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Greta Klotz/Valentino Liberto

Veränderung – um welchen Preis?

Cambiamento – a quale prezzo?

Change – at what cost?

Abstract The political year 2015 was shaped by supranational conflicts and crises. Several issues revealed how difficult it is to reach a consensus at the European level. Certainly, the biggest challenge for the European Union was, and still is, the refugee and asylum policy. The dispute about how to handle this crisis as well as the (temporary) closing of internal borders increasingly called the values of the European community into question. These same challenges must also be faced by the European Region Tyrol-South Tyrol-Trentino. In addition to the predominant social transformations that took place, 2015 was also a year of important political and institutional changes. After the ‘year of massive loss of trust’, the question arose as to how political actors and institutions could win back the voters’ confidence. At both the national and local levels, important reforms were introduced with the aim of rendering the Italian state and the Autonomous Province of Bozen/Bolzano more efficient and competitive. After several setbacks, this dynamism, together with the political style of Italian Prime Minister Matteo Renzi and South Tyrolean Governor Arno Kompatscher, now connote progress. Several reforms have been introduced, including amendments to the Italian electoral law and the Italian Constitution. A reform of the autonomy statute for South Tyrol and Trentino is underway as well. We cannot predict the long-term consequences of today’s reforms, nor the risks they will entail. In view of the upcoming social, political and institutional changes, the close collaboration of South Tyrol within Europe seems fundamental, especially with the Autonomous Province of Trento. This would only be possible, however, if the political changes meet with the approval of the most important stakeholders in this constellation: the citizens themselves.

1. Ein (un-)sicheres Europa

Das politische Jahr 2015 ließ ein gewisses Gefühl von Unsicherheit zurück. Im europäischen Kontext war es ein Jahr der politischen Krisen und supranationalen Konflikte. Es waren in erster Linie die Griechenlandkrise, die Flüchtlingsströme aus Syrien und Nordafrika und die Bedrohung eines möglichen Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (Brexit), welche Europa an den Rand einer Existenzkrise führten. Die Krisen offenbarten ideologische Diskrepanzen und die Schwierigkeit der Kompromissfindung auf europäischer Ebene. Die islamistisch motivierten Terroranschläge vom 7. Jänner in der Redaktion der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und am 13. November in der Innenstadt von Paris ließen die europäischen Staatsoberhäupter im Kampf gegen den Terrorismus zwar zeitweise wieder näher zusammenrücken, doch die politischen Reibungsflächen blieben. Die primären Konfliktpunkte des vergangenen Jahres waren zweifellos die Flüchtlings- und Asylpolitik. Italien stand durch die Bootsankünfte von aus Nordafrika kommenden Flüchtlingen in Lampedusa schon seit Ende 2014 vor großen Herausforderungen. Umso mehr fordert die Migrationswelle aber die EU als Gemeinschaft, bestehende Regelungen anzupassen und rechtlich sichere Wege nach Europa zu schaffen. Der Konflikt zum Umgang mit den Asylbewerbern führte so weit, dass mit der (zeitweisen) Schließung von Binnengrenzen auch das Konzept des freien Binnenpersonenverkehrs und auch die europäische Wertegemeinschaft zunehmend in Frage stehen. Eine Herausforderung, die auch vor der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino nicht Halt machte und machen wird.

In Südtirol wurden die Bahnhöfe von Bozen und am Brenner Anfang des Jahres 2015 zum Symbol für die Flüchtlingsproblematik. Als eine Station der Flüchtlingsroute von Süditalien nach Mittel- und Nordeuropa wurde die Brennerachse zum Durchzugsort. Freiwillige und karitative Organisationen versorg(t)en an den Bahnhöfen bis zu 150 Menschen pro Tag (vgl. Autonome Provinz Bozen/EURAC 2015). Eine solch hohe Anzahl an durchreisenden Flüchtlingen war für Südtirol ein neues Phänomen, dementsprechend unorganisiert und untätig reagierten die Behörden in den ersten Wochen. Zu den Transitflüchtlingen, die durch Südtirol reisen, aber sich nicht niederlassen, kam im Laufe des Jahres eine weitere Herausforderung hinzu: Gemäß dem nationalen Verteilungsschlüssel wurden Südtirol 0,9 Prozent (900) der italienischen Asylantragssteller zugewiesen, die von der Landesregierung auf 14 Aufnahmeeinrichtungen in mehreren Gemeinden verteilt wurden bzw. werden. Während ein Teil der Bevölkerung der neuen globalen Herausforderung der Flüchtlingsaufnahme offen und solidarisch begegnete (refugees welcome), gab es auch jene Stimmen, die von Ressentiments, Sorgen und Ängsten getrieben wurden (stop invasione). Die massive Polarisierung, welche durch die Flüchtlingsthematik in Südtirol dieses Jahr häufig zum Vorschein kam, war nicht nur ein Phänomen innerhalb der Zivilgesellschaft, sondern auch der politischen Parteien. Die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse im Zuge von Migration und Integration trafen auf ein Europa, in das ein Teil der Bürger das Vertrauen schon längst verloren hat. Dies belegen Umfragen zur öffentlichen Meinung1 gleichwohl wie der Vormarsch der rechtspopulistischen Parteien in Österreich, Frankreich und Italien.

Abgesehen von den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen war das vergangene Jahr auch eines der institutionellen und politischen Veränderungen. Nach einem „Jahr des massiven Vertrauensverlusts“ (Pallaver 2015, 24) stellte sich die Frage, wie das Vertrauen in die politischen Akteure und Institutionen wieder zurückgewonnen werden könne. Im besten Falle geschieht dies durch eine Erneuerung, denn Krisen können auch als Chance gewertet werden (vgl. Pallaver 2015, 48). Mehr wie von effektiven Erneuerungen kann rückblickend zumindest von einer Reihe von stattgefundenen Veränderungen gesprochen werden. Auf nationaler wie auch auf lokaler Regierungsebene wurden wirtschaftliche und politische Reformen eingeleitet, die den Staat bzw. das Land effizienter und wettbewerbsfähiger machen sollten. Die Reformen, welche Ministerpräsident Matteo Renzi in Rom und der Landeshauptmann Arno Kompatscher in Südtirol eingeleitet haben, hinterlassen dabei den Eindruck, dass nach Skandalen und Rückschlägen endlich etwas vorangebracht wird. Der Tatendrang beider politischer Leader suggeriert Fortschritt, ihr politischer Stil – anders als der ihrer jeweiligen Vorgänger – tut sein Übriges. Zweifellos wurden wichtige Reformen durchgeführt, einige waren gut, andere weniger, doch es reicht nicht nur aus, Reformen zu machen – sie müssen auch gut gemacht werden (vgl. Pasquino 2015).

