswertung

Die Wahlbeteiligung entwickelte sich allerdings in den einzelnen Landesgebieten unterschiedlich. In den fünf größten Gemeinden des Landes (Bozen, Meran, Brixen, Bruneck und Leifers) war der Rückgang mit einem Minus von 3,7 Pro­zentpunkten mehr als doppelt so stark wie in den anderen Gemeinden (– 1,7 %). ­Damit vergrößerte sich die schon 2003 festzustellende Kluft zwischen Stadt und Land weiter: In den ländlichen Gebieten liegt die Beteiligung mit durchschnittlich 84 Prozent um fast 11 Prozentpunkte höher als in den Stadtgemeinden. Das Gewicht der Landgemeinden wird zudem dadurch verstärkt, dass auch die Zunahme der Wahlberechtigten im Ausmaß von insgesamt gut 13.000 Personen fast allein im ländlichen Gebiet stattgefunden hat, während die Bürgerzahl in den Städten praktisch unverändert blieb (+ 1.000). Allein aus demografischen Gründen hat sich sozusagen ein Mandat vom städtischen ins ländliche Gebiet verlagert, ein zweites Mandat ist durch die unterschiedliche Entwicklung der Wahlbeteiligung gewandert.

Da die italienischsprachige Bevölkerung zum Großteil in den Stadtgemeinden lebt, bewirken all diese Faktoren gemeinsam, dass die Zusammensetzung des Südtiroler Landtags immer mehr von den Wählerinnen und Wählern deutscher bzw. ladinischer Sprache bestimmt wird. Dahinter steht als politisches Phänomen ein allmählicher Rückzug der italienischsprachigen Bevölkerung Südtirols aus der Landespolitik, der schon für die Wahlen 2003 im Vergleich zu 1998 festzustellen war (vgl. Atz 2004, 199 – 201). Während die unterschiedlich hohe Teilnahme an Landtagswahlen zwischen Stadt- und Landgemeinden nämlich einerseits auch Gründe hat, die offenbar mit der unterschiedlichen Sozialstruktur zusammenhängen, lässt sich anhand des Wahlverhaltens in den Städten nachweisen, dass italienischsprachige Bürgerinnen und Bürger – unabhängig vom Wohnort – mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit zur Urne schreiten als deutschsprachige. Wie aus Abbildung 2 hervorgeht, liegt die Wahlbeteiligung 2008 in rein deutschen Sprengeln bei durchschnittlich 80 Prozent, in rein italienischen tendenziell unter 70 Prozent. Daraus lässt sich folgern, dass die in den Städten konzentrierte italienischsprachige Bevölkerung zu fast 30 Prozent den Wahlen ferngeblieben ist, während sich die hauptsächlich im ländlichen Gebiet lebende deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung nur zu ca. 16 Prozent nicht daran beteiligt hat.

Abbildung 2: Wahlbeteiligung und Sprachgruppe

Quelle: Landespresseamt, eigene Auswertung

Eine kleine Hochrechnung aus diesen Ergebnissen unter Berücksichtigung der Stärke der Sprachgruppen laut Volkszählung ergibt, dass 2008 weniger als ein Viertel, nämlich rund 24 Prozent aller Stimmen von Wählerinnen und Wählern italienischer Sprache stammen dürften, die große Mehrheit (76 %) von solchen deutscher und ladinischer Sprache. Es setzt sich damit eine Entwicklung fort, die das Gewicht der italienischen Stimmen immer mehr schwinden lässt (vgl. Atz 2007, 134 – 137) und so die Diskrepanz zur Stärke laut Sprachgruppenzählung 2001 vergrößert, wonach der Anteil der italienischen Sprachgruppe 27,6 Prozent beträgt.

2. Ergebnisse nach Listen

Lange war nicht klar, wie viele Parteien bzw. Parteienbündnisse 2008 um die Sitze im Südtiroler Landtag kämpfen würden. Nach dem Verzicht des Progetto Alto Adige in letzter Minute bewarben sich schließlich 15 Listen, neun davon konnten Mandate erobern. Auch bei den Wahlen des Jahres 2003 hatten neun von damals 13 wahlwerbenden Listen mindestens einen Sitz im Landtag erringen können. Es gab zum Teil starke Stimmenverschiebungen, doch das Gesamtbild der Kräfteverhältnisse im Südtiroler Landtag hat sich nicht allzu sehr verändert. Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied zur Vergangenheit: Die deutschen Oppositionsparteien konnten ihre Stimmen- und Mandatszahl auf Kosten von SVP und Grünen verdoppeln.

Nach dem schlechten Abschneiden der SVP bei den Parlamentswahlen im April und wegen der ebenfalls schlechten Prognosewerte bei verschiedenen Umfragen hatten viele Beobachter und Beteiligte schon mit dem Verlust der absoluten Mehrheit gerechnet. Tatsächlich bedeutete ein Rückgang um fast 21.000 Stimmen (– 7,5 Prozentpunkte), dass die Volkspartei mit 48,1 Prozent erstmals seit ihrer Gründung vor über 60 Jahren die absolute Stimmenmehrheit verfehlte. Aufgrund des geltenden Wahlrechts, das große Parteien etwas bevorzugt, sicherte sie sich dennoch 18 von 35 Landtagssitzen und rettete knapp die absolute Mehrheit an Mandaten. (Ausschlaggebend war der Gewinn eines mit ca. 1.600 Stimmen abgesicherten Restmandats.) Die SVP bleibt damit die dominierende Partei im Südtiroler Landtag.

Große Gewinner der Wahlen sind die Freiheitlichen, die um ca. 28.500 Stimmen (+ 9,3 Prozentpunkte) zulegten und ihren Stimmenanteil fast verdreifachten. Auf sie entfallen jetzt fünf Landtagssitze. Erstmals ist damit nicht eine italienische Partei, sondern eine deutsche Oppositionspartei zweitstärkste Kraft im Südtiroler Landtag. Die Union für Südtirol und die Süd-Tiroler Freiheit, die aus einer Abspaltung der ursprünglichen Union für Südtirol hervorgegangen ist, konnten zusammengerechnet einen leichten Zugewinn von gut 1.000 Stimmen erzielen. Das Erbe der alten Union ging zum größeren Teil an die Süd-Tiroler Freiheit (4,9 % der Stimmen), die auf zwei Mandate kam, zum kleineren Teil an die Rest-Union (2,3 %), für die es noch zu einem Sitz reichte. Das Bürgerforum verfehlte mit 1,2 Prozent der Stimmen das angestrebte Mandat ebenso deutlich wie die Liste Ladins­ Dolomites, die 1,1 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte.

Alle drei im Landtag vertretenen deutschen Oppositionsparteien kommen zusammen somit auf acht Sitze. Zählt man noch den deutschsprachigen Vertreter der Grünen im Landtag hinzu, so stehen 18 deutsch- oder ladinischsprachigen Volksvertreterinnen und Volksvertretern auf der Liste der SVP neun auf insgesamt vier Oppositionslisten gegenüber – im vorherigen Landtag hatte das Verhältnis noch 21:6 gelautet. Als erster Befund kann damit ein merklich gewachsenes Gewicht der Opposition in der deutschen und ladinischen Wahlarena konstatiert werden, das den Alleinvertretungsanspruch der SVP für die sprachlichen Minderheiten, der vor allem gegenüber Rom, Wien und Brüssel bisher wie selbstverständlich geltend gemacht wurde, zunehmend infrage stellt.

Auf italienischer Seite konnte keine der beiden neuen Parteiverbindungen den erhofften Stimmenzuwachs verbuchen. Die als Popolo della Libertà angetretene Fusion von Alleanza Nazionale und Forza Italia verlor gut 10.000 Stimmen (– 3,5 Prozentpunkte) im Vergleich zu 2003. Sie erzielte damit drei Mandate, um eines weniger als beim getrennten Antreten der ursprünglichen Parteien fünf Jahre zuvor. Auch die Demokratische Partei verfehlte mit 6,0 Prozent der Stimmen das angestrebte Ziel von drei Mandaten recht deutlich. Hier ist ein direkter Vergleich mit den Landtagswahlen 2003 nicht möglich, da die fusionierten Parteien Democratici di Sinistra und Margherita damals nicht als solche, sondern jeweils in Listenverbindungen (Frieden und Gerechtigkeit bzw. Unione Autonomista) angetreten waren. Vor allem Letztere muss als Vorgängerin von Italia dei Valori und Unione di Centro gesehen werden, während andererseits Rifondazione Comunista 2003 im Bündnis Frieden und Gerechtigkeit war, diesmal aber zusammen mit zwei anderen Gruppierungen als Linke für Südtirol antrat.

Von der Schwäche des Berlusconi-Bündnisses profitierte zum einen die radikale Rechtspartei Unitalia, die um gut 1.000 Stimmen zulegte und wieder mit einem Mandat in den Landtag einzog. Zum anderen erzielte auch die personell und programmatisch erneuerte Lega Nord mit gut 6.400 Stimmen einen Überraschungserfolg und kam ebenfalls auf ein Restmandat. Sowohl die beiden Zentrumsparteien UdC und Italia dei Valori, als auch die Linksparteien Südtiroler Kommunisten und Linke für Südtirol scheiterten dagegen und blieben ohne Mandat.

