Alice Engl
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit als neue territoriale Dimension der Autonomie
Cross-border cooperation as a new territorial dimension of autonomy
Abstract Cross-border cooperation has become an important dimension of South Tyrol’s territorial autonomy especially in the period following the settlement of the South Tyrolean dispute in 1992 and the foundation of the Euroregion Tyrol-South Tyrol-Trentino as a European Grouping for Territorial Cooperation (EGTC ) in 2011. On the occasion of the two anniversaries – 50 years of South Tyrol’s Second Autonomy Statute in 2022 and 10 years of EGTC in 2021 – this article investigates the public representation of the Euroregion in local media through meaningful empirical longitudinal data (2011 – 2020). Applying the concept of transnational regionalism and drawing on a large corpus of press articles from the three regions of Tyrol, South Tyrol and Trentino and employing qualitative and quantitative methods of content analysis, the article examines 1) how the topics Euroregion and cross-border cooperation are publicly presented in Tyrol, South Tyrol and Trentino, 2) which actors and topics play a role in the reporting, and 3) which border-confirming and border-transcending patterns the reporting shows. Detected border-transcending patterns are, for example, the quantity of reports on the topic Euroregion, which varies greatly in the three public spheres, and the related political topics, which are characterised by different territorially determined interests in each public sphere. Border-transcending patterns that can be found in the data are alignment effects of Euroregional institutional or thematic events on the quantity of reporting as well as actor concentrations and networks around topics of common interest. However, these patterns are blurred by the marginality of certain institutions of the Euroregion and a rather superficial thematic coverage in the reporting. Accordingly, there is potential to expand the construction of cross-border cooperation and the territorial dimension of the Euroregion in the sense of transnational regionalism.
1. Einleitung
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hat sich vor allem seit der Streitbeilegung 1992 zu einer festen Dimension der territorialen Autonomie Südtirols entwickelt und ist eng mit der seitherigen institutionellen Entwicklung der Autonomie verbunden (Palermo/Woelk 2005). Der Konflikt rund um die Südtiroler Autonomie und den Schutz der deutschen und ladinischen Sprachgruppe war bereits weitgehend geregelt, als die grenzüberschreitende Zusammenarbeit verstärkt politisch vorangetrieben wurde – im Gegensatz zum Beispiel Nordirlands, wo die grenzüberschreitende Zusammenarbeit als Teil der Konfliktlösung angewendet wird (O’Dowd/McCall 2006).
Dennoch zeigt sich am Beispiel Südtirols die ambivalente Wirkung von Grenzen als Konfliktursache und Konfliktlösung, bzw. der doppelte Charakter von Grenzen als historisches Erbe und als Gegenstand aktueller Politik (Böhm 2019, 60). Die 1929 formell neu gezogene Staatsgrenze zwischen Italien und Österreich war eine Ursache für den Minderheitenkonflikt. Gleichzeitig sind Grenzziehungen Teil der Lösung des Konflikts, etwa durch Minderheitenschutz und sozio-kulturelle Grenzen zwischen den Sprachgruppen und durch politisch-administrative Grenzen zur Umsetzung der territorialen Autonomie. Schließlich bieten Grenzen auch noch die Gelegenheit zur Kooperation, wobei auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ambivalent ist, da sie je nach Zielsetzung den Staat hinterfragen und untergraben kann, oder die politische Grenze und den Staat bekräftigt (Sohn 2020, 76).
Vor allem Bedenken bezüglich einer möglichen Unterwanderung des italienischen Staates schürten in den 1990er-Jahren die Skepsis gegenüber institutionalisierten Formen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Südtirol und Tirol, vor allem von italienischer Seite. Die Zusammenarbeit zwischen politischen Akteuren und Akteurinnen aus Tirol, Südtirol und Trient erfolgte weitgehend informell. Einzig der Dreierlandtag konnte seit 1991 alle zwei Jahre tagen1 und im Jahre 1995 wurde das gemeinsame Vertretungsbüro der drei Länder in Brüssel eröffnet, allerdings nicht ohne politischen und rechtlichen Widerstand (Engl 2011).
Mit Hilfe des 2006 geschaffenen europarechtlichen Instruments eines Europäischen Verbunds für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) wurde die Europaregion Tirol Südtirol Trentino im Jahre 2011 als EVTZ institutionalisiert. Dies gilt als Meilenstein in der institutionellen und organisatorischen Entwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen der Autonomen Provinz Bozen und ihren Nachbargebieten Trient und Tirol (Engl 2019). Zur Entwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der Europaregion Tirol Südtirol Trentino wurde vieles erforscht und publiziert, unter anderem zu rechtlichen Grundlagen und Handlungsspielräumen (Obwexer 2011; Bußjäger/Happacher/ Obwexer 2021), zum organisatorischen Aufbau und der Governance in der Europaregion (Engl 2015; Engl/Alber 2021) und auch die Wahrnehmung der Bevölkerung und von Lokalregierungen zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und Europaregion wurde in mehreren Studien erhoben (Traweger/Pallaver 2020; Traweger/Pallaver 2018; Traweger/Pallaver 2014; Alber et al. 2019). Seit der Gründung des EVTZ hat die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ein sichtbares institutionelles Profil. Dies spiegelt sich in der Wahrnehmung der Bevölkerung wider. Mehrere Befragungen zeigen, dass der Bekanntheitsgrad der Europaregion seit 2013 in alle drei Landesteilen gestiegen ist, wobei die Medien (Radio, Fernsehen, Zeitungen) eine wichtige Rolle spielen (Traweger/Pallaver 2020, 45 – 46, 51).