2. Je weniger wir wählen, desto besser?

2015 war das zweite Jahr der von Matteo Renzi angeführten Regierung PD-Nuovo Centrodestra. Renzi hatte – wohlgemerkt ohne vorhergegangenen Wahlsieg – eine Große Koalition gebildet, wie vor ihm schon Enrico Letta (PD) und Mario Monti. Mit dem Niedergang von Berlusconis Mitte-rechts-Regierung sowie dem zeitgleichen Aufstieg des Movimento 5 Stelle (M5S) begann in Italien die Zeit der „Regierungen des Staatspräsidenten“ (Pasquino 2015) bzw. der „technisch-exekutiven Regierungen“ und der Großen Koalitionen, die ihrerseits Aufgaben nur ausführen und die Einbindung des Volkes vermeiden (vgl. Zagrebelsky 2015). Monti hatte seine Regierung einmal als „nicht gewählte Regierung, aber eine, die Reformen durchführt“ bezeichnet (Sky Tg24 2013). Es sind die internationalen Finanzmärkte und -institutionen, welche die südeuropäischen Länder drängen, sich auf „technische“ Regierungen zu beschränken, womit sich der Moment der Wahl von der Essenz der Demokratie zu einem potentiellen Hindernis wandelt (vgl. Zagrebelsky 2015). Eine politische Situation, die vom italienischen Sänger Daniele Silvestri in seinem Lied Quali Alibi mit folgenden Worten treffend beschrieben wurde:

Mi era sembrato di notare un fatto poco chiaro / come una specie di governo, ma di terza mano / con un programma mai approvato, che però seguiamo / neanche posso non votare, perché non votiamo.2

Der erste große Test für Renzi nach seinem Erfolg bei den Europawahlen 2014 waren die Regionalwahlen im Mai 2015. Der PD schaffte es, den Mitte-rechts-Parteien Kampanien zu entziehen, musste aber umgekehrt in Ligurien den Präsidenten abtreten, was unter anderem auf das starke Ergebnis der Lega Nord (20 %3) sowie die unabhängige Kandidatur der Linken zurückzuführen war (10 %). Das wichtigste Fazit der Wahlen aber war der starke Rückgang der Wahlbeteiligung, welche bei nur 52 Prozent und im Durchschnitt 10 Prozentpunkte hinter jener vor fünf Jahren lag. Noch eklatanter war die Verringerung in den „roten“ Regionen (–12 % Toskana, –13 % Marken), die immer „hellroter“ werden (Diamanti 2015). Lieber als den PD bzw. den PdR „partito di Renzi“ (Diamanti 2015) zu wählen, blieben die Mitte-links-Wähler dieses Mal den Wahlurnen fern. Dieser steigende Verzicht auf das demokratische Grundrecht der Stimmabgabe zeigt, wie sehr die Frustration und Unzufriedenheit mit der Demokratie inzwischen verinnerlicht ist (vgl. Zagrebelsky 2015). Die Stimmenthaltung nimmt zu, es wird weniger gewählt, hinzu kommen parlamentarische Mehrheiten ohne Wahllegitimation und, im Zuge der anstehenden Reformen, Parlamente mit Senatoren, die nicht direkt gewählt werden. Die Wahl wird somit zu einem unvorhersehbaren „Sprung ins Leere“ (Diamanti 2015).

In der Zwischenzeit vertrat der Premierminister die #voltabuona – um sich einem der häufigen hashtags von Renzi zu bedienen – und propagierte die Verdienste seiner Reformen unter diversen Mottos im Internet (#buonanno, #ventiquattro mesi di governo). Dazu gehören die Verfassungsreform, insbesondere die Abschaffung des Senats, die Verabschiedung des Italicum, die Verringerung der Arbeitslosigkeit dank des Jobs Act, die Abschaffung der Steuern TASI und IMU auf die Erstwohnung ab Anfang 2016, die Übernahme von mehr Lehrern in der Stammrolle mit Hilfe des erst kürzlich verabschiedeten Gesetzes der Buona Scuola sowie der weltweite Erfolg der Mailänder EXPO. Obwohl es sich teilweise um „wirre und beschränkte“ Reformen handelt, meint der Philosoph Massimo Cacciari, sei „alles besser als ein Stillstand“ (Jozsef 2016). Trotz Renzis Reformen scheint die italienische Wirtschaft erneut zu stagnieren (vgl. ISTAT 2016a; OSCE 2016). Die einzige Kennzahl, die sich in einem klaren Aufwärtstrend befindet, ist das Vertrauen der Konsumenten (vgl. ISTAT 2016b). Die negativen Wirtschaftsindikatoren veranlassten Renzi zu einem Strategiewechsel in seiner EU-Politik („but now the music has changed“ 4) mit dem Ziel, von Brüssel eine höhere Flexibilität zum Defizit zu erhalten, aber auch, um sich von seinen „technokratischen“ Vorgängern abzuheben. Die von ihm sogenannten „nicht gewählten aristokratischen Moralisten“ würden glauben, dass eine pädagogische Kampagne notwendig sei, um die Italiener zu ändern: „Wir sind Politiker, keine Technokraten“ (Mauro 2016). Renzi will in Italien wieder Vertrauen wecken, ähnlich wie es vor ihm schon Silvio Berlusconi versucht hat. Letzterem muss Alexander Langer (1994) folgend nämlich zumindest der Verdienst anerkannt werden, dem Land ein kleines bisschen Optimismus gebracht zu haben. Die Beharrlichkeit, die Unbeschwertheit und der Enthusiasmus, mit dem Matteo Renzi ohne reifere Überlegungen seine Reformen umsetzt und die Grundlagen des Systems verändert, hinterlassen einen positiven Eindruck – auch wenn er damit die wirklichen Probleme kaum angeht (vgl. Giunta 2015). Renzi meistert das Leben mit einem Lächeln – mit dem Gruß „con un sorriso, Matteo“ beendet der Premier seine regelmäßigen e-news: Eine Art von Populismus, die das Bauchgefühl der Italiener nicht direkt zum Ausdruck bringt, aber es zumindest versucht durch motivierende Methoden eines „positiven Verhaltens“ zu umschmeicheln (Giunta 2015). Italien hat keine Angst, das Land kann es schaffen, „weil es eben Italien ist“.

Zeitgleich wie Renzi versucht, das Vertrauen der Bürger durch Reformen (und seinen Optimismus) zurückzugewinnen, lautet auch das Ziel der Südtiroler Landesregierung, die Politik nach dem Rentenskandal von 2014 wieder glaubwürdiger zu machen. Landeshauptmann Arno Kompatscher leugnet nicht, dass er sich dabei zuweilen auch von Matteo Renzi und Angela Merkel inspirieren lässt, mit denen er sich beim Besuch der Bundeskanzlerin auf der EXPO in Mailand gemeinsam ablichten ließ. Überhaupt kann man den Landeshauptmann 2015 häufig als „Außenminister“ in intensiver diplomatischer Aktivität in Rom, Wien und Brüssel beobachten (vgl. Aschbacher/Mair 2016). Mit der italienischen Regierung setzt er bei den Verhandlungen zum Finanzabkommen auf die „Karte der ethnischen Zugehörigkeit“ (Boschi/Peterlini 2015), während er in Bozen als „Baustellenleiter“ (Aschbacher/Mair 2015) von weitreichenden ökonomischen Reformen unterwegs ist, die mit Einsparungen sowie Vereinfachungen innerhalb der öffentlichen Verwaltung einhergehen: die Fusion von SEL und AEW zu Alperia, welche den Energiesektor neu regelt; die Gründung der IDM (Innovation Development Marketing), ein Sonderbetrieb des Landes und Zusammenschluss der Gesellschaften BLS, EOS, SMG und TIS; ein neues Mobilitätsgesetz inklusive einer Wiederbelebung des Flughafens Bozen; die Erneuerung der Konzession für die Autobahn A22; eine Reform im Gesundheitswesen; ein neues Kultur- und Bildungsgesetz sowie der Konvent zur Reform des Autonomiestatuts.