Damit hat sich in der italienischen Wahlarena nur sehr wenig gegenüber der Situation im letzten Landtag verändert. Fünf Abgeordneten der Mitte-rechts-Parteien stehen zwei Mitte-links-VertreterInnen und ein Mandatar der Grünen gegenüber. Völlig leer ausgegangen ist dagegen das dritte Lager, das Zentrum, das trotz eines Stimmenanteils von mindestens fünf Prozent (wenn auch die Margherita-Komponente in der Demokratischen Partei und die italienischen Stimmen für die SVP berücksichtigt werden) aufgrund der Zersplitterung der Kräfte seinen einzigen Vertreter verloren hat. In Summe bedeuten acht von 35 Mandaten für die italienische Sprachgruppe, dass diese in etwa so stark im Landtag vertreten ist, wie es ihrer Teilnahme an den Wahlen entspricht. Gemessen am Gewicht laut Sprachgruppenzählung müsste sie allerdings einen Vertreter mehr haben.

Tabelle 1: Ergebnis der Landtagswahlen 2008 – Stimmen und Mandate

Liste 2008

Mandate

Stimmen

Stimmen

Differenz zu 2003

Vergleichsliste 2003

Anzahl

Anzahl

Anteil in %

Prozentpunkte

Südtiroler Volkspartei

18

146.555

48,1 %

–7,5 %

Südtiroler Volkspartei

Die Freiheitlichen

5

43.615

14,3 %

9,3 %

Die Freiheitlichen

Popolo della Libertà ­Berlusconi

3

25.297

8,3 %

–3,5 %

Alleanza Nazionale +
Forza Italia

Demokratische Partei PD

Partito Democratico

2

18.141

6,0 %

2,1 %

Frieden & Gerechtigkeit*

Verdi Grüne Vërc

Bürger Liste Civiche

2

17.745

5,8 %

–2,1 %

Grüne - DPS

Süd-Tiroler Freiheit

2

14.888

4,9 %

4,9 %

Union für Südtirol

1

7.048

2,3 %

–4,5 %

Union für Südtirol

Lega Nord Südtirol

1

6.413

2,1 %

1,6 %

Lega Nord

Unitalia Movimento Iniziativa Sociale

1

5.689

1,9 %

0,4 %

Unitalia

Di Pietro Italia dei Valori

5.009

1,6 %

–2,1 %

Unione Autonomista (a)

Casini UdC

3.792

1,2 %

1,2 %

Bürgerbewegung

3.622

1,2 %

1,2 %

_

Ladins Dolomites

3.334

1,1 %

–0,3 %

Ladins

Sinistra dell’Alto Adige /
Linke für Südtirol

2.226

0,7 %

0,7 %

Südtiroler Kommunisten / Comunisti Italiani

1.262

0,4 %

–0,5 %

Comunisti Italiani

_

0,0 %

–1,0 %

Alternativa Rosa

Insgesamt

35

304.636

100,0 %

Gültige Stimmzettel

304.636

97,0 %

0,7 %

Weiße Stimmzettel

3.447

1,1 %

–0,1 %

Ungültige Stimmzettel

5.860

1,9 %

–0,6 %

Ausgezählte Stimmzettel

313.943

100,0 %

Wahlberechtigte

391.968

3,5 %

Wahlbeteiligung

80,1 %

–2,3 %

* Trotz eindeutiger politischer und personeller Verbindungen ist ein direkter Vergleich nicht möglich.

Quelle: Südtiroler Bürgernetz (http://wahlen.provinz.bz.it)

3. Wahlergebnisse nach Kleinregionen

Üblicherweise werden die Wahlergebnisse in Südtirol entweder nach Bezirks- und Talgemeinschaften oder nach den SVP-Bezirken aufgeschlüsselt. Hier soll jedoch die geografische Verteilung nach den weniger bekannten sogenannten Funktionalen Kleinregionen analysiert werden, wie sie vom ASTAT verwendet werden, denn diese haben den Vorzug, Südtirol in 15 kleinere, eng miteinander verflochtene Gebiete zu gliedern (siehe Abbildung 3). Allerdings sind die Gebiete unterschiedlich groß, sie umfassen zwischen 20 Gemeinden (Bozen – einschließlich Umland) und drei Gemeinden (Naturns, St. Martin in Passeier); generell sind die Gebiete in Ballungsräumen größer und bevölkerungsreicher als an der Peripherie.

Abbildung 3: Funktionale Kleinregionen

Quelle: Landesinstitut für Statistik – ASTAT

Beginnen wir mit den Parteien der deutschen Wahlarena: Wie aus Tabelle 2 ablesbar, erreichte die Südtiroler Volkspartei fast überall zwischen der Hälfte und knapp zwei Drittel der Stimmen (Letzteres im Gadertal und im Passeiertal), nur im Bereich der Städte Bozen, Meran und Brixen, wo ein erheblicher Anteil der Bevölkerung der italienischen Sprachgruppe angehört, blieb sie unter 50 Prozent. Die Süd-Tiroler Freiheit hat ihre Hochburgen im Passeier- und Ahrntal, ist im Vinschgau und übrigen Pustertal ziemlich stark und auch in den anderen ländlichen Gebieten (außer Gadertal) relativ gleichmäßig vertreten. Im Unterschied dazu konzentrieren sich die Stimmen der (Rest-)Union für Südtirol stark auf das Gebiet Lana/Ultental und den Vinschgau. Als noch stärker auf einzelne Landesteile beschränkt erweist sich die Wählerschaft der Bürgerbewegung, die zwar im Ahrntal die Fünfprozentmarke erreicht hat, sonst jedoch nur in den angrenzenden Gebieten des Pustertals und im Raum Lana/Ultental einen kleinen Achtungserfolg erzielen konnte. Die Grünen/Bürgerlisten haben dagegen relativ gleichmäßig in allen Landesteilen abgeschnitten, besonders schwach allerdings im Passeiertal, im Ahrntal und im Gadertal.

Tabelle 2: Ergebnisse nach Funktionalen Kleinregionen 2008

Funkt. Kleinregion

Mals

Schlanders

Naturns

Meran

Lana

St. Martin in Passeier

Bozen

Auer-Neumarkt

St. Ulrich

Brixen

Sterzing

Bruneck

Sand in Taufers

Innichen

Abtei

Insgesamt

Verdi Grüne Bürgerlisten

5,0%

5,2%

3,7%

6,5%

5,8%

2,4%

5,9%

6,6%

7,1%

7,3%

4,8%

6,2%

2,9%

5,1%

2,2%

5,8%

Südtiroler Volkspartei

60,1%

55,8%

62,8%

46,3%

55,0%

64,0%

37,1%

52,9%

56,7%

49,0%

57,3%

55,1%

57,2%

58,9%

65,6%

48,1%

Süd-Tiroler Freiheit

5,1%

6,4%

6,7%

4,9%

6,4%

11,0%

3,2%

5,8%

3,9%

5,0%

4,6%

6,9%

10,2%

6,5%

1,4%

4,9%

Casini UdC

0,1%

0,1%

0,0%

0,8%

0,2%

0,1%

2,8%

0,7%

0,2%

0,7%

0,6%

0,1%

0,0%

0,5%

0,2%

1,2%

Bürger­bewegung

0,6%

0,8%

0,8%

0,7%

1,6%

0,7%

0,9%

0,9%

1,0%

1,0%

1,1%

2,5%

5,0%

1,4%

0,2%

1,2%

Comunisti Italiani

0,2%

0,1%

0,1%

0,4%

0,1%

0,1%

0,8%

0,3%

0,1%

0,3%

0,1%

0,2%

0,0%

0,2%

0,1%

0,4%

Lega Nord Südtirol

0,8%

0,8%

0,7%

2,5%

1,3%

0,7%

3,1%

4,2%

1,5%

1,3%

1,1%

0,9%

0,5%

1,3%

1,2%

2,1%

Ladins Dolomites

0,1%

0,1%

0,1%

0,3%

0,2%

0,2%

0,3%

0,2%

9,8%

0,5%

0,1%

0,5%

0,2%

0,2%

20,1%

1,1%

Italia dei Valori

0,3%

0,2%

0,2%

2,5%

0,3%

0,2%

3,2%

1,2%

0,3%

0,5%

0,5%

0,3%

0,1%

0,6%

0,2%

1,6%

Unitalia

0,1%

0,1%

0,2%

1,6%

0,3%

0,0%

4,3%

0,9%

0,3%

0,6%

0,3%

0,2%

0,1%

0,4%

0,2%

1,9%

Union für Südtirol

5,4%

5,2%

3,6%

2,5%

7,3%

3,7%

1,2%

1,6%

1,8%

1,4%

3,1%

2,8%

2,6%

3,0%

0,7%

2,3%

Il Popolo della Libertà

0,8%

1,2%

0,8%

11,2%

1,8%

0,1%

16,1%

5,5%

1,6%

4,2%

4,1%

2,3%

0,3%

4,1%

1,6%

8,3%

Demokratische Partei PD

1,5%

1,3%

1,3%

7,3%

1,8%

0,6%

11,2%

6,5%

1,2%

3,4%

2,1%

1,8%

0,7%

2,0%

0,5%

6,0%

Die Freiheit­lichen

19,7%

22,2%

18,7%

11,7%

17,7%

16,3%

8,4%

12,2%

14,4%

24,6%

19,7%

19,9%

20,2%

15,6%

5,5%

14,3%

Linke für Südtirol

0,3%

0,4%

0,3%

0,7%

0,1%

0,1%

1,5%

0,5%

0,2%

0,2%

0,4%

0,2%

0,1%

0,2%

0,1%

0,7%

Quelle: Landespresseamt, eigene Auswertung

Bei der SVP ist es aufschlussreich, die Stimmen auf die geschätzte Anzahl an deutsch- und ladinischsprachigen Wahlberechtigten zu beziehen. Die so berechneten Quoten liegen dann je nach Kleinregion etwas über oder etwas unter 50 Prozent. Besonders niedrig sind sie im Raum Brixen, im mittleren und oberen Vinschgau und in Lana/Ultental, eindeutig am höchsten dagegen im Großraum Bozen, im Südtiroler Unterland und im Gadertal. Das Spitzenergebnis in Bozen und Umgebung und im Unterland deutet darauf hin, dass hierzu auch etliche Stimmen vonseiten italienischsprachiger Wählerinnen und Wähler beigetragen haben.