Anlässlich der beiden Jubiläen, nämlich 50 Jahre zweites Autonomiestatut 2022 und zehn Jahre EVTZ 2021, legt der vorliegende Beitrag neue empirische Daten zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit vor. Ergänzend zur bestehenden Forschung präsentiert der Beitrag ausgewählte Ergebnisse einer Analyse der öffentlichen Darstellung der Europaregion. Die Analyse wird vom Konzept des transnationalen Regionalismus und der Rolle der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit für autonome Gebiete geleitet. Auf der Grundlage dieses konzeptionellen Rahmens wird erfasst, wie das Thema Europaregion und grenzüberschreitende Zusammenarbeit in den in den drei Landesteilen öffentlich dargestellt wird, welche Akteure und Akteurinnen und Themen in der Berichterstattung eine Rolle spielen, und welche grenzüberschreitenden und grenz-bestätigenden Muster die Berichterstattung aufweist. Dadurch möchte der Beitrag aufzeigen, inwiefern die Südtiroler Autonomie in einen transnationalen Regionalismus zwischen Tirol, Südtirol und Trentino eingebettet ist. Zentrale Forschungsfragen sind: Spiegelt der öffentliche Diskurs den transnationalen Regionalismus wider? Gibt es unterschiedliche Muster in der Berichterstattung in den drei Landesteilen? Welche Akteurs- und Themencluster lassen sich erkennen? Welche Rolle nimmt die Institution Europaregion in der Berichterstattung ein?
Die folgenden Abschnitte erläutern zunächst den theoretischen Rahmen und die Methode. Dann werden die empirischen Ergebnisse dargestellt und analysiert. Der Beitrag schließt mit einer Diskussion der Ergebnisse und Schlussfolgerungen ab.
2. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Autonomie: Zwischen Konfliktlösung und transnationalem Regionalismus2
Vor allem im Kontext von innereuropäischen Grenz- und Minderheitenkonflikten, wie Nordirland, Katalonien oder Baskenland, ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Konzepten von Autonomie und Konfliktlösung verbunden. Europäische Institutionen, allen voran der Europarat und das Europäische Parlament, haben der lokalen und regionalen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bereits in den 1960er und 1970er-Jahren eine wichtige politische Bedeutung beigemessen.3 Im Gerlach Bericht von 1976 weist das Europäische Parlament ausdrücklich auf die besondere Situation von Minderheiten und Grenzregionen hin und bemerkt, dass die Brückenfunktion von Grenzregionen und die Vertrauensbildung durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausgeschöpft und deshalb gefördert werden sollten.4 Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit kann in historisch belasteten und konfliktgeladenen Grenzregionen dazu beitragen, die territoriale und nationale Eingrenzung zu überwinden, ohne neue Grenzkonflikte zu provozieren (O’Dowd/McCall 2006; Deiana/Komarova/McCall 2019, 3). Sowohl in der politischen Praxis als auch in der Forschung hat sich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit als Instrument der Konfliktlösung (Deiana/Komarova/McCall 2022) und als neue Form des politischen Aktionismus etabliert, der auf substaatliche politische, wirtschaftliche und sozio-kulturelle Vernetzungen abzielt und funktionale und sozio-kulturelle Schnittstellen über politische Grenzen hinweg betont. Die Schaffung von grenzüberschreitenden politisch-institutionellen Räumen wird in der Literatur als transnationaler Regionalismus bezeichnet (Scott 2002).
Das Konzept des transnationalen Regionalismus beschreibt eine räumlich integrierte Form der politischen Zusammenarbeit und Problemlösung, die über die Grenzen der staatlichen Verwaltungspraxis hinausgeht und versucht, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu schaffen (Scott 2002, 179). Es stellt die klassische Sichtweise der internationalen Beziehungen in Frage, die auf Hierarchien und staatlichen Institutionen beruhen (Zumbsch/Scherer 2019, 29) und betont stattdessen vernetzte und mehrstufige Governance-Strukturen eines Grenzraums. Beim grenzüberschreitenden Regionalismus entstehen neue räumliche Kontexte für die Bewältigung gesellschaftlicher Probleme und neue Ebenen der interkulturellen Integration (Scott 2002, 183).
Dabei stehen zwei Prozesse im Vordergrund: Erstens die Förderung der internen Integration im Grenzraum durch die Entwicklung eines regionalen Gemeinschaftsgefühls durch die Definition transnationaler Gemeinsamkeiten, und zweitens der Prozess der externen Integration, bei dem Akteure und Akteurinnen und Akteursgruppen ihre grenzüberschreitende politische Gemeinschaft in den größeren Kontext zwischenstaatlichen Handelns einordnen (Scott 2002, 182). Wichtig ist also, dass Akteure und Akteurinnen gemeinsame Interessen und Strategien entwickeln und diese sowohl innerhalb des betreffenden Grenzraums als auch nach außen, gegenüber den Staaten und Nachbarregionen vermitteln. Bei den Politikfeldern der Zusammenarbeit handelt es sich vorwiegend um Bereiche, in denen die Akteure und Akteurinnen mehr oder weniger direkten Einfluss auf Projekte und Ergebnisse haben (Scott 2002, 185). Es dominieren Win-Win-Situationen und unumstrittene Initiativen, während Themen vermieden werden, die zu Konflikten führen könnten (Zumbusch/Scherer 2019, 40).
Bei der Konstruktion von transnationalen Räumen und Interessengemeinschaften spielen unter anderem die Narrative in den Medien eine wichtige Rolle (Trautmann 2021, 836; Lybecker et al. 2018, 530). Die gesellschaftliche Wirklichkeit wird immer engmaschiger von Medien durchdrungen; Medien schaffen strukturelle Rahmenbedingungen und sie sammeln und selektieren Informationen (Traweger/Pallaver 2020, 54 – 55). Medien beeinflussen die Konstruktion eines politischen Themas, indem sie sowohl die Themen, mit denen die Bürger und Bürgerinnen konfrontiert werden, als die Perspektive der Berichterstattung auswählen (Lybecker et al. 2018, 530).
Während jede Art von Region ein strategisches wirtschaftliches und politisches Interesse an grenzüberschreitender Zusammenarbeit und Vernetzung haben kann, spielen bei Grenzregionen mit Minderheiten und Autonomiestatus politische Fragen eine zentrale Rolle. Durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit und internationale Vernetzung können Grenzregionen ihre geografische Lage am Rande der jeweiligen Staaten für politische, wirtschaftliche und sozio-kulturelle Zwecke nutzen und ihre regionale Identität und Autonomie stärken (Lecours 2008). So waren etwa Katalonien und das Baskenland in den 1990er-Jahren die aktivsten spanischen Teilstaaten in Bezug auf internationale Vernetzung (Segura 2017). Und auch für die Entwicklung der Südtiroler Autonomie war die Internationalisierung des Konflikts in den 1960er-Jahren ein entscheidender Faktor, parallel zur konstanten politischen grenzüberschreitenden Vernetzung mit dem Bundesland Tirol (Engl/Zwilling 2008; Lantschner 2008).