Obwohl der Arbeitseifer der Landesregierung den Oppositionsparteien im Landtag, die laut Kompatscher wenig zu kritisieren haben (vgl. Aschbacher/Mair 2016), erhebliche Schwierigkeiten bereitet, kommen die Reformen auch den beiden Regierungsparteien kaum zugute. Dies bestätigten die Gemeinderatswahlen im Mai, wo sich die wachsende Unzufriedenheit in einem Rückgang der Wahlbeteiligung von 7,7 Prozent im Vergleich zu 2010 manifestierte. Von 109 Gemeinden gewann die SVP 93 Bürgermeisterämter und verlor zu 2010 neun erste Bürger. Die Volkspartei verliert in Meran – Paul Rösch wird zum ersten grünen Bürgermeister Südtirols – und in Innichen, wo die Proteste zu der von der Sanitätsreform vorgesehenen Schließung der peripheren Krankenhäuser (insbesondere der Geburtenabteilungen) zur historischen Wahl der „Bürgerlistlerin“ Rosmarie Burgmann beitrugen. Der PD verringerte seine Bilanz von zwei auf keinen Bürgermeister: Neben dem Verlust in Leifers gewann die Partei zwar in Bozen, doch die Landeshauptstadt wird wenige Monate später schon kommissarisch verwaltet. Auch dort gewann die Wahlenthaltung: Luigi Spagnolli wird in der Stichwahl zwar wiedergewählt, doch mit einer Wahlbeteiligung von nur 40 Prozent. Er startet eine Neuauflage des „Projekt Benko“5, das vom Gemeinderat zuvor abgelehnt wurde, und tritt zurück. Rückblickend ist festzustellen, dass einem Teil der Mehrheit PD-SVP, einschließlich des Bürgermeisters, eine private Investition und die „Veränderung um jeden Preis“ wichtiger waren als das Fortbestehen des Gemeindeausschusses. Umgekehrt war den Grünen die Verteidigung des Bestehenden (im Namen des öffentlichen Interesses) wichtiger als die Bereitschaft, eine gewählte Stadtregierung zu garantieren. In Leifers gewann Christian Bianchi (Uniti per Laives, Lega Nord) gegen die scheidende Bürgermeisterin und Parteivorsitzende des PD Liliana Di Fede. Es entstand das „Modell Leifers“: eine rechte Bürgerliste, die mit der Lega Nord koaliert und mit einer blockfreien SVP regiert, sowie eine bündniswillige Fünf-Sterne-Bewegung. Ein anderes Modell entstand in St. Ulrich, wo im November Tobia Moroder mit dem überparteilichen Projekt „Per la lista unica“ gewann, dessen Kandidaten bei einer Vorwahl per Brief bzw. online auserkoren wurden.

Das Jahr 2015 bestätigt einige politische Tendenzen in Südtirol: Die SVP, die einen hohen Rückgang an Mitgliedern zu verzeichnen hatte, scheint immer ambi­valenter zu werden. Die blockfreie Strategie in Leifers und – nach Spagnollis Rücktritt – auch in Bozen, steht einer unter starker Kritik stehenden Koalition mit dem PD auf Landesebene und in Rom gegenüber. Die Freiheitlichen, die sich noch nicht vom Rentenskandal erholen konnten, aber auch die Grünen haben angesichts des politischen Stils und der Strategie des Landeshauptmanns große Mühe, sich in der Oppositionsrolle zu profilieren und befinden sich in einem Argumentationsdilemma. Enttäuschend war auch das Ergebnis der Oppositionsparteien bei den Gemeinderatswahlen. Im Moment scheint die Süd-Tiroler Freiheit die einzige konsolidierte Oppositionspartei in den Gemeinden zu sein. Die Freiheitlichen entgingen in Mühlbach zwar nur äußerst knapp der Eroberung der ersten „blauen“ Gemeinde, doch weder sie noch die Grüne Bürgerliste schafften in Brixen den Einzug in die Stichwahl. Letztere verlor in Brixen darüber hinaus den Platz im Gemeindeausschuss. Die Grünen wechselten auch in Bozen und Leifers in die Opposition. Schuld war der Bruch zwischen dem PD und den Ökosozialen innerhalb des Mitte-links-Blocks, der auch national zu beobachten ist. Das wichtigste Fazit von 2015 bleibt aber der Vormarsch der überparteilichen Bürgerlisten im Land und die damit zusammenhängende Unfähigkeit der traditionellen Parteien, dem Wunsch nach Veränderung nachzukommen.

3. Ein Spiel mit dem Feuer?

2015 war für Italien ein Jahr von womöglich historischer Bedeutung für Veränderungsprozesse auf institutioneller Ebene, denn die Grundgerüste des Staatsgefüges standen mehr denn je in Diskussion. Die politische Bühne wurde von einer umfangreichen Verfassungsreform und einem neuen Wahlgesetz (Italicum) beherrscht. Beide Reformen wurden auch in Südtirol kontrovers diskutiert, gleichzeitig beschäftigte man sich auf lokaler Ebene mit der Überarbeitung von eigenen Rechtsgrundlagen: der Reform des Autonomiestatuts und einem neuen Gesetz für die Wahl der Gemeindeorgane.

Renzis Italicum (Gesetz Nr. 52/2015) hat die Schaffung einer regierungsfähigen Mehrheit durch eine Mehrheitsprämie von 340 Sitzen (54 %) an jene Liste, die mindestens 40 Prozent der Stimmen erhält, zum Ziel. Sollte keine Partei diesen Anteil gewinnen können, ist eine Stichwahl zwischen den beiden meistgewählten Listen vorgesehen. Dem Sieger wird dann die genannte Prämie zuerkannt. In dieser Regelung liegt einer der größten Kritikpunkte an der Wahlreform (vgl. Ansa 2015). Im Falle einer Stichwahl könnte nämlich auch eine Partei mit geringen Stimmenanteilen im ersten Wahlgang später mithilfe der Mehrheitsprämie auf die absolute Mehrheit der Sitze gehievt werden. Ein weiterer Effekt des Italicum ist die Zuspitzung des Parteienwettbewerbs auf zwei Großparteien bzw. deren Leader (vgl. Massari 2015). Dem Erpressungspotential der kleineren Parteien wird hingegen entgegengewirkt. Sie werden künftig nur mehr eine marginale Rolle spielen und kaum mehr als Zünglein an der Waage gebraucht werden. In den beiden autonomen Regionen Aosta und Trentino-Südtirol kommt das Italicum nur teilweise zur Anwendung, es wird ein kombiniertes Wahlgesetz eingeführt, ähnlich wie es bis 2005 der Fall war.

Die politisch brisantere Reform aber war die Verfassungsrevision. Der Vorschlag zum Verfassungsgesetz (Ddl. Cost. A.C. 2613-B) soll die Effizienz des krisengebeutelten Systems durch zwei Kernelemente steigern: zum einen durch ein vereinfachtes Gesetzgebungsverfahren, indem das perfekte Zweikammersystem abgeschafft wird, zum anderen durch die Konzentration der Entscheidungsmacht auf die Regierung, indem die Regionen (ausgenommen jene mit Sonderstatut) in ihren Kompetenzen beschnitten werden (vgl. Alber/Zwilling 2015). Während sich Wissenschaft und Politik einig darüber sind, dass zwei kompetenzgleiche Kammern den parlamentarischen Prozess lähmen, hat im Vorfeld vor allem die Zusammensetzung des künftigen Senats für Diskussionen gesorgt. Dieser soll gemäß Reformvorschlag aus 100 Senatoren (statt aus 315) bestehen und die territorialen Körperschaften des Staates repräsentieren. Fünf Senatoren werden vom Staatspräsidenten ernannt, die weiteren 95 setzen sich aus 74 Regionalratsabgeordneten und 21 Bürgermeistern zusammen und werden von den jeweiligen Regionalräten und in Bozen und Trient von den zwei Landtagen gewählt. Jede Region stellt je nach Bevölkerungsanzahl eine fixe Anzahl an Senatoren, auf die beiden Autonomen Provinzen entfallen ein Landtagsabgeordneter sowie ein Bürgermeister pro Provinz. Mit dieser Sitzverteilung ist die Region Trentino-Südtirol im innerstaatlichen Vergleich überrepräsentiert. Dieser an sich positive Umstand kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass der neue Senat Gesetze nur mehr in beschränkten Bereichen mitgestalten kann und faktisch zu einer zweitrangigen Kammer wird (vgl. Ruggiu 2015). Der Verfassungsentwurf, der insbesondere den Titel V der Verfassung betrifft, soll die konkurrierende Gesetzgebung zwischen Staat und Regionen mit Normalstatut abschaffen. Stattdessen werden die Kompetenzen zwischen Zentral- und Regionalebene aufgeteilt und fallen künftig in deren exklusive Zuständigkeit, wobei der Staat wieder mehr Kompetenzen an sich nimmt. Die Reform sieht außerdem eine clausola di supremezia vor, die es dem Staat erlaubt, in die Zuständigkeit der Region einzugreifen, wenn es dem Schutz der juridischen oder ökonomischen Einheit oder dem nationalen Interesse dient.