Die einzige reine Ladinerpartei, die Liste Ladins Dolomites, erreichte ihre besten Ergebnisse naturgemäß im Gadertal, wo sie auf ca. 20 Prozent der Stimmen kam, und in der Kleinregion St. Ulrich (Gröden) mit 10 Prozent2. In allen anderen Gebieten beträgt ihr Stimmenanteil maximal einen halben Prozentpunkt. Zwischen Gadertal und Gröden gibt es übrigens bemerkenswerte Unterschiede im Wahlverhalten: Während in Gröden das gesamte Parteienspektrum – mit Ausnahme der Ladins­ – ähnlich abschneidet wie in mehrheitlich deutschsprachigen Gebieten, spielen die deutschen Oppositionsparteien und die Grünen im Gadertal nur eine marginale Rolle.

Die Stimmen der italienischen Parteien verteilen sich räumlich mehr oder weniger so wie die italienischsprachige Bevölkerung. Das heißt, Popolo della Libertà, Demokratische Partei, Lega Nord, Unitalia, Italia dei Valori, Unione di Centro, Sinistra und Comunisti Italiani sind im Großraum Bozen jeweils am stärksten, gefolgt von Meran und Umgebung, Südtiroler Unterland und Brixen samt Umland.

Gewisse Nuancen zeigen sich, wenn die Stimmen dieser Parteien auf die (geschätzte) Zahl italienischsprachiger Wahlberechtigter bezogen werden. Dabei fällt zunächst auf, dass die Lega Nord in allen ländlichen Gebieten wesentlich stärker abschneidet als im städtischen Raum: Sie erreicht dort (theoretische) Quoten von gut 40 Prozent im Passeiertal, 35 Prozent im Gadertal sowie 20 bis 25 Prozent im Vinschgau, in Gröden und im Ahrntal, während es im Großraum Bozen nur fünf Prozent sind. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass auch deutsch- und ladinischsprachige Wählerinnen und Wähler der Lega Nord ihre Stimmen gegeben haben. Auch bei der Demokratischen Partei ist ein ähnliches Phänomen zu beobachten, wenn auch weniger ausgeprägt: Gemessen an der Zahl der italienischsprachigen Wahlberechtigten schneidet sie im Vinschgau, in den ländlichen Gebieten des Burggrafenamtes und im Ahrntal am besten ab, nämlich rund doppelt so gut wie in städtischen Gebieten mit höherem Italieneranteil. Weiters wird in dieser Betrachtung ersichtlich, dass Unitalia und Unione di Centro sich noch stärker als andere italienische Parteien auf die Wählerschaft von Bozen und Leifers stützen.

Diese kleinräumige Analyse bestätigt zweierlei: einmal die Unterteilung der Wählerschaft auf die ethnischen Wahlarenen mit vom Umfang her sehr beschränkten Abweichungen. Zum anderen zeigt sich, dass gerade das Abschneiden von Kleinparteien stark mit der lokalen Beliebtheit ihre SpitzenkandidatInnen zusammenhängt; das gilt für die Union für Südtirol (Andreas Pöder/Lana), für die Süd-Tiroler Freiheit (Eva Klotz/Passeiertal) und die Bürgerbewegung (Hans Rieder/Ahrntal) ebenso wie für Unitalia (Donato Seppi/Bozen) und für UdC (Sandro Repetto/Bozen). Auch das besonders gute Abschneiden der Freiheitlichen im Eisacktal wurde vermutlich durch die Herkunft von Pius Leitner aus Mühlbach bzw. seinen Wohnsitz in Vahrn begünstigt.

Weitere Aufschlüsse bringt ein Vergleich der letzten drei Landtagswahlen in der räumlichen Gliederung nach Funktionalen Kleinregionen. Die Südtiroler Volkspartei hat demnach nur im Gadertal gegenüber 1998 zugelegt. In Bozen und Umgebung konnte sie ihren Stimmenanteil halten, im Meraner Raum lag der Verlust unter fünf Prozentpunkten. In allen anderen Kleinregionen musste sie dagegen empfindliche Verluste von 15 bis 20 Prozentpunkten hinnehmen. Dabei gibt es Gebiete wie Vinschgau und Südtiroler Unterland, wo die Ergebnisse 1998 und 2003 noch fast gleich ausgefallen sind und der Einbruch erst 2008 erfolgte, sowie andere wie Eisacktal, Pustertal und Passeier, wo bereits 2003 deutliche Einbußen zu verzeichnen waren, die sich 2008 nochmals verstärkten.

Abbildung 4: Südtiroler Volkspartei – Ergebnisse nach Funktionalen Kleinregionen
im Zeitvergleich 1998 bis 2008

Quelle: Landespresseamt, eigene Auswertung

Fast spiegelbildlich stellt sich die Entwicklung der Freiheitlichen dar. Sie hatten ihren Stimmenanteil bereits zwischen 1998 und 2003 in fast allen Kleinregionen mehr oder weniger verdoppelt (Ausnahme: Gadertal, wo es keinen Zuwachs gab). Von 2003 auf 2008 kam es dann nochmals zu einer Verdreifachung, sodass sich das Muster an Hochburgen und Schwächegebieten akzentuierte, aber nicht grundlegend veränderte.

Abbildung 5: Die Freiheitlichen – Ergebnisse nach Funktionalen Kleinregionen
im Zeitvergleich 1998 bis 2008

Quelle: Landespresseamt, eigene Auswertung

Relativ bescheidene Zuwächse gegenüber den beiden vorhergehenden Landtagswahlen verzeichnet dagegen die Wählerschaft von Union und Süd-Tiroler Freiheit zusammengenommen. Am stärksten ist der Zuwachs im Passeiertal, relativ deutlich auch im Pustertal. Im Vinschgau und im Gadertal (hier auf sehr niedrigem Niveau) stagnierte der Stimmenanteil, überall sonst gab es leichte Verbesserungen.

Die vereinigten Grünen und Bürgerlisten erzielten 2008 in den ländlichen Gebieten ungefähr jenes Ergebnis, das die Grünen-Verdi-Vërc allein im Jahr 1998 erreicht hatten. In den Städten Bozen und Meran samt dem jeweiligen Umland gab es dagegen Verluste, die prozentuell zwar nicht besonders stark waren, sich aufgrund der hohen Bevölkerungszahl dieser Kleinregionen dennoch spürbar im Gesamtergebnis niederschlagen. Auffällig ist aber, dass die bemerkenswerten Gewinne des Jahres 2003 im Vergleich zu 1998, die im Eisacktal, Wipptal und Pustertal zu verzeichnen gewesen waren, im Jahr 2008 wieder verloren gingen. Als mögliche Erklärung wurde sowohl der bald nach den Landtagswahlen 2003 erfolgte Wechsel Sepp Kußtatschers ins Europäische Parlament als auch der Verlust der Themenführerschaft der Grünen in Bezug auf verkehrspolitische Fragen (Transitbelastung, Brennerbasistunnel) in Betracht gezogen. Fest steht, dass die betreffenden Gebiete zu jenen zählen, wo die Freiheitlichen ihre höchsten Ergebnisse erreichen konnten.

Eine Gegenüberstellung der Verluste der SVP und der summierten Gewinne oder Verluste der deutsch-ladinischen Oppositionsparteien, einschließlich der Grünen/Bürgerlisten, bestätigt, dass diese in sehr ähnlicher Größe liegen, und untermauert somit die These der geschlossenen ethnischen Wahlarenen. Es zeigen sich jedoch gewisse Abweichungen, die eigentlich nur durch deutsche Stimmen für die Lega Nord zu erklären sind, Stimmen also, die fast ausschließlich mit der Kandidatur des ehemaligen SVP-Exponenten Roland Atz auf der Liste der Lega zusammenhängen.