Solche Aktivitäten führen häufig zu Konflikten mit den Zentralregierungen, da diese ihr „Monopol auf Außenpolitik und nationale Identität“ (Cantir 2020, 59) durch internationale Aktivitäten substaatlicher Körperschaften in Frage gestellt sehen. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der spanischen autonomen Gemeinschaften und der italienischen autonomen Regionen und Provinzen sind Beispiele für solche Konflikte mit dem Zentralstaat (Segura 2017; Bourne 2003; Engl/Zwilling 2008). Spanien und Frankreich behinderten in den 90er Jahren die Bemühungen substaatlicher Behörden, sich in grenzüberschreitenden Beziehungen zu engagieren (Letamendia 1997) und leiteten ein Gerichtsverfahren gegen die baskische Regierung bezüglich ihrer Kompetenzen in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ein (Bourne 2003; McCall/Itçaina 2017). In einer ähnlich staatszentrierten und nationalistischen Lesart leitete die italienische Regierung 1995 ein Gerichtsverfahren gegen die Einrichtung einer grenzüberschreitenden regionalen Vertretung von Tirol, Südtirol und dem Trentino in Brüssel ein (Engl/Zwilling 2008). Die staatlichen Behörden betrachteten die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Teilstaaten mit Misstrauen und Feindseligkeit (Letamendia 1997).
Im Laufe der Jahre haben vor allem die europäische Integration und die Dezentralisierungsprozesse in vielen europäischen Staaten die grenzüberschreitende Zusammenarbeit normalisiert und günstige politische Rahmenbedingungen für die substaatliche Kooperation geschaffen (Cornago 2010). Infolgedessen haben sich vor allem in Westeuropa die politischen Spannungen rund um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von autonomen und Minderheiten-Regionen verringert. Dies verdeutlichen einige aktuelle Zahlen zur Nutzung des EVTZ als Instrument der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Ein Vergleich zwischen der geografischen Lage der EVTZ und der geografischen Kartierung von Minderheiten zeigt, dass sich viele EVTZ geografisch mit Siedlungsgebieten von Minderheiten überschneiden. Von den bis Mitte 2020 bestehenden EVTZ haben 84 Prozent (63 von 75 EVTZ) eine Mitgliedsgemeinde, Mitgliedsregion oder sonstige öffentliche Körperschaft, die in einem Gebiet mit einer ausgeprägten regionalen kulturellen Identität oder Minderheitenidentität liegt (Engl 2022). Obwohl dies weder bedeutet, dass diese EVTZ wegen der Minderheiten gegründet wurden, noch dass die Minderheiten eine Schlüsselrolle in der Zusammenarbeit der EVTZ spielen, zeigt es, dass politische Staatsgrenzen für die Zusammenarbeit genutzt werden und dass viele EVTZ in multiethnischen und multikulturellen Kontexten arbeiten. Die meisten EVTZ schaffen ein mehrsprachiges und multikulturelles institutionelles Umfeld für die Zusammenarbeit. Nur vier Prozent der 75 im Jahre 2020 bestehenden EVTZ sind einsprachig und haben nur eine Arbeitssprache gemäß ihrer Satzung. 96 Prozent der EVTZ sind zwei- oder mehrsprachig und haben also gemäß Satzung zwei oder mehr Arbeitssprachen. Diese zwei- und mehrsprachigen EVTZ befinden sich in Regionen mit lokalen sprachlichen und kulturellen Identitäten und Minderheiten, wie Katalonien, das Baskenland und Galicien in Spanien, Südtirol und Friaul-Julisch Venetien in Italien, die Südslowakei sowie West- und Ostslowenien. Die ständige Beobachtung der EVTZ durch den Europäischen Ausschuss der Regionen zeigt außerdem, dass die Bereiche Sprache und Kultur in vielen EVTZ zentrale Themen der Zusammenarbeit sind (Engl 2020). EVTZs an der französisch-spanischen Grenze fördern etwa die Regionalsprachen Baskisch, Katalanisch und Okzitanisch, indem sie diese als Arbeitssprachen im Rahmen ihrer institutionalisierten Zusammenarbeit anerkennen und gemeinsame Projekte zur Aufwertung dieser Sprachen und Kulturen umsetzen (Engl 2014; Engl 2020).
Schließlich zeigen Studien, dass die meisten EVTZ über Ressourcen und Instrumente für kollektives Handeln verfügen, die sie auch verwalten können. Über 70 Prozent der EVTZ verfügen über eine stabile kollektive Finanzierung, die durch die Mittel der Mitglieder bereitgestellt wird, und fast 80 Prozent der EVTZ werden von eigenem Personal betrieben (Evrard/Engl 2018). Diese Kollektivierung von Ressourcen und Maßnahmen auf grenzüberschreitender Ebene kann die Möglichkeit bieten, zwischen komplexen Ansprüchen auf die Kontrolle über ein Gebiet zu vermitteln und neue Mittel für den Ausdruck von Identitäten und Zugehörigkeiten bereitzustellen. Damit können EVTZ neue grenzüberschreitende Territorien abstecken und eine Form des transnationalen Regionalismus darstellen.
Am Beispiel der Europaregion Tirol Südtirol Trentino untersucht dieser Beitrag durch aussagekräftige empirische Längsschnittdaten die öffentliche Darstellung der Europaregion. Die Analyse dieser öffentlichen Darstellung mit Schwerpunkt auf Akteure und Akteurinnen und Themen liefert Erkenntnisse über die Entwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit als neue territoriale Dimension der Autonomie und Bedeutung des transnationalen Regionalismus in diesem Grenzraum. Sie gibt Aufschluss, welche Akteure und Akteurinnen und Themen im öffentlichen Diskurs mit der Europaregion verbunden sind, welche Themen strategisch besetzt werden, und nicht zuletzt, wie die öffentliche Darstellung in den einzelnen Landesteilen der Europaregion geprägt ist.