Auf nationaler Ebene wurde der Zentralisierung des Staatsgefüges kaum Beachtung geschenkt, in Südtirol – obwohl die Regionen mit Sonderstatut von der neuen Kompetenzverteilung nicht betroffen sind (Art. 39 Verfassungsentwurf) – indes sehr wohl. Die lokalen Oppositionsparteien beanstandeten die Verfassungsreform als „Gefahr für die Autonomie“ (vgl. Die Freiheitlichen 2015) und mit ihnen auch Vertreter der Südtiroler Volkspartei und die Tageszeitung „Dolomiten“ (2015). Die SVP und die Südtiroler Parlamentarier stehen der zentralistischen Ausrichtung der ­Reform ebenso kritisch gegenüber, unterstreichen aber den Wert der Schutzklausel (vgl. SVP 2015). Künftig könne das Autonomiestatut nur im gegenseitigen Einvernehmen von Staat und Region abgeändert werden. Damit werde die Grundlage der Sonderautonomien – die Praxis der bilateralen Verhandlung auf gleicher Ebene – verstärkt und deren große Besonderheit bleibt (vgl. Happacher 2015). Des Weiteren wird das Verfahren zur Übertragung von weiteren Kompetenzen vereinfacht: Diese können künftig durch ein einfaches Gesetzgebungsverfahren auf Basis des Einvernehmens zwischen Staat und Region übertragen werden. Dennoch: Die Absicherung der Südtiroler Autonomie durch die Schutzklausel kann den bitteren Beigeschmack nicht abwehren – die Asymmetrien zwischen den Regionen mit Sonderstatut und jenen mit Normalstatut werden verstärkt und letztere stark geschwächt (vgl. Palermo/Nicolini 2016). Damit geht die Reform insgesamt in keine für Südtirol wünschenswerte Richtung. Die Neiddiskussion in Hinblick auf die Regionen mit Sonderstatut wird sich künftig vermutlich nicht legen, sondern möglicherweise noch verfestigen. Bedenklich ist zudem, dass ein gemeinsames Vorgehen der Regionen, auch jener mit Sonderstatut, im Zuge der Reform völlig vernachlässigt wurde. Die Notwendigkeit, sich als Regionen gemeinsam gegenüber dem Zentralstaat zu behaupten, wird innerstaatlich kaum wahrgenommen und scheint nur zwischen Südtirol, Trentino und dem Aostatal zu funktionieren.

Wird die Verfassungsreform beim Referendum im Herbst 2016 von den Bürgern bestätigt, wird sie auch Auswirkungen auf die Revision des Autonomiestatuts haben. Bereits im Wahlkampf zur Landtagswahl 2013 war die Anpassung der Südtiroler Landesverfassung an „die geänderten gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen […] Rahmenbedingungen“ (SVP/PD 2013, S. 31) ein konkretes Anliegen des späteren Landeshauptmanns. Am 23. April 2015 beschloss der Landtag die Einsetzung des sogenannten Südtirol-Konvents (LG 3/2015), ein interdisziplinäres Gremium aus Experten, Politikern und Bürgern, das durch ein partizipatives Beteiligungsverfahren die historische Überarbeitung des Zweiten Autonomiestatuts einleiten und einen diesbezüglichen Reformvorschlag erarbeiten soll. Ein ähnliches Gesetz wurde ein halbes Jahr später auch in den Landtag des Trentino eingebracht (LG 1/2016). Das Ziel des Konvents ist es, die künftige Ausgestaltung der Autonomie gemeinsam mit der Bevölkerung zu diskutieren, um sie dadurch bestmöglich konsensorientiert weiterzuentwickeln und die Reform insgesamt zu legitimieren. Die Opposition stimmte im Landtag allerdings mehrheitlich gegen das Gesetz. Den Grünen ging die Einbindung der Zivilgesellschaft nicht weit genug, wogegen die Freiheitlichen und die Süd-Tiroler Freiheit im Projekt eher ein nicht zu unterschätzendes Risiko sehen. Die Südtiroler Autonomie riskiere dementsprechend immer mehr in Richtung einer rein territorialen Autonomie weiterentwickelt zu werden, so die „Neue Südtiroler Tageszeitung“ (2016), womit die Aushöhlung von Grundpfeilern, wie Unterricht in der Muttersprache oder Proporz, vorprogrammiert sei. Die kontroversen Diskussionen um die Überarbeitung des Autonomiestatuts zeigen, dass sich Südtirol immer mehr in einem Spannungsfeld befindet: zwischen jenen, welche die Autonomie in Richtung einer postethnischen Ära entwickeln möchten und jenen, die sich für Südtirol eine andere territoriale Ausgestaltung bzw. zumindest die Selbstbestimmung wünschen (vgl. Alber 2015). Wie man die Grundlagen der Autonomie ideologisch auch bewerten mag, der Konvent ist institutionell und gesellschaftlich betrachtet eine für Südtirol noch nie dagewesene Innovation. In diesem Sinne birgt das Projekt große Chancen in sich und es wird nicht zuletzt zeigen, wie die Südtiroler Gesellschaft zu einer partizipativen Politikgestaltung steht. Das Risiko besteht indes darin, dass keine garantierte Rückkoppelung der Meinung der Bürger zu den politischen Entscheidungsträgern vorgesehen ist. Der Konvent hat nur beratende Funktion und der Vorschlag ist für die Politik nicht verbindlich und wird dem Südtiroler Landtag nach Beendigung des Prozesses nur zur Diskussion vorgelegt, bevor er dann gemeinsam mit dem Trentiner Reformentwurf im Regionalrat behandelt wird. Nach der Erarbeitung eines regional abgestimmten Entwurfs wird der Gesetzesvorschlag in das na­tio­nale Parlament eingebracht.

Was bleibt, ist die Frage, ob mit der Reform des Statuts wirklich die sprichwörtliche Büchse der Pandora geöffnet wird, wie viele fürchten, oder aber sich das Land nicht weiterentwickeln kann, wenn die Grundlagen der Autonomie nicht überdacht bzw. neu interpretiert werden? Ähnliche Fragen sollten im Hinblick auf die nationalen institutionellen Reformen gestellt werden: Ist es nicht ein Risiko, die Beziehungen zwischen Staat und Regionen umzugestalten? Oder ergibt sich durch die Revision der Verfassung eine Chance, die parlamentarischen Abläufe endlich zu entschlacken?