Abbildung 6: Verluste SVP/Gewinne der deutsch-ladinischen Opposition –
Zeitvergleich 2008/2003 nach Funktionalen Kleinregionen

Quelle: Landespresseamt, eigene Auswertung

4. Wählerstruktur

Für eine genaue Analyse der Wählerstruktur nach sozialen und demografischen Merkmalen fehlen leider aussagekräftige Datenquellen. Einige Schlüsse lassen sich aber aus einer im Mai durchgeführten Wahlumfrage im Auftrag der Wochenzeitschrift „ff“ ziehen (vgl. Becker/Atz 2009). Die Ergebnisse der Befragung zeigen mit aller Klarheit, dass die SVP vor allem bei den jüngsten Wählerinnen und Wählern stark an Attraktivität eingebüßt hat: Nur rund ein Drittel der Befragten unter 35 Jahren schenkte ihr das Vertrauen, ein Befund, zu dem offenbar auch eine im Auftrag der SVP gemachte Nachwahlbefragung kommt (vgl. Gruber 2008). Die deutschsprachigen Jugendlichen fühlten sich von allen drei deutschen Oppositionsparteien angesprochen, am stärksten von den Freiheitlichen. Zusammen erhielten diese Parteien mehr Jugendstimmen als die Volkspartei. Auch die Grünen/Bürgerlisten sind in der jüngeren Generation verankert, aber am häufigsten wurden sie von Personen mittleren Alters bis 54 Jahre gewählt. In der älteren Generation wird dagegen noch sehr traditionell gewählt: auf deutscher Seite mit großer Mehrheit die SVP, auf italienischer die großen Bündnisse Popolo della Libertà und Demokratische Partei.

Die Altersstruktur der jeweiligen Wählerschaft hat auch Auswirkungen auf deren Zusammensetzung nach Bildungsgrad. Unter den Wählerinnen und Wählern der SVP finden sich besonders viele Personen, die nur einen Grundschulabschluss haben (das sind fast ausschließlich ältere Personen, die vor der Einführung der Einheitsmittelschule im Jahre 1963 ihre Ausbildung absolvierten). Je höher der Bildungsgrad, desto seltener wird das Edelweiß angekreuzt. Genau umgekehrt ist es bei den Grünen/Bürgerlisten: Sie sind bei den Personen mit Hochschulabschluss oder Matura die zweitstärkste Partei nach der SVP. Wählerinnen und Wähler der deutschen Oppositionsparteien verfügen typischerweise über niedere bis mittlere schulische Abschlüsse. Die Demokratische Partei wird ähnlich wie die Grünen vornehmlich von Personen mit höherer Schulbildung gewählt, während die Zustimmung zum Popolo della Libertà quer durch alle Schichten geht.

Was die Berufsgruppen anbelangt, so stimmten die Bauern als einzige Kategorie praktisch geschlossen für die SVP (vgl. Gruber 2008). Weniger eindeutig sind die Ergebnisse in Bezug auf andere Selbstständige und auf abhängig Beschäftigte. Obwohl in den medialen Wahlanalysen immer wieder von der Flucht der Arbeitnehmerschaft von der SVP zu den Freiheitlichen die Rede war, kommt die „ff“-Umfrage zu dem Ergebnis, dass sich diese Kategorien auf alle Parteien aufteilen, und zwar in etwa proportional zu deren Stärke. Auch laut der Nachwahlbefragung der SVP liegt die Südtiroler Volkspartei bei Selbstständigen und Arbeitern ungefähr im Durchschnitt, bei öffentlich wie privat Angestellten würde sie demnach aber sehr schlecht abschneiden und nur ca. ein Drittel der jeweiligen Berufskategorie erreichen (vgl. Gruber 2008). Dieselbe Quelle kommt zu dem Ergebnis, dass die Freiheitlichen in allen Berufskategorien – ausgenommen die Landwirte – ähnlich stark punkten. In der italienischen Wählerschaft gibt es dagegen, ähnlich wie auf gesamtstaatlicher Ebene, einen klaren Trend der Arbeiterschaft, aber auch der Selbstständigen hin zu den Mitte-rechts-Parteien.

5. Wahlmotive

Die Nachwahlbefragung der SVP gibt auch Hinweise darauf, was die Wählerinnen und Wähler zu ihrer Entscheidung für eine bestimmte Partei bewogen hat. Neben den eher selbstverständlichen Gründen, wie „die Partei vertritt meine Interessen am besten“ bzw. „die Partei setzt auf die wichtigen Themen“, die von Anhängerinnen und Anhängern aller Parteien häufig genannt wurden, sind die spezifischen Argumente für die Freiheitlichen sehr aufschlussreich. Deren Wählerschaft ist offenbar davon überzeugt, dass diese Partei „die Missstände im Land kontrolliert“ und „frischen Wind in die Südtiroler Politik bringt“ (Gruber 2008). Letzteres war auch ein starkes Argument zugunsten der Süd-Tiroler Freiheit. Als weitaus wichtigster Grund zur Wahl der SVP wurde angeführt, Stammwählerin/Stammwähler zu sein. Daneben wurde als Argument für die SVP recht häufig genannt, dass die Partei „Südtirol in die richtige Richtung führen kann“ und dass sie „bisher gute Arbeit für Südtirol geleistet hat“, eine Einschätzung, die besonders italienischsprachige Wählerinnen und Wähler überzeugt haben dürfte, denn bei verschiedenen Untersuchungen erwiesen sich die Angehörigen der italienischen Sprachgruppe in Südtirol als überdurchschnittlich zufrieden mit der Arbeit der Landesregierung (u.a. Becker/Atz 2008).

Schließlich wurde noch erhoben, wie ausschlaggebend die Persönlichkeit des Spitzenkandidaten/der Spitzenkandidatin war. Hier sticht Eva Klotz als charismatische Führungsfigur der Süd-Tiroler Freiheit heraus, die etwas häufiger als (Mit-)Grund für die Wahlentscheidung genannt wurde als die Führung der Freiheitlichen und wesentlich häufiger als der Spitzenkandidat der SVP, Landeshauptmann Luis Durnwalder.

Diese leider recht lückenhaften Befunde zum Wahlverhalten zeigen zum einen klar, mit welcher Geschwindigkeit die traditionellen Parteibindungen erodieren. Die jüngeren Generationen entscheiden offenbar viel stärker nach rationalen Überlegungen oder emotionalen Befindlichkeiten als aufgrund ihrer sozialen oder ethnischen Zugehörigkeit. Zum anderen lassen sich die Wahlsieger, nämlich die deutschen Oppositionsparteien, nicht einfach als neue Arbeiterparteien charakterisieren, ja nicht einmal als die Parteien der Unterprivilegierten und Modernisierungsverlierer. Viel eher scheinen sie den Wunsch nach dem Aufbrechen des Machtmonopols der SVP und nach mehr Bürgernähe kanalisiert zu haben. Und es ist ihnen offenbar gelungen, sich als Alternative zur „Altpartei“ SVP zu profilieren – als Alternative, welche die Sprache der jungen Leute spricht und ihnen zuhört.

6. Ethnische Wahlarenen

Auf der Angebotsseite gab es 2008 mehr interethnischen Wettbewerb als bei den Wahlgängen zuvor. Es stellt sich somit die Frage, ob sich auch im Wählerverhalten eine stärkere Durchlässigkeit zwischen den ethnischen Wahlarenen erkennen lässt (vgl. Atz 2007). Die diesbezügliche Datenlage ist allerdings eher schwach. Aufgrund ihrer programmatischen Ausrichtung und der sprachlichen Zusammensetzung ihrer Kandidaten kann davon ausgegangen werden, dass von den 15 angetretenen Listen nur folgende auf Wählerstimmen aus mehreren Wahlarenen hoffen konnten bzw. dies auch anstrebten: Grüne/Bürgerlisten, Demokratische Partei, Lega Nord und SVP. Linke für Südtirol und Südtiroler Kommunisten fallen zwar grundsätzlich ebenfalls in diese Gruppe, sollen aufgrund ihrer geringen Bedeutung hier aber nicht weiter betrachtet werden.

Wo und wie stark die Lega Nord punkten würde, war eine der großen Fragen dieser Wahlen. Auch ohne exakte Wählerstromanalyse lässt sich aufgrund der Vorzugsstimmen und der regionalen Verteilung der Zustimmung zu dieser Partei – siehe die Analyse nach Kleinregionen – abschätzen, dass rund ein Drittel der Lega­stimmen, also mindestens 2.000, von deutschsprachigen Wählerinnen und Wählern stammen, was zweifellos mit dem großen Bekanntheitsgrad und ausgeprägten Profil des ehemaligen SVP-Exponenten Roland Atz zusammenhängt.

Die Demokratische Partei dürfte dagegen rund 1.000 deutschsprachige Wählerinnen und Wähler angesprochen haben, was sich auch daran ablesen lässt, dass alle deutschsprachigen Kandidaten auf dieser Liste zusammen nur sechs Prozent der vergebenen Vorzugsstimmen erhielten.

Bei den Grünen/Bürgerlisten hat sich an der überproportionalen Zustimmung vonseiten deutschsprachiger Wählerinnen und Wähler offenbar wenig geändert. Obwohl es hier methodisch besonders schwierig ist, eine Schätzung zu machen, spricht doch vieles dafür, dass – ähnlich wie 2003 – nur zwischen 15 und 20 Prozent der Grünstimmen der italienischen Sprachgruppe zugerechnet werden können (vgl. Atz 2007, 143 – 147). In absoluten Zahlen heißt das, dass es sich um rund 3.000 „italienische“ Stimmen handelt. Allerdings ist hier anzumerken, dass die Grünen/Bürgerlisten aufgrund ihrer programmatischen Ausrichtung gerade für die ethnisch nicht eindeutig festgelegte Wählerschaft anziehend sein sollten. Ein Hinweis für diese Vermutung findet sich in der Tatsache, dass die Grünen vor allem in sprachlich ausgewogenen Wohngebieten punkten, wogegen sie im ethnisch „reinen“ Umfeld, egal ob es deutsch oder italienisch geprägt ist, durchwegs am schlechtesten abschneiden.