3. Anmerkungen zur Methodik
Die Analyse der öffentlichen Darstellung der Europaregion erfolgt über eine computergestützte Inhaltsanalyse der Berichterstattung zum Thema Europaregion in der jeweils auflagenstärksten Tageszeitung der drei Landesteile im Zeitraum von 2011 – 2020. Das Jahr 2011 wurde als Beginn festgesetzt, da in diesem Jahr die Europaregion als EVTZ gegründet wurde und damit ein Institutionalisierungsschub erfolgte. Die Europaregion wurde mit gemeinsamen Organen, einem Budget und eigenem Personal ausgestattet. Dies sind institutionelle Rahmenbedingungen, um sich als Akteurin zu etablieren und im Sinne des transnationalen Regionalismus eine räumlich integrierte Form der politischen Zusammenarbeit und Problemlösung aufzubauen und medial aufzutreten sowie strategische Themen zu besetzen. Mit Stichtag Ende 2020 wurde somit eine Zeitspanne von 10 Jahren untersucht. Diese Zeitspanne gewährleistet ausreichend Textmaterial und empirische Evidenz für valide Analyseergebnisse und ermöglicht als Längsschnittanalyse das Erkennen von Mustern und Veränderungen über die Zeit.
Das Datenmaterial umfasst die Berichte zum Schlagwort Europaregion5 in den drei Tageszeitungen Tiroler Tageszeitung, Dolomiten und L’Adige im Zeitraum von 2011 – 2020.6 Insgesamt sind dies 1.537 Textdokumente,7 die durch quantitative und qualitative Analyseschritte ausgewertet und analysiert werden. Zunächst wird über eine Häufigkeitsanalyse (Heiser 2018, 109 – 110; Mayring 2015, 13) ausgewertet, wie oft das Thema Europaregion in den Zeitungen genannt wird, ob es diesbezüglich Unterschiede zwischen den Zeitungen gibt und wie sich die Häufigkeiten mit der Zeit verändern. Anschließend werden über das qualitative Verfahren der Extraktion Informationen über Akteure und Akteurinnen und Themen in Zusammenhang mit dem EVTZ Europaregion Tirol Südtirol Trentino entnommen, die für den vorliegenden Beitrag relevant sind. Über eine Kontingenzanalyse wird schließlich ausgewertet, in welchem Zusammenhang die Euregio-spezifische Akteure und Akteurinnen (z. B. Organe der Europaregion) und Themen auftreten und wie sie miteinander verbunden sind (Mayring 2015, 16). Dabei wird auch der Kontext der empirischen Daten berücksichtigt – z. B. spezielle Ereignisse in Bezug zur Europaregion – um deren Wirkung auszuwerten (Heiser 2018, 110). Bei diesen qualitativen Analyseschritten werden sowohl Vergleiche zwischen den Zeitungen (z. B. „In welchen Medien ist ein bestimmtes Thema oder ein bestimmter Akteur stärker vertreten?“) als auch innerhalb einer Zeitung (z. B. „Wie entwickelt sich die Berichterstattung innerhalb einer Zeitung“ oder „Welche Themen dominieren innerhalb einer Zeitung?“) gezogen.
Die Daten werden innerhalb eines Kategoriensystems klassifiziert (Heiser 2018, 114; Mayring 2015, 67) Das verwendete Kategoriensystem (bzw. Codierschema) wird deduktiv auf der Basis des in Abschnitt 2 dargestellten theoretischen Rahmens in Akteure und Themen aufgeteilt und induktiv aus den untersuchten Daten weiterentwickelt und spezifiziert (Mayring 2015, 85). Angedacht war auch eine Analyse des Diskurses, also wie über die Europaregion berichtet wird, indem zum Beispiel der Modus (beschreibend, bewertend, fordernd) und die Perspektive (kontrovers, konsensuell) der Berichterstattung differenziert wird (siehe dazu zum Beispiel Trimçev et al. 2020). Allerdings ist der Großteil der Beiträge beschreibend und konsensuell. Kontroverse und fordernde oder bewertende Beiträge werden vorwiegend vereinzelt in der Tiroler Tageszeitung publiziert.
4. Europaregion und transnationaler Regionalismus als territoriale Dimension der Autonomie: Empirische Daten aus der öffentlichen Darstellung
Europaregionen entstehen, vereinfacht dargestellt, durch funktionale Verbindungen oder politisch-territoriale Verbindungen. Eine funktional-ökonomische Ausrichtung basiert auf ökonomischen und strukturellen Bedingungen und Anreizen zur Kooperation, während politisch-territoriale Ausrichtungen eine gemeinsame regionale Identität, historische Verbundenheit, ein gemeinsames Ortsgefühl und gemeinsame Wertvorstellungen in den Vordergrund stellen (Engl 2014; Sohn 2014; Zumbusch/Scherer 2019).
Die Europaregion Tirol Südtirol Trentino ist ein politisch-territoriales Projekt, bei dem die politisch-symbolischen Verbindungen und die territoriale Dimension stärker für die Zusammenarbeit genutzt werden als die funktionalen Verflechtungen. Die Entwicklung der Europaregion Tirol Südtirol Trentino ist ein Prozess der grenzüberschreitenden Territorialisierung, das heißt es entsteht eine räumlich integrierte Form der politischen Zusammenarbeit durch die Schaffung von gemeinsamen politischen Institutionen und Organisationsprozessen und durch die Definition eines gemeinsamen Ortsgefühls, etwa durch die Euregio-Willkommensschilder an den politisch-administrativen „Außengrenzen“ der drei Euregio-Landesteile und ähnliche Maßnahmen. Wie dieses territoriale Projekt in der öffentlichen Darstellung widergespiegelt wird und inwiefern sich daraus im Sinne des transnationalen Regionalismus eine räumlich integrierte Form der politischen Zusammenarbeit und Problemlösung entwickelt, zeigen die folgenden empirischen Daten aus der Analyse der Darstellung des Themas Europaregion in den auflagenstärksten Tageszeitungen der drei Landesteile im Zeitraum von zehn Jahren (2011 – 2020).
Graphik 1 zeigt das Ergebnis der Häufigkeitsanalyse und stellt dar, wie oft das Thema Europaregion in den in den drei Zeitungen genannt wird und wie sich die Häufigkeit im untersuchten Zeitraum entwickelt hat.
Die Häufigkeitsanalyse zeigt einen markanten Unterschied zwischen den Dolomiten und den anderen beiden Zeitungen Tiroler Tageszeitung und L’Adige. Die Dolomiten berichtet deutlich mehr zum Thema Europaregion als die anderen beiden Zeitungen, wobei sich dieser Unterschied fast über den gesamten untersuchten Zeitraum hinwegzieht.