4. Die Rechnung folgt später

Im vergangenen Jahr wurde viel über Reformen und Wahlen gesprochen. Was sind nun die Perspektiven für das aktuelle Jahr? 2016 wird ein Bürger von Bozen sechs Mal zur Wahl aufgerufen sein: zwischen Ende März und Anfang April zur Volksbefragung zum Plan für eine städtebauliche Umstrukturierung – kurz zum Projekt „Kaufhaus Bozen“; im April zu einem abschaffenden nationalen Referendum zur Erdöl- und Erdgasförderung; im Mai zu den vorgezogenen Gemeinderatswahlen sowie zu einer (wahrscheinlich) darauffolgenden Stichwahl; im Juni zu einer Volksbefragung zum Flughafen und schließlich im Oktober zum Referendum zur Verfassungsrevision. Es scheint somit nicht an Beteiligungsmöglichkeiten zu fehlen, um die eigene Meinung zu den von der Politik auf den Weg gebrachten Veränderungen auszudrücken – ein weiteres Beispiel ist der Konvent zur Reform der Südtiroler Autonomie –, auch wenn die Referenda zu großen Infrastrukturen eigentlich mehr als Instrument der Ratifizierung bzw. Ablehnung von bereits getroffenen Entscheidungen zu bewerten sind. Bei seiner Rede zum Haushaltsjahr 2016 bestätigte Kompatscher, dass er auf die Zustimmung der Bevölkerung zum Flughafen hofft, er das Ergebnis der Volksbefragung aber nicht als politische Vertrauensfrage über sich selbst bewertet. Anders dagegen Renzi, der den Ausgang des Referendums zur Verfassungsreform sehr wohl an seine politische Zukunft knüpft und ankündigte, im Falle einer Ablehnung zurückzutreten. Renzi und Kompatscher sind charakterlich von anderem Schlag, teilen dennoch einige Positionen. Beide sind verfechtende Europäer und fordern – bei der Flüchtlingskrise sowie im finanzökonomischen Bereich – gemeinsame europäische Lösungen und die Notwendigkeit, nationale Interessen zu überwinden. Renzi konzentrierte sich auf die von Seiten der EU bereits seit Langem von Italien geforderten Reformen, Kompatschers Schwerpunkt lautet hingegen die „Vernetzung“ (vgl. Autonome Provinz Bozen 2015). Die grenzüberschreitende Kooperation innerhalb der Europaregion, insbesondere mit der Autonomen Provinz Trient, ist im Hinblick auf die Reform des Autonomiestatuts sowie auf die Auswirkungen der Verfassungsreform unabdingbar. All dies setzt voraus, dass Bürgerinnen und Bürger die Reformen ihrer jeweiligen Regierungen auch annehmen. Denn die Rechnung sollte nie ohne den Wirt gemacht werden.

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Pasquino, Gianfranco (2015). Cittadini senza scettro. Le riforme sbagliate, Milano: Università Bocconi Editore

Ruggiu, Ilenia (2015). Senato e competenze: perché il nuovissimo Titolo V impoverisce il regionalismo, in: Palermo, Francesco/Parolari, Sara (Hg.), Riforma Costituzionale e Regioni: Riflessioni a prima lettura sul nuovo Titolo V della Costituzione, Bolzano: EURAC research, 39–50

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Zagrebelsky, Gustavo (2015). Moscacieca, Roma-Bari: Editori Laterza

1. Un’Europa più (in)sicura

L’anno politico 2015 ci lascia con un certo senso di insicurezza. Nel contesto europeo è un anno di conflitti e crisi sovranazionali. Le conseguenze delle politiche di austerity sulla Grecia, i flussi di migranti da Siria e Nordafrica, la minaccia di un’uscita del Regno Unito dall’Unione Europea (Brexit), rivelano difficoltà nella ricerca di un compromesso a livello comunitario: discrepanze ideologiche tali da mettere a rischio l’esistenza stessa dell’idea di Europa. A seguito degli attacchi terroristici di matrice islamica del 7 gennaio alla redazione del giornale satirico francese Charlie Hebdo e del 13 novembre nel centro di Parigi, i primi ministri e i capi di Stato del continente si ritrovano nuovamente uniti nella condanna al terrorismo, mettendo per un attimo da parte i punti di attrito. Attriti emersi in particolare attorno alle politiche di accoglienza di profughi, rifugiati e richiedenti asilo. In Italia, l’emergenza per gli sbarchi a Lampedusa di profughi provenienti dalle coste libiche cresce a partire dal 2014. L’ondata migratoria verso l’Europa mette a dura prova la Comunità Europea, che protegge le frontiere esterne dell’Unione, ma esita nel creare un accesso sicuro e legale per i richiedenti asilo e rifugiati che fuggono da conflitti e crisi globali. L’incapacità di trovare una soluzione comune a livello sovranazionale conduce a iniziative unilaterali di alcuni stati membri, dalla reintroduzione dei controlli di frontiera sino alla chiusura dei confini interni: la sospensione temporanea della libera circolazione nell’area Schengen mette in discussione uno dei pilastri fondativi dell’UE. Un rischio che pure l’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino non ha potuto ignorare né potrà permettersi di sottovalutare, girandosi dall’altra parte.

In Sudtirolo, le stazioni ferroviarie di Bolzano e del Brennero rientrano sin dall’inizio del 2015 tra i principali epicentri della crisi dei rifugiati in Europa. Sull’asse del Brennero transita il flusso di migranti proveniente dal Mediterraneo diretto verso l’Europa del nord. Volontari e organizzazioni caritatevoli assistono circa 150 persone ogni giorno (cfr. Autonome Provinz Bozen/EURAC 2015). Un così alto numero di profughi rappresenta per il Sudtirolo un fenomeno completamente nuovo: nelle prime settimane dell’emergenza, la reazione delle istituzioni è difatti lacunosa e insufficiente. Al problema dei migranti di passaggio sul territorio sudtirolese, nel corso dell’anno si aggiunge poi un’altra urgenza da affrontare: secondo i criteri di distribuzione stabiliti a livello nazionale, la Provincia di Bolzano deve ospitare lo 0,9 per cento (900 persone) dei richiedenti asilo in Italia, che la giunta provinciale colloca in 14 centri di accoglienza. Una parte della popolazione si apre alla solidarietà (refugees welcome), mentre si alzano voci di protesta che esprimono risentimento, preoccupazione e paura (stop invasione). Tale forte polarizzazione, venuta alla luce sempre più spesso in Sudtirolo attorno al tema della migrazione, non investe solamente la società civile, ma si riscontra anche nella dialettica tra i partiti politici. I flussi di migranti, i processi di integrazione e le trasformazioni sociali in atto giungono in un momento di forte sfiducia delle cittadine e dei cittadini europei verso le istituzioni centrali. Lo dimostrano i sondaggi d’opinione1 così come l’avanzata dei partiti della destra populista in Austria, Francia e Italia.

Oltre che da predominanti trasformazioni della società, il 2015 è contraddistinto da importanti cambiamenti istituzionali e politici. Dopo l’anno della “massiccia perdita di fiducia” (Pallaver 2015, 26) ci si è posti la questione su come partiti e istituzioni possano riconquistare la fiducia perduta. Nel migliore dei casi ciò avviene attraverso forme di rinnovamento, in quanto le crisi possono essere considerate anche un’opportunità (cfr. Pallaver 2015, 49). Più che di effettivo rinnovamento, a posteriori si può dire che siano avvenuti perlomeno una serie di cambiamenti. A livello governativo sia nazionale che locale sono state avviate riforme economiche e politiche, con l’obiettivo di rendere rispettivamente lo Stato e la Provincia più efficienti e competitivi. Le riforme introdotte lo scorso anno dal presidente del Consiglio dei ministri italiano Matteo Renzi e dal presidente della Provincia autonoma di Bolzano Arno Kompatscher danno l’impressione che – dopo innumerevoli scandali e passi falsi – finalmente si muova qualcosa. Il dinamismo di entrambi i leader suggerisce progresso; il resto lo fa lo stile politico, così diverso dai predecessori. Di sicuro riforme importanti sono state fatte, alcune bene e altre male – in quanto non basta fare le riforme, occorre farle bene (cfr. Pasquino 2015).