Schließlich noch das Rätsel der italienischen Stimmen für die SVP. Hier sind die Schätzungen oder Mutmaßungen von politischen Beobachtern und Experten immer schon weit auseinandergegangen. Allerdings zeigte eine vertiefte Analyse der Ergebnisse des Jahres 2003, dass von einem massiven Zulauf der italienischsprachigen Wählerschaft zur SVP nicht gesprochen werden konnte (vgl. Atz 2004, 208), sondern es sich um eine schon länger vorhandene Unterstützung in der Größenordnung von ca. 3.000 bis maximal 4.000 „italienischen“ Stimmen handeln dürfte. Bei den Wahlen 2008 waren jedoch – entgegen dem Trend in ländlichen Gebieten, wo die SVP oft im zweistelligen Prozentbereich verlor – in stark italienisch geprägten (zumeist städtischen) Wohngebieten relative Gewinne von fünf und mehr Prozentpunkten und sogar Zuwächse an absoluten Stimmen zu verzeichnen, was angesichts der deutlich gesunkenen Wahlbeteiligung in diesen Gebieten umso bemerkenswerter ist. Aufgrund dieser Überlegungen ist von zusätzlich mindestens 2.000 „italienischen“ Stimmen für die SVP auszugehen, was die Zahl der ethnischen Grenzgänger auf über 5.000 oder sieben bis acht Prozent der italienischen Wählerschaft anwachsen lässt.3

Abbildung 7: Stimmengewinne bzw. -verluste der SVP nach Sprachgruppenverteilung
im Sprengel

Quelle: Landespresseamt, eigene Auswertung

Damit bestätigt sich im Großen und Ganzen die Geschlossenheit der ethnischen Wahlarenen. Vor allem die deutsch- und ladinischsprachige Wählerschaft wählte zu 98 Prozent ethnisch deutsche bzw. ladinische Parteien oder die interethnischen Grünen/Bürgerlisten. Einzig die Lega Nord hat es – bedingt durch die Kandidatur des ehemaligen SVP-Exponenten Roland Atz – verstanden, einen nennenswerten Anteil ihrer Stimmen aus der deutschen bzw. ladinischen Wählerschaft zu rekrutieren. Umgekehrt sind auch italienischsprachige Wählerinnen und Wähler zu über 90 Prozent in ihrer Arena verblieben. Pikanterweise ist es aber gerade die SVP als Sammelpartei der deutschen und ladinischen Sprachminderheit, die die größte Attraktivität über die ethnischen Grenzen hinweg ausübt und Zustimmung vonseiten italienischsprachiger Wählerinnen und Wähler in einem Ausmaß erhält, das allein schon fast für den Gewinn eines (Rest-)Mandats reichen würde. Im konkreten Fall, wo das letzte Mandat der SVP mit weniger als 2.000 Stimmen abgesichert ist, steht jedoch außer Zweifel, dass die Mandatsmehrheit nur dank der „italienischen“ Stimmen gehalten werden konnte. Die Interethnizität als Programmschwerpunkt, die lange die Besonderheit der Grünen Südtirols ausmachte, mit der bei diesen Wahlen aber auch die Lega Nord warb, besitzt dagegen offensichtlich nur mehr wenig Attraktivität.

Unter Berücksichtigung dessen, wie sich die Wählerschaft der verschiedenen Parteien zusammensetzt, lässt sich auch die Verteilung innerhalb der großen Wahlarenen ermitteln. Dabei werden die deutsche und die ladinische Arena aus statistisch-methodischen Gründen zusammengefasst, obwohl es aus politikwis­senschaftlicher Sicht besser wäre, sie zu differenzieren. In dieser zusammengefassten Arena dominiert natürlich die Südtiroler Volkspartei mit einem Anteil von rund 61 Prozent. Knapp 19 Prozent der Stimmen entfallen auf die Freiheitlichen, gut 6 Prozent auf die Süd-Tiroler Freiheit, weitere 3 Prozent auf die Union für Südtirol. Zählt man noch die Stimmen der Bürgerbewegung und der Ladins hinzu (jeweils ca. 1,5 %), so summieren sich diese rechts der SVP anzusiedelnden deutschen bzw. ladinischen Oppositionsparteien auf fast ein Drittel (31 %) der entsprechenden Wählerschaft. Die restlichen 8 Prozent gehören den interethnisch ausgerichteten Parteien oder Listen, in erster Linie den Grünen/Bürgerlisten mit gut 6 Prozent.

Abbildung 8: Listenstimmen – Deutsch-ladinische Wahlarena (Prozentanteile - Schätzung)

Quelle: Landespresseamt, eigene Auswertung

Noch zersplitterter sieht die italienische Wahlarena aus. Die größten Anteile entfallen mit rund 35 Prozent auf das Berlusconi-Bündnis Popolo della Libertà und mit einem knappen Viertel (23 %) auf die Demokratische Partei PD. Alle anderen Parteien bleiben deutlich unter der Zehnprozentmarke, und zwar sind das in abnehmender Reihenfolge nach der Wählergunst: Unitalia (8 %), SVP (7 %), Italia dei Valori (7 %), Lega Nord (6 %), UdC (5 %), Grüne/Bürgerlisten (4 %), Sinistra (3 %) und Comunisti Italiani (2 %). Am auffälligsten ist dabei, dass die Südtiroler Volkspartei ähnlich viele Stimmen auf sich vereinigt wie Unitalia bzw. Italia dei Valori, die am dritt- bzw. vierthäufigsten gewählten italienischen Parteien.

Abbildung 9: Listenstimmen – Italienische Wahlarena (Prozentanteile - Schätzung)

Quelle: Landespresseamt, eigene Auswertung

7. Wählerwanderungen

Nachdem die weitgehende Geschlossenheit der ethnischen Wahlarenen erneut bestätigt werden konnte, reduziert sich die Frage nach den Wählerwanderungen im Wesentlichen auf jene innerhalb der Wahlarenen. Ihr soll mithilfe eigener Berechnungen nachgegangen werden, die auf den offiziellen Wahlergebnissen nach Sprengeln beruhen.4

Innerhalb der deutsch-ladinischen Wahlarena ergibt sich dabei folgendes Bild: Die stärkste Wanderung, im Umfang von gut 20.000 Stimmen, erfolgte von der SVP zu den Freiheitlichen hin. Des Weiteren dürfte die Volkspartei bis zu 5.000 Stimmen an die Süd-Tiroler Freiheit und 2.000 an die Lega Nord verloren haben. Einige Tausend Stimmen wanderten zudem ins Lager der Nichtwählerinnen und Nichtwähler. Zuwachs erfuhr die SVP diesmal nur durch Jungwählerinnen und Jungwähler (wenn auch zu einem unterproportionalen Anteil) sowie vonseiten der Ladins und der Unione Autonomista. Die Union für Südtirol gab nicht nur ca. 7.000 Stimmen an die Abspaltung Süd-Tiroler Freiheit ab, sondern verlor auch über 4.000 Stimmen an die Freiheitlichen und 1.000 bis 2.000 an die Bürgerbewegung; einen bescheidenen Zuwachs erhielt sie durch ehemalige Wählerinnen und Wähler der SVP. Die Süd-Tiroler Freiheit beerbte zu etwa einem Drittel die Union für Südtirol des Jahres 2003, sie war aber auch – wie oben festgestellt – für viele enttäuschte Wählerinnen und Wähler der SVP attraktiv und punktete zudem bei der Jugend.

Die Freiheitlichen konnten den Großteil ihrer Wählerinnen und Wähler aus dem Jahr 2003 halten, lediglich an die Süd-Tiroler Freiheit gaben sie mit gut 1.000 einen nennenswerten Stimmenanteil ab. Ihre großen Zugewinne stammen von der SVP, der Union für Südtirol und den Jungbürgerinnen und Jungbürgern, die erstmals für den Landtag wahlberechtigt waren. Die Ladins erlitten die größten Verluste in Richtung SVP (etwa 1.000 Stimmen). Die Grünen schließlich verloren innerhalb der deutsch-ladinischen Arena nur ca. 1.000 Stimmen an die Bürgerbewegung, fast doppelt so viele gingen jedoch an die Demokratische Partei in der italienischen Wahlarena; zudem blieben mehrere Tausend Personen, welche die Grünen im Jahr 2003 gewählt hatten, überhaupt zu Hause.

Die italienische Wählerschaft zeigte zwar erhebliche Wechselbereitschaft, doch verblieb sie im Großen und Ganzen innerhalb des jeweiligen politischen Lagers. Alleanza Nazionale und Forza Italia gingen zum größeren Teil im Berlusconi-Bündnis Popolo della Libertà auf. Allerdings verloren beide im Umfang von je 1.000 bis 2.000 Stimmen an die neue Demokratische Partei. Alleanza Nazionale gab zudem erhebliche Stimmenanteile an Italia dei Valori, Unitalia und Unione di Centro ab.