Eine mögliche Erklärung für die höheren Zahlen in den Dolomiten liegt in der Symbolik der Euregio in Zusammenhang mit Autonomie und Minderheitenschutz, wodurch dieses Thema von vornherein mehr Aufmerksamkeit in Südtirol erlangt, und mit dem geographisch eng mit Bozen und Südtirol verknüpften Gründungsprozess. Der Gründungsprozess des EVTZ wird in den Dolomiten häufiger thematisiert als in der Tiroler Tageszeitung und im L’Adige, nicht zuletzt auch deshalb, weil sich der offizielle Sitz und das Generalsekretariat des EVTZ in Bozen befinden. Das Thema Institution EVTZ/Europaregion ist im Jahre 2011 mit 22 Nennungen das häufigste Euregio-bezogene Thema in den Dolomiten. In der Tiroler Tageszeitung kommt dieses Thema auf zehn und im L’Adige auf vier Nennungen. Das Generalsekretariat in Bozen wird in den Dolomiten im Jahre 2011 zumindest dreimal als Akteur genannt, die anderen EVTZ Organe Vorstand, Versammlung und Präsident jeweils einmal. In der Tiroler Tageszeitung werden Generalsekretariat und Präsident jeweils nur einmal als Akteur genannt, der Vorstand und die Versammlung nie. Im L’Adige wird überhaupt nicht über die neuen EVTZ Organe als Akteure berichtet.
Interessant sind außerdem die Häufigkeitssteigerungen (peaks) in einzelnen Jahren und deren Ursachen, wobei hier drei näher analysiert werden, nämlich die Spitzen in den Dolomiten 2014, im L’Adige 2016 und in der Tiroler Tageszeitung 2019 (siehe Graphik 1). Dabei wird über spezifische Codierabfragen untersucht, ob bestimmte Ereignisse oder Themen diese Steigerung bedingen.
In den Dolomiten liegt die Anzahl der Berichte zum Schlagwort Europaregion im Jahre 2014 Monat für Monat durchwegs im zweistelligen Bereich. Dennoch findet sich eine gewisse Konzentration der Berichterstattung in den Monaten zwischen Mai und August 2014.8 Ereignisse und Themen, die in diesen Monaten häufig genannt werden, sind etwa die Euregio Tagung mit dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi und dem österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann auf Schloss Prösels im Juli 2014 und das Forum Alpbach im August 2014 mit dem Tiroltag, der sich der künftigen Entwicklung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino widmete, und der Ausweitung des Congress Zentrums mit Unterstützung der Euregio. Im L’Adige ist die Steigerung im Jahre 2016 auf das Thema Migration und Grenzkontrollen zurückzuführen, das in diesem Jahr von allen Themen weitaus am öftesten in Zusammenhang mit der Europaregion genannt wird (26 Nennungen im Vergleich zu den nächsthäufigen Themen Kultur und Sport mit jeweils sieben und sechs Nennungen).9 In beiden Zeitungen sehen wir also, dass Euregio-spezifische Ereignisse oder andere politische Ereignisse in Zusammenhang mit dem Thema Grenze einen deutlichen Effekt auf die Berichterstattung haben (Ereignis-Effekt). Die Berichterstattung in der Tiroler Tageszeitung hat im Jahre 2019 einen deutlichen Anstieg, was auf die Übernahme der EVTZ Präsidentschaft durch den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter im Herbst 2019 zurückzuführen ist. Die höchste Dichte an Berichten in der Tiroler Tageszeitung fällt in die Monate September und Oktober 2019 und damit in den Zeitraum des Präsidentschaftswechsels.10 Außerdem wird der EVTZ Präsident11 von allen Akteuren und Akteurinnen im Jahr 2019 am öftesten genannt, wiederum mit einer vermehrten Dichte in den Monaten September und Oktober 2019. Graphik 2 veranschaulicht den Anstieg der Berichterstattung zum Akteur EVTZ Präsident im Vergleich mit den Dolomiten und dem L’Adige. Am Beispiel der Tiroler Tageszeitung zeigt sich damit ein deutlicher Effekt der Präsidentschaftsübernahme durch Tirol auf die mediale Resonanz der Europaregion in der TT (institutioneller Effekt).
Insgesamt zählt der EVTZ Präsident zu jenen Akteuren und Akteurinnen, die in der Berichterstattung zum Schlagwort Europaregion am öftesten vorkommen. Graphik 3 zeigt alle Akteure und Akteurinnen mit nennenswerten Nennungen in Zusammenhang mit dem Schlagwort Europaregion summiert für alle drei Zeitungen.12 Der EVTZ Vorstand bzw. die Euregio Landeshauptleute als Kollektiv13 werden am zweithäufigsten mit dem Schlagwort Europaregion genannt. Der EVTZ Präsident folgt an Stelle vier und ist fast gleichauf mit den einzelnen Landeshauptleuten.
Die getrennt nach Zeitungen aufgeschlüsselte Nennung der Akteure und Akteurinnen bestätigt, dass die gemeinsame politische Führung der Europaregion medial wahrgenommen und widergespiegelt wird. Der EVTZ Vorstand bzw. die drei Euregio Landeshauptleute sind in allen drei Zeitungen unter den insgesamt vier am öftesten genannten Akteuren und Akteurinnen in Zusammenhang mit dem Schlagwort Europaregion.
Interessant ist die Akteurs-Kategorie der Landesräte und Landesrätinnen. Sie werden in ihrer Funktion als Landesräte und Landesrätinnen – und nicht etwa in ihrer Funktion als Mitglieder der EVTZ-Versammlung, wie es bei einigen Landesräten und Landesrätinnen der Fall ist – insgesamt von allen Akteuren und Akteurinnen am öftesten mit dem Schlagwort Euregio genannt (siehe Graphik 3), bedingt vor allem durch die häufige Nennung in den Dolomiten und im L’Adige (Tabelle 1). Somit spielen sie in der medialen Repräsentation zumindest zahlenmäßig eine maßgebliche Rolle. Allerdings zeigt die zeitlich aufgeschlüsselte und vergleichende Darstellung in Graphik 4, dass sich die mediale Dominanz der Landesräte und Landesrätinnen nicht gleichmäßig über den gesamten Untersuchungszeitraum zieht. In den Jahren 2014 bis 2016 war die mediale Präsenz der Landesräte und Landesrätinnen vergleichsweise besonders hoch. Seit 2016 hat sie konstant abgenommen, während die mediale Präsenz des EVTZ Vorstands und der einzelnen Landeshauptleute im Jahre 2020 stark zugenommen hat.