2. Meno si vota, meglio è?

Il 2015 è il secondo anno di vita dell’esecutivo Pd-Nuovo CentroDestra (Ncd) guidato da Matteo Renzi. Al pari dei predecessori alla presidenza del Consiglio Enrico Letta (Pd) e Mario Monti, Renzi ha formato un governo “di larghe intese” senza previa legittimazione elettorale, ovvero senza vittoria alle elezioni. La crisi del centrodestra berlusconiano e la contemporanea ascesa del Movimento 5 Stelle hanno dato vita a “governi del presidente” della Repubblica (Pasquino 2015) ovvero a “governi tecnico-esecutivi” e di “grande coalizione” che sono esecutori di compiti che rifuggono le consultazioni popolari (cfr. Zagrebelsky 2015). Monti definì il suo “un governo senza voti che fa le riforme” (Sky Tg24 2013): i mercati e le istituzioni finan­ziarie europee ed internazionali che spingono per ridurre i governi del Sud Euro­pa in “esecutivi”, trasformando il momento elettorale da linfa della democrazia a potenziale intralcio (cfr. Zagrebelsky 2015). Una situazione politica recepita addirittura dal refrain di una canzone popolare, “Quali alibi”, interpretata dal cantante Daniele Silvestri:

“Mi era sembrato di notare un fatto poco chiaro / come una specie di governo, ma di terza mano / con un programma mai approvato, che però seguiamo / neanche posso non votare, perché non votiamo”.2

Il rinnovo di sette consigli regionali nel maggio 2015 è il primo test elettorale per l’agenda delle riforme di Renzi, dopo il grande consenso ottenuto alle elezioni europee del 2014. Se il Pd toglie la Campania al centrodestra, in Liguria il centrodestra strappa la presidenza della regione al centrosinistra, grazie alla Lega Nord al 20 per cento3 e a una candidatura autonoma della sinistra che sfiora il 10 per cento. Crolla l’affluenza, ferma al 52 per cento e mediamente di 10 punti percentuali inferiore a cinque anni prima, più accentuata nelle “regioni rosse” che diventano sempre più “rosa-pallido” (Diamanti 2015). Piuttosto che votare il Pd, ovvero il PdR “partito di Renzi” (Diamanti 2015), l’elettore di centrosinistra preferisce disertare le urne. La rinuncia all’esercizio del voto come diritto democratico dimostra che la frustrazione della democrazia è interiorizzata (cfr. Zagrebelsky 2015). L’astensionismo aumenta e si vota “di meno”, con maggioranze parlamentari prive di legittimazione elettorale e, a riforme costituzionali ultimate, con senatori non direttamente elettivi. Il voto diventa così un “salto nel vuoto” imprevedibile (Diamanti 2015).

Nel frattempo, Matteo Renzi sostiene la “#voltabuona” – per usare uno degli hashtag lanciati dal premier – ed elenca i meriti delle sue riforme attraverso le slide “#buonanno” di fine 2015 e “#ventiquattro mesi di governo”: riforma della Costituzione con l’abolizione del Senato vigente e approvazione della nuova legge elettorale Italicum; calo della disoccupazione grazie al Jobs Act; TASI e IMU sulla prima casa abolite a partire dal 2016; insegnanti precari assunti di ruolo con la legge ­Buona Scuola appena approvata; “successo planetario” per l’EXPO di Milano sull’alimentazione. Pur essendo un riformismo “arruffone e limitato”, “qualsiasi cosa è meglio dell’immobilismo” sostiene il filosofo Massimo Cacciari (Jozsef 2016). Nonostante le riforme, però, l’economia italiana sembra di nuovo rallentare (cfr. ISTAT 2016a; OCSE 2016). Unico dato in significativa crescita è la fiducia dei consumatori (cfr. ISTAT 2016b). Alla luce degli indicatori negativi, Renzi imprime una svolta alla sua strategia europea (“but now the music has changed 4) al fine di ottenere da Bruxelles maggiore flessibilità sul deficit e in polemica con i predecessori tecnici, “moralisti da salotto senza voti”che credono sia necessaria una campagna pedagogica per cambiare gli italiani: “Noi siamo la politica, non la tecnica” (Mauro 2016). Renzi vuole infondere fiducia al paese, in maniera analoga a Silvio Berlusconi, cui Alexander Langer riconosceva il merito di aver dato “almeno un’iniezione di ottimismo per andare avanti” (Langer 1994). La tenacia, l’incoscienza, l’entusiasmo privo di fini ragionamenti con cui Matteo Renzi mette in pratica le sue idee, riformando gli ingranaggi del sistema – ma senza toccare quei problemi reali che stanno aldilà della portata delle sue politiche – generano un effetto positivo (cfr. Giunta 2015). Renzi affronta la vita col sorriso – con “un sorriso, Matteo” chiude tutte le sue periodiche e-news: una forma di populismo che non esprime la “pancia degli italiani”, ma la lusinga, tramite tecniche motivazionali da “atteggiamento mentale positivo” (Giunta 2015). L’Italia non ha paura, può farcela perché “è l’Italia”.

Se le riforme (e l’ottimismo) di Renzi puntano sulla fiducia dei cittadini, l’obiettivo dichiarato della giunta provinciale sudtirolese è il recupero di credibilità della politica dopo lo “scandalo pensioni” del 2014. ll presidente della Provincia Arno Kompatscher non nasconde di ispirarsi a Matteo Renzi e ad Angela Merkel, con i quali si fa fotografare durante la visita della cancelliera all’EXPO. Il 2015 vede il Landeshauptmann impegnato in un’intensa attività diplomatica da “Außenminister” tra Roma, Vienna e Bruxelles (cfr. Aschbacher/Mair 2016). Con il governo italiano gioca la carta etnica (Boschi/Peterlini 2015) per ottenere l’accordo sul finanziamento dell’autonomia, mentre a Bolzano è il “Baustellenleiter” (Aschbacher/Mair 2016) di importanti riforme economiche, accompagnate da tagli di spesa e dal riordino dell’amministrazione pubblica: fusione tra SEL e AEW in “Alperia” che riordina il settore dell’energia idroelettrica; creazione di IDM, (Innovation Development Marketing), azienda speciale dell’economia frutto della fusione fra BLS, SMG, TIS ed EOS; legge sulla mobilità con il piano di rilancio dell’aeroporto di Bolzano; rinnovo della concessione autostradale all’A22; riforma della sanità, legge sulla cultura e sull’educazione; Convenzione per la revisione dello Statuto di Autonomia.

Nonostante l’attivismo della giunta indebolisca i partiti di opposizione – che a detta di Kompatscher hanno ben poco da criticare (cfr. Aschbacher/Mair 2016) – le riforme non sembrano aiutare neppure i partiti di governo. Lo provano le elezioni comunali di maggio, dove Svp e Pd sono in affanno e la crescente disaffezione verso la politica si esprime mediante la diserzione dal voto: l’affluenza alle urne scende del 7,7 per cento rispetto al 2010. Nei 109 comuni in ci si vota, la Svp elegge 93 sindaci rispetto ai 101 della precedente legislatura: perde Merano – Paul Rösch è il primo sindaco verde del Sudtirolo – e San Candido, dove le proteste per la riduzione delle strutture ospedaliere previste dalla riforma sanitaria (in particolare dei punti nascita) contribuiscono all’elezione di Rosmarie Burgmann della Bürgerliste. Il Pd passa da due a nessun sindaco: ai ballottaggi perde Laives e conferma Bolzano, che però è commissariata in autunno. Anche nel capoluogo vince l’astensione: Luigi Spagnolli è rieletto sindaco al secondo turno, ma con un’affluenza che crolla al 40 per cento. Spagnolli riavvia la procedura per il “progetto Benko”5, bocciato dal Consiglio comunale, e si dimette. Rispetto alla volontà di mantenere in vita la giunta appena insediata, prevale lo scontro tra i Verdi e una parte della maggioranza Pd-Svp, in primis il sindaco, ovvero tra i difensori dell’esistente (in nome dell’interesse pubblico) e i sostenitori dell’investimento privato, del cambiamento a ogni costo. A Laives, Christian Bianchi (“Uniti per Laives” e Lega Nord) sconfigge la sindaca uscente nonché segretaria del Pd altoatesino, Liliana Di Fede. Nasce il cosiddetto “modello Laives”: una lista civica di centrodestra alleata con la Lega, al governo con una SVP blockfrei e l’appoggio esterno dei 5 Stelle, che scelgono di stringere un’alleanza. Altro modello è Ortisei, dove a novembre si impone Tobia Moroder, sindaco con il progetto apartitico “Per la lista unica”, formato da candidati indicati dalla cittadinanza alle “pre-elezioni” della lista, via posta oppure online.