Die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler von Frieden und Gerechtigkeit entschied sich für die Demokratische Partei, doch jeweils ca. 1.000 Wählerinnen und Wähler dürften zur Unione di Centro und zu Italia dei Valori gewechselt sein, weitere 1.000 bis 2.000 Stimmen kamen der Liste Sinistra dell’Alto Adige zugute. Vom Wählerpotenzial der Unione Autonomista floss der Demokratischen Partei nur gut ein Drittel zu, der Rest teilte sich auf eine ganze Reihe von Parteien des Zentrums und der gemäßigten Rechten auf; aus diesem Reservoir stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gut 2.000 zusätzliche Stimmen, welche die SVP vonseiten der italienischen Sprachgruppe erhielt.

Die Stimmen der Demokratischen Partei stammen im Umfang von gut 60 Prozent aus deren natürlichen Vorgängerlisten Frieden und Gerechtigkeit sowie Unione Autonomista, die damit nicht ganz im gewünschten Umfang beerbt werden konnten. Mehr als ein Drittel der PD-Stimmen kommen dagegen von früheren Wählerinnen und Wählern anderer Parteien, insbesondere SVP, Alleanza Nazionale, Forza Italia und Alternativa Rosa. Bis zu 1.000 Stimmen der ehemaligen Alternativa Rosa sind anscheinend auch an die Lega Nord gegangen. Letztere erzielte ihre Zugewinne außerdem unter ehemaligen Wählerinnen und Wählern der Unione Autonomista und – wie oben erwähnt – der SVP.

Abschließend noch ein Blick auf die sogenannten Behalteraten, also den Anteil der Wählerinnen und Wähler, die ihrer Liste von einer Landtagswahl zur nächsten die Treue gehalten haben. Demnach konnten Lega Nord und Freiheitliche mit rund 90 Prozent, die SVP mit rund 80 Prozent und Unitalia mit 75 Prozent am stärksten auf ihre Stammwählerschaft bauen. Rund zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler behielten die Ladins, Forza Italia (als PdL), die Grünen, Alleanza Nazionale (als PdL) sowie Frieden und Gerechtigkeit (als PD). Eine letzte Gruppe von Listen, nämlich Unione Autonomista (in Bezug auf den PD), Union für Südtirol und Comunisti Italiani, konnte dagegen nur etwa ein Drittel ihrer früheren Wählerschaft halten. In Summe ergibt sich daraus ein Stammwähleranteil von rund drei Viertel der gesamten Wählerschaft des Jahres 2003, was dann doch auf eine relativ stabile politische Landschaft hinweist.

8. Spitzenkandidaten

Allgemein wird heutzutage eine Tendenz zur Personalisierung der Politik beobachtet. Es stellt sich daher auch hier die Frage nach der Bedeutung der Spitzenkandidaten der einzelnen Parteien. Umfragedaten dazu liegen uns leider keine vor. Die abgegebenen Vorzugsstimmen können jedoch als Indiz gewertet werden.

Als Erstes fällt auf, dass die Parteien der deutsch-ladinischen Wahlarena im Mittel fast doppelt so viele Vorzugsstimmen erhalten haben wie jene der italienischen Wahlarena. Wählerinnen und Wähler der SVP vergaben durchschnittlich fast drei Vorzugsstimmen; auch bei den Freiheitlichen, den Ladins und den Grünen/Bürgerlisten liegt die mittlere Zahl der Vorzugsstimmen je Stimme für die Liste über zwei, bei allen anderen deutschen Parteien bei mindestens 1,5. Dagegen erreicht unter den italienischen Parteien lediglich das Berlusconi-Bündnis Popolo della Libertà mit durchschnittlich 1,7 Vorzugsstimmen einen vergleichbaren Wert. Für alle anderen italienischsprachigen Listen schwankt die mittlere Vorzugsstimmenzahl zwischen 1,4 (Demokratische Partei) und 0,7 (Comunisti Italiani).

Doch zurück zu den Kandidatinnen und Kandidaten, die auf ihrer Liste jeweils am meisten Vorzugsstimmen sammeln konnten. Bezogen auf die Zahl der für die Liste abgegebenen Stimmen nimmt Pius Leitner von den Freiheitlichen die erste Stelle ein: Fast drei Viertel, die freiheitlich gewählt haben, entschieden sich auch für ihn persönlich. Zwei Drittel der Listenstimmen konnten Luis Durnwalder von der SVP und Eva Klotz von der Süd-Tiroler Freiheit auf sich vereinigen, deutlich über die Hälfte Hans Rieder von der Bürgerbewegung und Andreas Pöder von der Union für Südtirol. (Wie im Abschnitt „Wahlmotive“ dargestellt, zeichnet die Wahltagsbefragung der SVP ein leicht abweichendes Bild: Sie sieht Eva Klotz in der Gunst der Wählerinnen und Wähler ihrer Partei vor Pius Leitner, deckt sich aber im Befund, dass Luis Durnwalder vergleichsweise eine geringere Bedeutung zukam als dem Spitzenkandidaten der Freiheitlichen.) Dann folgen mit Sandro Repetto­ (UdC), Luigi Cigolla (Italia dei Valori) und Donato Seppi (Unitalia) drei italienische Parteien, deren Spitzenkandidaten etwa auf jedem zweiten für die Liste abgegebenen Stimmzettel aufschienen. Ein ähnlich gutes Ergebnis erzielte Pepi Dejaco auf der Liste Ladins Dolomites.

Tabelle 3: Ergebnis der Landtagswahlen 2008 – Abschneiden der Spitzenkandidatinnen
und Spitzenkandidaten

Listen

Meistgewählte/r
KandidatIn

Vorzugs­stimmen

Anteil Listenstimmen

Die Freiheitlichen

Leitner, Pius

32.242

74 %

Südtiroler Volkspartei

Durnwalder, Alois (Luis)

97.868

67 %

Süd-Tiroler Freiheit

Klotz, Eva

9.914

67 %

Bürgerbewegung

Rieder, Johann (Hans)

2.067

57 %

Union für Südtirol

Pöder, Andreas

3.981

56 %

Casini UdC

Repetto, Sandro

1.906

50 %

Dipietro Italia dei Valori

Cigolla, Luigi

2.429

48 %

Unitalia Movimento Iniziativa Sociale

Seppi, Donato

2.737

48 %

Ladins Dolomites

Dejaco, Francesco (Pepi)

1.578

47 %

Verdi Grüne Vërc – Bürger Liste Civiche

Heiss, Hans

7.378

42 %

Demokratische Partei PD

Tommasini, Christian

6.928

38 %

Popolo della Libertà Berlusconi

Urzì, Alessandro

7.891

31 %

Lega Nord Südtirol

Artioli, Elena

1.982

31 %

Comunisti Italiani

Carlini, Carlo

274

22 %

Sinistra dell’Alto Adige

Galletti, Oreste

316

14 %

Quelle: Südtiroler Bürgernetz (http://wahlen.provinz.bz.it)

Bei allen genannten Parteien kann behauptet werden, dass die Spitzenkandidaten für das Abschneiden der Liste sehr wichtig waren. Gemessen an allen überhaupt abgegebenen Vorzugsstimmen sind übrigens Luigi Cigolla und Donato Seppi jene Kandidaten, die am stärksten ihre jeweilige Liste verkörpern: Sie vereinigten jeweils ca. die Hälfte aller überhaupt vergebenen Vorzugsstimmen ihrer Liste.

Bei den Parteien mit eher schwachen Spitzenkandidaten lassen sich zwei unterschiedliche Typen ausmachen: Beim Popolo della Libertà und der Lega Nord teilten sich die Stimmen auf zwei ähnlich starke Kandidaten auf, bei den anderen Listen dürften die Personen als Wahlmotiv eine weniger wichtige Rolle gespielt haben und stattdessen vor allem das Programm von Bedeutung gewesen sein.

9. Resümee

Die Landtagswahlen vom 26. Oktober 2008 haben die politische Landschaft Südtirols verändert. Besonders wichtig erscheinen folgende Aspekte:

1. Verlust der absoluten Stimmenmehrheit der Südtiroler Volkspartei: Erstmals seit den ersten Landtagswahlen von 1948 hat die SVP die absolute Mehrheit der Stimmen verloren. Sie behält aber aufgrund des Wahlsystems die absolute Mehrheit der Mandate. Die Verluste sind umso bemerkenswerter, als sie in den ländlichen Hochburgen der Partei am stärksten waren und das Gesamtergebnis nur durch einen Gegentrend in städtischen Gebieten noch relativ günstig für die Partei ausgefallen ist.

2. Ende der Sammelpartei: Die Oktoberwahlen haben das langsame Ende der SVP als Sammelpartei der deutsch- und ladinischsprachigen Wählerschaft sichtbar gemacht. Der Erosionsprozess in vielen Bevölkerungsschichten, insbesondere bei der Jugend und den Angestellten, lässt deshalb die These zu, dass die SVP ihre ethnische Integrationskraft verloren hat und nach objektiven Kriterien nicht mehr als Sammelpartei der deutsch- und ladinischsprachigen Südtirolerinnen und Südtiroler bezeichnet werden kann. Dies wird auch daran deutlich, dass die Volkspartei innerhalb der deutsch-ladinischen Wahlarena nur mehr gut 60 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen kann.