Auch hier wirkt sich wiederum ein bestimmtes Ereignis auf die Berichterstattung aus (Ereignis-Effekt), da diese starke Zunahme vor allem mit der Covid-19 Pandemie zusammenhängt. In den Berichten zur Europaregion werden sowohl der EVTZ Vorstand als auch die einzelnen Landeshauptleute im Jahr 2020 am öftesten in Verbindung mit der Covid-19 Pandemie genannt. Damit rückt dieses Ereignis im Jahr 2020 die politische leadership der Euregio in das Zentrum der medialen Aufmerksamkeit, während bei anderen Ereignissen, etwa bei den Debatten rund um die Themen Migration und Grenzkontrollen in Jahre 2015, die Landesräte und Landesrätinnen medial stärker präsent waren.
Das Thema Migration und Grenzkontrollen reiht sich der Häufigkeit nach in das Mittelfeld jener Themen ein, die im untersuchten Zeitraum in Zusammenhang mit dem Schlagwort Europaregion in den drei Zeitungen genannt werden und in Graphik 5 gelistet sind.14
Am öftesten thematisiert wird die politische bzw. allgemeine Zusammenarbeit. Das bedeutet, dass in den Berichten kein spezifisches Thema im Vordergrund steht, sondern dass es um die Zusammenarbeit allgemein geht oder dass verschiedene Themen angeschnitten, aber nicht vertieft werden. An zweiter und dritter Stelle folgen die Themen Sport (z. B. Euregio Sport Camps, Tour of the Alps, Euregio Wintersporttag der Freiwilligen Feuerwehren usw.) und Kultur (z. B. Euregio Jazzfestival, Euregio Museumstag, Euregio Music Camp usw.). Die am wenigsten oft genannten Themen sind Soziales, Tourismus und Energie.
Die getrennte Aufschlüsselung der vier am häufigsten genannten Themen nach Zeitung in Tabelle 2 zeigt, dass sich diese Themen teilweise in den drei Euregio-Landesteilen decken. Die politische bzw. allgemeine Zusammenarbeit ist in allen drei Zeitungen unter den vier am öftesten genannten Themen. Sport und Kultur kommen zumindest in jeweils zwei Zeitungen vor. Demgegenüber gibt es in jedem Landesteil auch einen thematischen Schwerpunkt, der sich von den anderen beiden unterscheidet. In den Dolomiten ist es das Thema Forschung und Innovation, in der Tiroler Tageszeitung die Themen Institution EVTZ/Europaregion und Transit und im L’Adige das Thema Migration und Grenzkontrollen.
Tabelle 3 kombiniert Akteure und Akteurinnen und Themen und zeigt die Themenbesetzung auf, also welche Akteure und Akteurinnen wie stark bestimmte Themen besetzen.15 Nicht nur EVTZ Organe besetzen Themen, die in Zusammenhang mit dem Schlagwort Europaregion in den Medien genannt werden, sondern auch Akteure und Akteurinnen außerhalb des EVTZ wie Landesräte/Landesrätinnen, Parteien, Universitäten, wirtschaftliche Institutionen und Zivilgesellschaft. Am meisten Themen besetzen die Landesrätinnen und Landesräte, die Parteien und auch Großteils die Organe der Euregio. Am schlechtesten schneidet die EVTZ-Versammlung ab. Sie besetzt von den genannten Akteuren und Akteurinnen die wenigsten Themen.
Zusätzlich zur Anzahl der Themenbesetzung zeigt Tabelle 3 über die Anzahl der jeweiligen Nennungen auch, wie oft die Akteure und Akteurinnen in Zusammenhang mit dem jeweiligen Thema genannt werden. Dies gibt Aufschluss über die Stärke der Themenbesetzung. Ein Akteur oder eine Akteurin kann beispielsweise viele Themen besetzen, aber nur wenige davon häufig, oder weniger Themen besetzen und diese dafür aber häufiger. Bei wenigen stark besetzten Themen bedient ein Akteur oder eine Akteurin eine thematische Nische (Nischen-Besetzung), bei vielen stark besetzten Themen verfügt ein Akteur oder eine Akteurin über eine breite Besetzung. Als Richtwert für die Gewichtung der Stärke werden hier zweistellige Zahlen herangezogen, das heißt, bei einer zweistelligen Nennung wird die jeweilige Themenbesetzung als stark definiert.16 Die Landesrätinnen und Landesräte verfügen über eine breite Themenbesetzung, da sie bei fünf Themen zweistellige Nennungen als Akteur oder Akteurin aufweisen. Die zahlenmäßig zwar auch viele Themen besetzenden Parteien bedienen hingegen thematische Nischen, da sie nur bei den zwei Themen Covid-19 Pandemie und politische bzw. allgemeine Zusammenarbeit eine zweistellige Nennung erzielen. Eine deutliche Nischen-Besetzung haben auch die Zivilgesellschaft bei den Themen Sport und Kultur, die wirtschaftlichen Institutionen beim Thema Wirtschaft und die Universitäten beim Thema Forschung und Innovation. Die Euregio Organe EVTZ Vorstand und Präsident reihen sich in der Mitte ein mit jeweils vier und drei breit besetzten Themen. Auffallend ist, dass die Euregio Organe eher politische und institutionelle Themen besetzen, wie die Institution EVTZ und die politische bzw. allgemeine Zusammenarbeit, während die Landesräte und Landesrätinnen durchwegs die Sachthemen Gesundheit/Bevölkerungsschutz, Kultur, Mobilität, Transit und Wirtschaft bedienen.
5. Diskussion und Schlussfolgerungen
Diese empirischen Daten zur öffentlichen Darstellung des Themas Europaregion bringen potenziell wichtige Erkenntnisse über die Rolle der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit für den Grenzraum Tirol-Südtirol-Trentino im Sinne eines transnationalen Regionalismus. In der öffentlichen Darstellung finden wir Muster zur Bestätigung der Grenze und solche zur Überschreitung der Grenze. Muster zur Überschreitung von Grenzen sprechen für transnationalen Regionalismus, während Muster zur Bestätigung von Grenzen diesen einschränken.