Il 2015 conferma una serie di tendenze nella politica sudtirolese. La SVP, in costante perdita di iscritti, appare sempre più ambigua. La posizione blockfrei a Laives (e a Bolzano dopo le dimissioni di Spagnolli) contraddice l’alleanza con il Pd in Provincia e a Roma, molto criticata dalle opposizioni di destra. I Freiheitlichen – non ancora ripresisi dallo scandalo vitalizi – e i Verdi faticano nel ruolo di opposizione alle scelte della iunta provinciale, scontando una crisi di argomenti. Deludente è anche il risultato alle elezioni comunali, solo la Süd-Tiroler Freiheit consolida il proprio radicamento nei comuni. Il sogno del primo comune freiheitlich in Sudtirolo, Rio di Pusteria, sfuma per un soffio. Né la Grüne Bürgerliste né i Freiheitlichen vanno al ballottaggio a Bressanone, e la Bürgerliste perde il posto in giunta. I Verdi passano all’opposizione anche a Bolzano e Laives, a causa della spaccatura tra Pd ed Ecosociali nel campo del centrosinistra sia locale che nazionale. La vera avanzata è quella delle liste civiche apartitiche, segno dell’incapacità dei partiti tradizionali nell’interpretare la volontà di cambiamento.

3. Scherzare con il fuoco

Il 2015 è per l’Italia un anno d’importanza storica per via dei cambiamenti avvenuti a livello istituzionale: le basi della struttura dello Stato sono più che mai messe in discussione. Al centro del dibattito politico ci sono la vasta riforma della Costituzione e una nuova legge elettorale (Italicum). Entrambe le riforme sono oggetto di accese discussioni pure in Sudtirolo, dove al contempo ci si preoccupa di riscrivere i propri fondamenti giuridici: la riforma dello Statuto di Autonomia e una nuova legge elettorale per i comuni.

Il principale obiettivo dell’Italicum (legge n. 52/2015) è garantire la governabilità grazie a un premio di maggioranza di 340 seggi (54 %) assegnato alla lista che ottiene almeno il 40 per cento dei voti. Se nessun partito ottiene tale risultato, è previsto un ballottaggio tra le due liste più votate, al cui vincitore viene assegnato il già citato premio di maggioranza, tra i punti più critici della riforma elettorale (cfr. Ansa 2015). Infatti, un partito che ottiene un modesto risultato al primo turno ma che accede e vince al ballottaggio, guadagna con il premio la maggioranza assoluta dei seggi. Un ulteriore effetto è l’acuirsi della competizione elettorale tra partiti, ovvero tra due grandi partiti e i loro rispettivi leader (cfr. Massari 2015). Il peso dei piccoli partiti e la frammentazione politica sono invece contrastati. I partiti minori giocheranno un ruolo sempre più marginale, e senza più essere l’ago della bilancia. Nelle Regioni autonome Valle d’Aosta e Trentino-Alto Adige/Südtirol l’Italicum sarà applicato solo parzialmente, a favore di un sistema elettorale misto simile al Mattarellum in vigore fino al 2005.

La riforma politicamente più scottante è quella di revisione della Costituzione. Il disegno di legge costituzionale (ddl. cost. A.C. 2613-B) dovrebbe incrementare l’efficienza di un sistema parlamentare in crisi, grazie a due elementi: da un lato, attraverso un iter legislativo semplificato dall’abolizione della “navetta” del bicameralismo perfetto, dall’altro concentrando il potere decisionale nelle mani del governo, a danno delle Regioni i cui poteri sono ridotti – a eccezione delle Regioni a Statuto speciale (cfr. Alber/Zwilling 2015). Se accademia e politica concordano nel ritenere paralizzanti due camere dotate di medesime attribuzioni, la composizione del futuro Senato è oggetto di dibattito. Secondo il progetto di riforma, si passerà da 315 a 100 senatori in rappresentanza delle articolazioni territoriali dello Stato. Cinque senatori sono nominati dal presidente della Repubblica, mentre ogni Regione esprime un numero fisso di senatori in rapporto alla popolazione; i 95 senatori regionali sono a loro volta composti da 74 consiglieri regionali e da 21 sindaci. Alle due Province autonome di Trento e di Bolzano spettano un consigliere provinciale e un sindaco per ogni provincia. Con questa suddivisione dei seggi e quattro senatori assegnati, in rapporto al resto dello Stato, la Regione autonoma Trentino-Alto Adige è sovra-rappresentata. Questo aspetto di per se positivo non può distrarre dal fatto che il nuovo Senato legifererà solo in ambiti ristretti, diventando praticamente una Camera secondaria (cfr. Ruggiu 2015). Il disegno di legge costituzionale, modificando il Titolo V della Costituzione, elimina inoltre la potestà legislativa concorrente tra Stato e Regioni a Statuto ordinario. Stato centrale e livello regionale si suddividono le competenze, che saranno in futuro loro materia esclusiva, fermo restando che lo Stato si attribuisce nuovamente più poteri. La riforma prevede infine una “clausola di supremazia”: lo Stato può invadere le competenze della Regione, qualora prevalga l’interesse nazionale, oppure la tutela dell’unità giuridica ed economica della Repubblica.

Contrariamente alle altre regioni, il neo-centralismo statale è accolto con evidente preoccupazione in Sudtirolo, nonostante le Regioni a Statuto speciale e le Province autonome non siano coinvolte dalla nuova ripartizione delle competenze sino all’adeguamento dei rispettivi Statuti (art. 39 ddl. cost.). Ciononostante, le opposi­zioni in Sudtirolo descrivono la riforma della Costituzione come un “pericolo per l’Autonomia” e con essi anche esponenti della Svp e il quotidiano “Dolomiten” (cfr. Die Freiheitlichen 2015; Dolomiten 2015). Anche la Svp e i parlamentari sudtirolesi sono critici verso le tendenze centralistiche della riforma, ma sottolineano il valore della clausola di salvaguardia (cfr. Svp 2015). In futuro, lo Statuto di Autonomia potrà ­essere modificato solamente di comune accordo tra Stato e Regione. In questo modo vengono riconosciuti gli elementi caratterizzanti dell’Autonomia speciale: il principio negoziale e la dimensione bilaterale e paritaria nei rapporti con lo Stato (cfr. Happacher 2015). Inoltre viene semplificata la procedura per l’attribuzione di ulteriori competenze: queste potranno essere devolute con un normale procedimento legislativo sulla base del comune accordo tra Stato e Regione. La messa in sicurezza dell’Autonomia sudtirolese grazie alla clausola di salvaguardia non toglie l’amarezza per una riforma che aumenta le asimmetrie tra Regioni a Statuto speciale e quelle ordinarie, rafforzando le prime e indebolendo le seconde (cfr. Palermo/Nicolini 2016). La riforma nel suo complesso non va quindi nella direzione auspicata dal Sudtirolo. L’invidia verso le Regioni a Statuto speciale è destinata in futuro a non esaurirsi, bensì ad alimentarsi ulteriormente. Grave è la noncuranza delle Regioni, anche di quelle a Statuto speciale, che non agiscono di comune accordo nel dibattito sulla riforma. L’urgenza di fare “fronte comune” nel difendersi come Regioni nei confronti dello Stato centrale, infatti, sembra percepita soltanto da Trentino-Sudtirolo e Valle d’Aosta, la cui collaborazione è collaudata.