3. Deutschsprachige Opposition erreicht Höchststand: Erstmals in der Geschichte Südtirols ist eine deutsche Oppositionspartei die zweitstärkste Partei im Südtiroler Landtag. Bis dahin war diese Rolle immer einer italienischen Partei zugefallen, entweder Democrazia Cristiana oder Alleanza Nazionale. Südtirols deutsche und ladinische Oppositionsparteien haben 24 Prozent der Stimmen erzielt, zu diesen wäre noch der Großteil der Stimmen für die Grünen/Bürgerlisten zu rechnen (nochmals rund 5 %): ein historischer Höchststand.

4. Italienische Rechte verliert: Der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg der italienischen Rechtsparteien wurde bei den Oktoberwahlen gestoppt, sie haben in Summe 1,6 Prozentpunkte an Stimmen verloren. Umgekehrt ist die Talfahrt der Mitte-links-Kräfte aufgehalten worden, sie erzielten sogar ein leichtes Plus von 0,6 Prozentpunkten. Allerdings hat sich diese Verschiebung nicht in Mandaten niedergeschlagen, sodass das Kräfteverhältnis im Landtag unverändert bleibt.

5. Misserfolg der italienischen Zentrumsparteien: Erstmals in der Geschichte Südtirols hat keine italienische Zentrumspartei mehr den Einzug in den Südtiroler Landtag geschafft. Sowohl Italia dei Valori als auch die Unione di Centro scheiterten, und auch der Margherita-Flügel innerhalb der Demokratischen Partei konnte kein Mandat erringen.

6. Politische Vertretung der italienischen Sprachgruppe geschwächt: Die italienische Wählerschaft beteiligt sich immer weniger an Landtagswahlen und schwächt auf diese Weise ihr politisches Gewicht. Auch bei den Landtagswahlen 2008 ist der Stimmenanteil aller italienischen Parteien zusammen um einen Prozentpunkt gesunken.

7. Die Geschlossenheit der ethnischen Wahlarenen bestätigt sich: Vor allem die deutsch- und ladinischsprachige Wählerschaft hat zu 98 Prozent ethnisch deutsche bzw. ladinische Parteien oder die interethnischen Grünen/Bürgerlisten gewählt, aber auch italienischsprachige Wählerinnen und Wähler sind zu über 90 Prozent in ihrer Arena verblieben. Pikanterweise ist es aber gerade die SVP als Sammelpartei der deutschen und ladinischen Sprachminderheit, welche die größte Attraktivität über die ethnischen Grenzen hinweg ausübt und Zustimmung von italienischsprachiger Seite in einem Ausmaß erhält, das für den Gewinn eines (Rest-)Mandats reichen würde und im konkreten Fall der Volkspartei die absolute Mandatsmehrheit gesichert hat.

8. Interethnizität als Programmschwerpunkt hat ausgedient: Der Anspruch, alle Sprachgruppen anzusprechen, der lange die Besonderheit der Grünen ausmachte, mit dem bei diesen Wahlen aber auch die Demokratische Partei und die Lega Nord warben, verliert immer mehr an Attraktivität. Einzig dem Kandidaten Roland Atz ist es zu verdanken, dass diesmal rund ein Drittel der Stimmen für die Lega von deutschsprachigen Wählerinnen und Wählern stammen dürfte, aber absolut gesehen sind das nur etwa 2.000 Stimmen.

9. Kandidatinnen und Kandidaten spielen eine unterschiedlich große Rolle: Bei den deutschen Oppositionsparteien waren sie generell ein sehr wichtiger Faktor für deren Attraktivität und Glaubwürdigkeit. Die SVP hat zweifellos auch vom Ansehen des Landeshauptmanns profitiert. Auf italienischer Seite scheinen Personen als Wahlmotiv generell weniger ausschlaggebend zu sein, zumindest wenn man es daran abliest, dass italienischsprachige Wählerinnen und Wähler durchwegs viel weniger Vorzugsstimmen vergeben haben. Ausnahmen stellten bei diesem Wahlgang die „Ein-Mann-Listen“ Unitalia (Donato Seppi), Italia dei Valori (Luigi Cigolla) und Unione di Centro (Sandro Repetto) dar, die beiden Letzteren allerdings ohne ausreichenden Erfolg für einen Einzug in den Landtag.

10. SVP bleibt dominierende politische Kraft: Insgesamt hat sich das Kräfteverhältnis zwischen den Parteien zwar erheblich verschoben, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die SVP die dominierende Partei bleibt, ohne die keine Landesregierung vorstellbar ist und die daher auch weiterhin den Ton in der Südtiroler Politik angeben wird. Allerdings ist das Koalitionspotenzial autonomiefreundlicher italienischer Parteien, vor allem aber das Erpressungspotenzial der deutschen Oppositionsparteien angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse im Landtag gewachsen (vgl. Pallaver 2004).

10. Ausblick

Wie ist diese Wahl in längerfristiger Perspektive zu deuten? Bedeutet sie – aus deutscher Sicht – einen Erdrutsch mit dauerhaften Folgen, das definitive Ende der Sammelpartei? Oder ist sie eher als Ausrutscher der Südtiroler Volkspartei zu werten, der schon beim nächsten Wahlgang wieder wettgemacht werden kann? Ist – aus italienischer Sicht – der jahrzehntelange Rechtstrend gestoppt worden? Kann dies als Zeichen einer allmählichen Versöhnung der italienischsprachigen Bevölkerung mit der Autonomie gedeutet werden, worauf auch die gewachsene Zahl an direk­ten italienischen Stimmen für die SVP hindeutet? Oder hat sich der frühere Protest nur in Resignation verwandelt, ablesbar an einer ständig abnehmenden Wahlbeteiligung? Eine endgültige Antwort auf diese Fragen lässt sich zum heu­tigen Zeitpunkt wohl nicht geben. Denn es gibt durchaus widersprüchliche Hin­weise.

Zunächst seien Argumente für einen dauerhaften Systembruch angeführt:

Die Mehrzahl der Wählerinnen und Wähler, die diesmal für die SVP gestimmt haben, taten dies aus Tradition; sie fühlen sich weiterhin dem Prinzip der Sammelpartei, der Geschlossenheit der Volksgruppe verpflichtet. Diese Stammwählerschaft der Volkspartei hat einen hohen Altersschnitt und wird daher aus rein demografischen Gründen abnehmen. Für die Jugend ist die SVP nicht nur zurzeit wenig attraktiv, sondern diese Generation dürfte auch in Zukunft kaum für Appelle zum Zusammenhalten empfänglich sein (es sei denn, die politischen Rahmenbedingungen auf staatlicher Ebene würden sich drastisch verschlechtern).

Die deutsche und ladinische Wählerschaft hat ein hohes Maß an Mobilität gewonnen. Sie fühlt sich vielfach nicht mehr an eine Partei gebunden, sondern wechselt je nach Situation und Wahlgang, wie etwa das gute Abschneiden der Demokratischen Partei bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 2008 in den ländlichen Gebieten Südtirols belegt.

Luis Durnwalder wird das nächste Mal nicht mehr als Landeshauptmannkandidat und Zugpferd der SVP zur Verfügung stehen. Das schmälert die Attraktivität der Volkspartei vermutlich vor allem bei den „geliehenen Stimmen“ aus der italienischsprachigen Wählerschaft, zumal die Partei bis auf Weiteres nicht zu einer Öffnung gegenüber der italienischen Sprachgruppe bereit zu sein scheint.

Das Argument „gemeinsam gegen Rom“ hat sowohl durch das Schwanken der SVP zwischen einem Pakt mit Mitte-links und der viel beschworenen Bündnisfreiheit an Kraft verloren als auch dadurch, dass die Regierung Berlusconi keine Anstalten macht, die Südtirol-Autonomie grundsätzlich infrage zu stellen.

Der Erfolg der rechtspopulistischen Opposition lässt auch die SVP weiter nach rechts rücken. Damit tut sich links der Volkspartei ein programmatisches Vakuum auf, in das andere (die Grünen, die Demokratische Partei, eine sozialdemokratische Abspaltung von der SVP …) stoßen könnten.

Auch im Jahr 1993 hat die SVP ziemlich schwach abgeschnitten, sich aber rasch wieder erholt. Diesmal jedoch waren die Verluste der Volkspartei in den ländlichen Gebieten, ihren Hochburgen also, am stärksten. Nur eine gewisse Attraktivität der Regierungspartei bei urbanen deutschen und bei italienischen Wählerschichten konnte den Gesamtverlust in Grenzen halten. Beides sind aber eher kritische Wählergruppen, die nicht leicht zu halten sein werden.

Aber es gibt auch etliche Argumente für die Gegenthese einer nur vorübergehenden Schwäche der Volkspartei:

Eine mobil gewordene Wählerschaft kann selbstverständlich auch wieder zur SVP zurückkehren, wenn diese gute Arbeit leistet und aus Fehlern lernt.

Die Freiheitlichen als stärkste Oppositionskraft sind von der Ideologie und vom Programm her kein Gegenpol zur SVP, vielmehr stellen sie sich gern als die bessere Volkspartei dar, die sich von dieser nur durch höhere Glaubwürdigkeit und Idealismus und eine geringere Kompromissbereitschaft unterscheidet, wenn es um den „Schutz der Heimat und des Volkstums“ geht. Ähnliches gilt auch für die kleineren deutschen und ladinischen Oppositionsparteien.