Grenz-bestätigende Muster sind die Quantität an Berichten zum Thema Europaregion, die in den drei Landesteilen sehr unterschiedlich ist. Eine sehr hohe Reichweite des Themas in den Dolomiten steht einer geringeren Reichweite in der Tiroler Tageszeitung und im L’Adige gegenüber. Dies zeigt, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Kontext der Südtiroler Autonomie und des Minderheitenschutzes eine höhere mediale Aufmerksamkeit bekommt. Außerdem gibt es in der Berichterstattung in den drei Landesteilen unterschiedliche thematische Schwerpunkte, geprägt durch jeweils unterschiedliche territorial bedingte Interessen.
Für diesen Beitrag interessanter sind allerdings Muster in der öffentlichen Darstellung, welche die politisch-territorialen Grenzen überschreiten bzw. verschwimmen lassen und so die Südtiroler Autonomie in einen transnationalen Regionalismus zwischen Tirol, Südtirol und Trentino einbetten. Derartige Elemente zeigen sich bei Ereignissen, Akteuren und Akteurinnen und Themen. Zunächst sehen wir bei allen Zeitungen, dass sich spezifische institutionelle oder thematische Ereignisse deutlich auf die Berichterstattung auswirken. Durch den institutionellen Effekt der Präsidentschaft hat sich die mediale Präsenz des Themas Europaregion in der Berichterstattung der Tiroler Tageszeitung deutlich gesteigert und zahlenmäßig den Dolomiten angenähert. Auch die gemeinsame politische Führung der Europaregion durch den Vorstand wird auch als solche medial wahrgenommen und in der Berichterstattung aller drei Landesteile widergespiegelt. Zudem gibt es in der medialen Darstellung Akteurs-Konzentrationen und Netzwerke zu Themen von gemeinsamem Interesse. Die Landesräte und Landesrätinnen, die wirtschaftlichen Institutionen (z. B. Handelskammern und Unternehmen) sowie die Zivilgesellschaft (z. B. Sport- und Musikverbände) haben in der medialen Darstellung in allen drei Zeitungen eine gewichtige Rolle und werden mit konkreten Euregio-Sachthemen in Verbindung gebracht. Besonders die Landesräte und Landesrätinnen stehen in der öffentlichen Darstellung für eine „Euroregionalisierung“ der lokalen Politik. Sie sind in allen drei Zeitungen unter den sechs am häufigsten genannten Akteuren in Zusammenhang mit dem Schlagwort Europaregion und besetzen die meisten euroregionalen Sachthemen. Somit haben sie theoretisch das Potenzial transregionale politische Interessen und Problemlösungen zu definieren. Die sachpolitische Zusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf unkontroverse Themen oder Sektoren, in denen die Akteure und Akteurinnen mehr oder weniger direkten Einfluss auf Projekte und Ergebnisse haben, sondern umfasst auch Konfliktthemen mit komplexen und unterschiedlichen Interessenlagen auf regionaler und staatlicher Ebene, wie zum Beispiel die Themen Transit und Migration/Grenzkontrollen. Das Thema Transit wird als einziges Sachthema von mehreren medial führenden Akteuren und Akteurinnen stark besetzt, wobei kontroverse Positionen und Problematiken thematisiert werden („Transitstreit“, „tre presidenti dell’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino a confronto sui problemi del traffico“, „Euregio-Verkehrsgipfel: Uneinigkeit bei höherer Korridormaut“).
Allerdings fallen bei diesen Mustern auch einige Unschärfen auf. So gibt es euroregionale institutionelle Stimmen, die in den Artikeln zum Thema Europaregion nicht vorkommen. Die EVTZ Versammlung als parlamentarisches Gremium der Europaregion spielt in der Berichterstattung aller drei Landesteile eine sehr marginale Rolle. Sie fällt für den Aufbau und die Wahrnehmung eines transnationalen Regionalismus nicht ins Gewicht, obwohl sie Vertreter und Vertreterinnen der Exekutive und Legislative der drei Landesteile zusammenbringt, regelmäßig einmal im Jahr tagt und somit ein politisch-institutionelles Gerüst zur Verflechtung von Politiken und Interessen darstellen könnte. Der alle zwei Jahre stattfindende Dreierlandtag, der den Vorteil hat, dass er schon dreimal so lang wie die EVTZ Versammlung existiert, kommt im Vergleich zur Versammlung deutlich öfter in den drei Medien vor. Außerdem ist die Berichterstattung insgesamt zum Teil oberflächlich. Oft wird kein Thema mit Details vertieft, sondern mehrere Themen werden oberflächlich behandelt oder politisch-institutionelle Themen stehen im Vordergrund. Im
Dementsprechend gibt es Potenzial, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die territoriale Dimension der Europaregion im Sinne eines transnationalen Regionalismus auszubauen. Eine naheliegende Möglichkeit besteht darin, die neue Bestimmung im Euregio-Statut zu nutzen, um die Landesräte und Landesrätinnen institutionell in die Europaregion einzubinden. Die neue Satzung sieht vor, dass der Vorstand aus den fachlich zuständigen Mitgliedern der Landesregierungen so genannte Fachvorstände errichten und ihnen bestimmte Aufgaben übertragen kann. Damit könnte die schon bestehende mediale Präsenz der Landesräte und Landesrätinnen bei euroregionales Sachthemen mit einer institutionellen Rolle in der Europaregion verknüpft werden.
Außerdem könnten sich die Euregio-Organe noch konkreter zu Sachthemen positionieren. Einen deutlichen Spielraum gibt es bei der Versammlung, die medial kaum wahrgenommen wird und entsprechend institutionell und thematisch schwach positioniert ist, sowie auch beim Vorstand und beim Präsidenten, bei deren öffentlichen Darstellung zum Teil allgemeine und politisch-institutionelle Themen dominieren. Thematisches Potenzial zur Positionierung gibt es dabei auch bei bisher medial weniger präsenten Themen Tourismus, Umwelt und Bildung, wo sich die BürgerInnen laut Umfragen eine stärkere Zusammenarbeit wünschen (Traweger/Pallaver 2020, 79 – 80).