L’eventuale approvazione della riforma costituzionale da parte delle cittadine e dei cittadini, chiamati al voto referendario nell’autunno 2016, avrà ripercussioni anche sulla revisione dello Statuto di Autonomia sudtirolese. Già durante la campagna elettorale per le elezioni provinciali del 2013, tra le proposte del futuro presidente della Provincia vi era l’adeguamento della carta autonomista al “mutato quadro sociale, politico e giuridico”, (Svp/Pd 2013, 31) un punto poi inserito dettagliatamente nell’accordo di coalizione tra Pd e Svp. Il 23 aprile 2015 il Consiglio provinciale di Bolzano approva la legge d’istituzione del “Südtirol-Konvent” ovvero “Convenzione per l’Autonomia” (l.p. 3/2015), organo interdisciplinare composto da esperti, politici, cittadini, che attraverso un ampio percorso partecipativo accompagnerà lo storico lavoro di revisione del Secondo Statuto di Autonomia, elaborandone una proposta di riforma. Un simile disegno di legge è presentato mezz’anno più tardi nel Consiglio provinciale di Trento (l.p. 1/2016). Obiettivo della Convenzione è coinvolgere la popolazione nella discussione sulla fisionomia futura dell’Autonomia: svilupparla nel modo più consensuale possibile e legittimarne la riforma nel suo complesso. Le opposizioni in Consiglio provinciale, però, votano a maggioranza contro la legge. Secondo i Verdi, la Convenzione non coinvolge a sufficienza la società civile, mentre Freiheitlichen e Süd-Tiroler Freiheit temono la sottovalutazione di alcuni pericoli: l’Autonomia rischierebbe di evolversi nella direzione di un’autonomia meramente territoriale, con la messa in discussione di “colonne portanti” della tutela delle minoranze, quali l’insegnamento della madrelingua o la proporzionale etnica (Neue Südtiroler Tageszeitung 2016). Le controversie attorno alla riscrittura dello Statuto mostrano un Sudtirolo sempre più al bivio: tra chi desidera un’evoluzione dell’Autonomia verso un’era “post-etnica”, e chi auspica invece una diversa configurazione territoriale per il Sudtirolo o perlomeno l’autodeterminazione (cfr. Alber 2015). Così come è possibile valutare ideologicamente le basi dell’Autonomia, la Convenzione rappresenta un’inedita innovazione dal punto di vista istituzionale e politico. In questo senso il progetto offre molte opportunità per comprendere come la società sudtirolese si pone in relazione alle sollecitazioni di accrescere la propria partecipazione politica. Il rischio di una riforma partecipata dell’Autonomia è che il legislatore non tenga conto dei suggerimenti delle cittadine e dei cittadini: la Convenzione è solo un organo consultivo che ha l’unico obiettivo di elaborare una bozza di riforma statutaria. La bozza, non vincolante per la politica, verrà poi discussa dal Consiglio provinciale di Bolzano, prima di passare in Consiglio regionale. Solo dopo la sua approvazione, il ddl. approderà in Parlamento.

Resta da chiedersi se la riforma dello Statuto apra il vaso di Pandora, come molti temono, oppure se il Sudtirolo davvero non possa evolversi senza toccare, ripensare o almeno reinterpretare le basi autonomiste. È utile contestualizzare simili domande anche in vista delle riforme istituzionali in Italia: non è rischioso modificare in maniera considerevole i rapporti tra Stato e Regioni? La revisione costituzionale consentirà davvero di snellire i lavori parlamentari?

4. Il cambiamento presenta il conto

Nell’anno passato si è parlato molto di riforme ed elezioni. Quali sono le prospettive per l’anno in corso? Nel 2016 un cittadino del comune di Bolzano è chiamato alle urne per ben sei volte: tra marzo e aprile alla consultazione popolare sull’accordo di programma per il PRU di via Alto Adige, cioè il “progetto Benko”; in aprile al referendum abrogativo nazionale sulle norme che prorogano le concessioni per le trivellazioni dei giacimenti petroliferi in mare; in maggio alle elezioni comunali anticipate e all’eventuale (quasi certo) turno di ballottaggio; a giugno al referendum consultivo sul ddl. provinciale per il “piano di sviluppo strategico” dell’aeroporto di Bolzano; in ottobre al referendum popolare sulla Costituzione. Non sembrano mancare le occasioni per esprimersi sul cambiamento proposto dalla politica – la Convenzione sudtirolese per l’Autonomia ne è un ulteriore esempio – sebbene i referendum su opere infrastrutturali siano intesi più come strumento per ratificare (o bocciare) scelte governative già definite. Arno Kompatscher, nella relazione al bilancio 2016, afferma di voler ottenere il consenso della popolazione sul rilancio dell’aeroporto, pur non collegando all’esito della consultazione popolare alcuna questione di fiducia politica. Un richiamo plebiscitario più esplicito è quello di Matteo Renzi nel corso della conferenza stampa di fine anno, dove annuncia che, in caso di sconfitta del suo governo al referendum costituzionale nell’autunno del 2016, rassegnerebbe le dimissioni dal suo incarico, lasciando l’impegno politico. Tra Renzi e Kompatscher le posizioni comuni prevalgono sulle differenze caratteriali. Entrambi sono convinti europeisti, ma – dalla crisi dei profughi a quella economico-finanziaria – sottolineano la necessità di una soluzione comune europea che superi gli interessi nazionali. Renzi si è concentrato sul varo delle riforme richieste da tempo dall’Unione europea, mentre per il presidente della provincia è prioritario un Sudtirolo “in rete” (cfr. Autonome Provinz Bozen 2015). La cooperazione transfrontaliera all’interno dell’Euregio, in particolare con la Provincia autonoma di Trento, è fondamentale in vista della riforma dello Statuto e dell’approvazione delle riforme costituzionali. Tutto questo, sempre che le cittadine e i cittadini non mettano i bastoni tra le ruote dei loro governanti.

Anmerkungen

1 Im Mai 2015 attribuieren 19 Prozent der EU-weit Befragten der EU ein negatives Image, 38 Prozent ein neutrales und immerhin 40 Prozent ein positives (Eurobarometer 2015, erste Ergebnisse).

2 Daniele Silvestri, „Quali alibi“, siehe: www.youtube.com/watch?v=jbdRrJHfOUA, (29.02.2016).

3 Dies ist der Verdienst der steigenden Visibilität des Lega Nord-Vorsitzenden Matteo Salvini auf natio­naler Ebene.

4 So äußerte sich Renzi in einem Kommentar im Guardian im Januar 2016, siehe: www.theguardian.com/commentisfree/2016/jan/21/italy-reforms-europe-not-working-generation (21.01 2016).

5 Es handelt sich um den umstrittenen „Plan für eine städtebauliche Umstrukturierung“ (PSU) in der Südtirolerstraße, der ein Kaufhaus am Bahnhofsareal beinhaltet. Der PSU ist durch den Artikel 55/quinquies des Landesgesetzes Nr. 3/1997 geregelt. 2013 eingeführt, wird die Norm in Bezug auf den österreichischen Unternehmer René Benko von Kritikern als „Lex Benko“ bezeichnet.

Note

1 Nel maggio 2015, il 19 per cento dei cittadini europei intervistati attribuisce all’Unione Europea un’immagine negativa, il 38 per cento neutrale e il 40 per cento ancora positiva (Eurobarometer 2015, primi risultati).

2 Daniele Silvestri, “Quali alibi”, www.youtube.com/watch?v=jbdRrJHfOUA (29.02.2016)

3 Merito della sempre maggiore visibilità a livello nazionale del leader e segretario della Lega Nord, Matteo Salvini.

4 Queste le parole usate da Matteo Renzi in un intervento su “The Guardian” nel gennaio 2016, vedi: www.theguardian.com/commentisfree/2016/jan/21/italy-reforms-europe-not-working-generation (29.02.2016).

5 Si tratta del controverso “Piano di Riqualificazione Urbanistica” (PRU) di via Alto Adige, un progetto edilizio inclusivo di un vasto centro commerciale. Il PRU è regolato all’articolo 55/quinquies della legge provinciale n. 3/1997. Introdotta nel 2013, la norma è definita dai critici “Lex Benko”, dal nome dell’imprenditore austriaco René Benko.