Luis Durnwalder war bei diesen Wahlen nicht nur ein starker Spitzenkandidat. Durch seinen Stil der Machtausübung polarisiert er auch und mag manche potenziellen SVP-Wählerinnen und Wähler aus Protest in die Arme der Opposition getrieben haben. Ein Nachfolger ist in dieser Hinsicht unbelastet und kann der Volkspartei vielleicht zu neuer Attraktivität verhelfen.

Die chronische Finanzknappheit des italienischen Staates, die sich in der aktuellen Wirtschaftskrise weiter verschärft hat, führt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit dazu, dass Rom versuchen wird, bei den Geldüberweisungen nach Bozen Einsparungen vorzunehmen. Das könnte abtrünnige Wählerinnen und Wähler der SVP wieder davon überzeugen, dass es notwendig sei, „zusammenzuhalten“ und die Sammelpartei zu stärken.

Die große Zersplitterung der italienischen Parteienlandschaft könnte die italienischsprachige Wählerschaft noch stärker in die Arme der Volkspartei treiben, zumal wenn diese sich doch zu einer Art Öffnung durchringen sollte.

Welche der skizzierten Entwicklungen eher eintreten wird, ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall darf die Situation nicht unabhängig davon gesehen werden, was sich im italienischsprachigen Parteienspektrum tut. Unter vielen Gesichtspunkten (ideologische Nähe, stärkere Repräsentativität, Verbesserung der Beziehungen zur Mitte-rechts-Regierung in Rom) wäre eine engere Zusammenarbeit der SVP (auch) mit den gemäßigten Rechtskräften auf italienischer Seite überfällig. Bisher waren es jedoch Politikerinnen und Politiker vom Schlage einer Michaela Biancofiore und eines Alessandro Urzì, die durch ihren harten autonomiekritischen Kurs diese von vielen in der Volkspartei gewünschte Annäherung verhindert haben. Sollte sich hier etwas ändern, werden die Karten gewissermaßen neu gemischt, was zur sowohl zur Stärkung als auch zur weiteren Schwächung der Südtiroler Volkspartei führen kann, aber dem Land insgesamt wohl gut bekommen dürfte.

Anmerkungen

1 Der Fahrtkostenzuschuss betrug pro Person für die Anreise aus europäischen Ländern je nach Ent­fernung zwischen 212 und 564 Euro. Die Möglichkeit der Briefwahl sieht das Wahlgesetz nicht vor, vgl. www.provincia.bz.it/praesidium/0101/download/heimatferne/Info-internet-Landtagswahlen-2008-deutsch.pdf (7.11.2008)

2 Die Funktionale Kleinregion St. Ulrich umfasst neben den drei Grödner Gemeinden auch Kastelruth und Lajen, sodass der Anteil der ladinischsprachigen Bevölkerung nur bei rund 50 Prozent liegt, während er in der Kleinregion Abtei (Gadertal) 96 Prozent erreicht.

3 Zu ähnlichen Ergebnissen kommt übrigens auch der Gewerkschafter und Wahlanalytiker Toni Serafini (vgl. Neue Südtiroler Tageszeitung, 30.10.2008, S. 11 und Alto Adige, 29.10.2008, S. 9).

4 Methodisch fußen die Berechnungen auf linearen Regressionen zwischen den relativen Stimmenanteilen aller Listen 2003 und 2008 mit anschließender Anpassung der Koeffizienten, um die Summe der Übergangsraten auf eins zu normieren. Es handelt sich dabei um ein eher grobes Schätzverfahren, dessen Ergebnisse keinen Anspruch auf Exaktheit erheben, die Tendenzen aber ganz gut wiedergeben sollten – jedenfalls besser als Wählerstromanalysen, die allein auf Umfragedaten beruhen.

Literaturverzeichnis

Atz, Hermann (2004). Die Landtagswahlen 2003 in Südtirol, in: Filzmaier, Peter/Plaikner, Peter/Cheru­bini, Isabella/Pallaver, Günther (Hg.): Jahrbuch für Politik. Tirol und Südtirol 2003/Annuario politico. Tirolo e Sudtirolo 2003, Bozen: Athesia, 196 – 217

Atz, Hermann (2007). Die Grünen Südtirols. Profil und Wählerbasis, Innsbruck-Wien-Bozen: Studien­verlag

Becker, Ulrich/Atz, Hermann (2008). Politische Umfrage im Auftrag der „ff – Südtiroler Wochenmagazin“. Methoden und Tabellenband zu einer empirischen Untersuchung. Bozen: apollis (unveröffentlichter Ergebnisbericht an den Auftraggeber)

Gruber, Gernot (2008). Südtirol hat gewählt. Ausgewählte Ergebnisse einer telefonischen Wahltagsbefragung im Auftrag der SVP, Bozen (unveröffentlichte Präsentationsfolien); auszugsweise veröffentlicht in: „Nachwahlbefragung: SVP hat ein Problem mit der Jugend“, Südtirol Online, Nachrichten vom 28.10.2008. www.stol.it/nachrichten/artikel.asp?KatId=fa&ArtId=126982 (12.03.2009)

Pallaver, Günther (2004). Südtirols Parteiensystem: Versuch einer Typologisierung nach den Landtagswahlen 2003, in: Filzmaier, Peter/Plaikner, Peter/Cheru­bini, Isabella/Pallaver, Günther (Hg.): Jahrbuch für Politik. Tirol und Südtirol 2003/Annuario politico. Tirolo e Sudtirolo 2003, Bozen: Athesia, 103 – 123

Abstracts

L’esito delle elezioni provinciali:
si intravede l’erosione
delle arene elettorali etniche?

L’esito delle elezioni amministrative del 26 ottobre 2008 – pur corrispondendo in linea di massima alle previsioni – ha comportato dei cambiamenti importanti per l’equilibrio tra le forze politiche della provincia plurilingue. Prima di tutto la Südtiroler Volkspartei (Svp), che si autodefinisce il partito di raccolta delle minoranze tedesca e ladina, per la prima volta dopo il 1945 ha perso la maggioranza assoluta dei voti, salvando di misura quella dei seggi. Il grande vincitore delle elezioni è stato il partito tedesco di destra die Freiheitlichen, che è riuscito a triplicare i consensi, diventando la seconda forza nel consiglio provinciale, un ruolo finora sempre riservato a un partito di lingua italiana. Minor movimento si è verificato nel bacino elettorale italiano, dove comunque la ventennale crescita dei partiti di destra si è conclusa con una leggera perdita a favore dei partiti di centro-sinistra. Il quadro emerso dopo il voto può essere interpretato in modi diversi: sia come la fine definitiva del concetto di partito di raccolta della Svp, sia come un incidente temporaneo che non cambierà di fatto l’assetto politico storico della Provincia di Bolzano.

Le resultat dles lîtes provinziales:
Pon odëi l’erojiun di raiuns litai etnics?

Le resultat dles lîtes aministratives dl 26 de otober 2008 – inc´e sce al corespogn plü o manco ales previjiuns – à impò subì mudaziuns importantes por c´i che reverda l’ecuiliber danter les forzes politiches dla provinzia plurilinga. Dantadöt la Südtiroler Volkspartei (SVP), che se dà fora sciöche le partì de racoiüda dles mendranzes todëscia y ladina, à pordü por le pröm iade do le 1945 la maioranza assoluta dles usc salvan de mosöra chëra di scagns. Le gran davagnadù dles lîtes é stè le partì todësch de man dërta „Die Freiheitlichen“ che é stè bun da tripliché i consënsc deventan la secunda forza tl consëi provinzial, pert resservada c´ina s´ëgn dagnora a n partì de lingaz talian. N mënder movimënt àl dè ca tl raiun lital talian, olache porater l’aumënt da vint agn incà di partis de man dërta à pordü usc, inc´e sce nia tröpes, co é jüdes ai partis de zënter-man ciampa. Le cuader saltè fora do les lîtes po gnì interpretè te manires desfarëntes: sides sciöche la fin definitiva dl conzet de partì de racoiüda dla SVP, sides sciöche na inciumpedada temporana che ne mudarà nia concretamënter l’ordinamënt politich storich de Südtirol.

Provincial election results: are ethnically based voting patterns being eroded?

The administrative elections for the 14th legislature of the Council of the Autonomous Province of Bolzano-Alto Adige were held on Sunday 26th October 2008. The result, although more or less expected, brought significant changes in the balance of political forces in this multilingual province. First of all the Südtiroler Volkspartei (SVP), which defines itself as the party that represents the German- and Ladin-speaking minorities, failed to win an absolute majority of votes for the first time since 1945, and only just held on to its majority of seats. The main winner in the elections was the right-wing German party Die Freiheitlichen which managed to triple its support, becoming the second-strongest party in the provincial council, a position which had always been held by an Italian-language party. Less volatility was seen among the Italian electorate, where the twenty-year growth of right-wing parties came to an end. The current picture can be interpreted in different ways: either as signifying the end of the SVP’s concept of representing the German and Ladin speaking minorities, or as a temporary situation that will not substantially alter the political structure of the Province of Bolzano.