Schließlich zeigt das Beispiel Transit als wichtiges euroregionales Thema, dass grenzüberschreitende Akteure und Governance Systeme begrenzte Kapazitäten zur Bewältigung von Konflikt-Themen haben, da sie oft abhängig sind von nationalen und supranationalen Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen und somit ihre eigene Position, gemeinsame Entscheidungen zu treffen, geschwächt ist (Zumbusch/Scherer 2019, 41). Trotz dieser nachteiligen Rahmenbedingungen wird das Konflikt-Thema Transit von den Euregio-Akteuren und Akteurinnen, insbesondere den Organen des EVTZ, nicht gescheut. Dies weist darauf hin, dass es bei der Zusammenarbeit nicht nur unkontroverse Themen geht, sondern dass es durchaus ein gemeinsames Interesse gibt, auch für konfliktreiche Themen gemeinsame Strategien und Problemlösungen anzustreben.
Graphik 1: Berichterstattung zum Schlagwort Europaregion 2011 – 2020
Quelle: Ausarbeitung der Autorin auf der Grundlage von Codierabfragen in NVivo, die die Anzahl der Zeitungsberichte pro Jahr in den drei Zeitungen vergleichen. Die vertikale Achse stellt die Anzahl der Berichte dar, die horizontale Achse zeigt den Untersuchungszeitraum 2011 – 2020.
Graphik 2: Akteur EVTZ Präsident – Nennungen aufgeschlüsselt nach Zeitungen
Quelle: Ausarbeitung der Autorin auf der Grundlage von Codierabfragen in NVivo, die die Anzahl der Nennungen des Akteurs EVTZ Präsident pro Jahr in den drei Zeitungen vergleichen. Die vertikale Achse stellt die Anzahl der Berichte dar, die horizontale Achse zeigt den Untersuchungszeitraum 2011 – 2020.
Graphik 3: Europaregion und Akteur/-innen – Summe der gesamten
Berichterstattung 2011 – 2020
Quelle: Ausarbeitung der Autorin auf der Grundlage von Codierabfragen in NVivo.
Tabelle 1: Die häufigsten Akteure und Akteurinnen insgesamt aufgeschlüsselt nach Zeitungen – Summe der gesamten Berichterstattung 2011 – 2020
Dolomiten |
Tiroler Tageszeitung |
L’Adige |
Landesräte/ |
EVTZ Vorstand/Euregio Landeshauptleute |
Landeshauptleute einzeln |
Parteien |
EVTZ Präsident |
Landesräte/Landesrätinnen |
Zivilgesellschaft |
Handelskammern/ |
Zivilgesellschaft |
EVTZ Vorstand/Euregio Landeshauptleute |
Landeshauptleute einzeln |
EVTZ Vorstand/Euregio Landeshauptleute |
Quelle: Ausarbeitung der Autorin auf der Grundlage von Codierabfragen in NVivo.
Graphik 4: EVTZ Vorstand, Landesräte/-rätinnen, Landeshauptleute –
Nennungen im Vergleich
Quelle: Ausarbeitung der Autorin auf der Grundlage von Codierabfragen in NVivo. Die vertikale Achse stellt die Anzahl der Nennungen der Akteure summiert für alle drei Zeitungen dar, die horizontale Achse zeigt den Untersuchungszeitraum 2011 – 2020.
Graphik 5: Europaregion und Themen – Summe der gesamten Berichterstattung 2011 – 2020
Quelle: Ausarbeitung der Autorin auf der Grundlage von Codierabfragen in NVivo.
Tabelle 2: Die häufigsten Themen insgesamt aufgeschlüsselt nach Zeitungen – Summe der gesamten Berichterstattung 2011 – 2020
Dolomiten |
Tiroler Tageszeitung |
L’Adige |
Sport |
Politische/allgemeine Zusammenarbeit |
Kultur |
Kultur |
Sport |
Politische/allgemeine Zusammenarbeit |
Politische/allgemeine Zusammenarbeit |
Institution EVTZ/ |
Migration und Grenzkontrollen |
Forschung und Innovation |
Transit |
Sport |
Quelle: Ausarbeitung der Autorin auf der Grundlage von Codierabfragen in NVivo.
Tabelle 3: Akteur/-innen und Themenbesetzung – Summe der gesamten Berichterstattung 2011 – 2020
Covid-19 Pandemie |
Gesundheit, Bevölkerungsschutz |
lnstitution EVTZ/ Euregio |
Kultur |
Mobilität |
Politische/allg. Zusammenarbeit |
Sport |
Transit |
Forschung und Innovation |
Wirtschaft |
Bildung |
Jugend | |
EVTZ Vorstand / Euregio LHs |
23 |
0 |
12 |
4 |
4 |
13 |
1 |
12 |
3 |
1 |
1 |
3 |
EVTZ Präsidentin |
10 |
1 |
16 |
3 |
4 |
17 |
3 |
5 |
1 |
0 |
1 |
2 |
EVTZ Versammlung |
1 |
0 |
4 |
0 |
0 |
2 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
EVTZ Generalsekretariat |
1 |
4 |
6 |
11 |
0 |
5 |
2 |
1 |
0 |
1 |
5 |
5 |
Landeshauptleute |
16 |
0 |
7 |
4 |
4 |
20 |
1 |
9 |
4 |
0 |
3 |
2 |
Landesräte/Landesrätinnen |
0 |
12 |
7 |
12 |
16 |
7 |
8 |
13 |
3 |
12 |
4 |
4 |
Parteien |
11 |
2 |
9 |
3 |
4 |
26 |
1 |
3 |
0 |
3 |
1 |
1 |
Universitäten |
0 |
4 |
1 |
5 |
0 |
4 |
0 |
0 |
32 |
1 |
0 |
0 |
Handelskammern, Unternehmen, u. a. |
1 |
0 |
0 |
0 |
1 |
4 |
4 |
18 |
6 |
44 |
1 |
0 |
Zivilgesellschaft |
0 |
6 |
1 |
18 |
2 |
9 |
18 |
6 |
0 |
2 |
0 |
0 |
Quelle: Ausarbeitung der Autorin auf der Grundlage von Codierabfragen in NVivo.
Anmerkungen
2 Teile dieses Abschnitts basieren auf Engl 2022.
Literaturverzeichnis
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