Ingo Dejaco
Wahlkampf plakativ
Die Plakate bei den Landtagswahlen 2013
1. Einleitung
„Wenn Plakate hängen, dann ist Wahlzeit“ (Radunski 1980, 111). Kaum ein anderes kommerzielles Wahlwerbemittel beherrscht in Zeiten des Wahlkampfs den öffentlichen Raum so entschieden wie Wahlplakate. Das Plakat ist im Wahlkampf zwar ein insgesamt unwesentlicher Teil der Gesamtkampagne, was den visuellen Auftritt einer Partei betrifft, aber ein markantes Untersuchungsobjekt. Dies vor allem deshalb, weil die Bildlichkeit und das Visuelle in der Kommunikation konstant an Bedeutung gewinnen und damit auch den Fokus von Wahlkampagnen in diese Richtung verschieben.
Im vorliegenden Beitrag wird der Hauptfokus auf jene Plakate gelegt sein, die 30 Tage vor der Wahl auf den dafür vorgesehenen Flächen (und nur auf diesen) laut Staatsgesetz Nr. 212 vom 4. April 1956 angebracht werden können. Zusätzlich werden auch jene Plakate in die Analyse miteinbezogen, die im Vorfeld dieser heißen Wahlkampfphase auf die sonst üblichen Plakatierungsflächen gehängt wurden, da sie teilweise in direktem Zusammenhang mit den nachfolgenden standen.
Während sich die Wahlkämpfe in den vergangenen Jahrzehnten durch einen revolutionierten Medienkonsum grundlegend verändert und sich zunehmend marketingorientierter Strategien bedient haben (vgl. Hayek 2012, 11), bleibt die plakative Wahlwerbung durch den sehr engen gesetzlichen Rahmen in ihrer Form seit über 50 Jahren nahezu unverändert. Mit Plakaten übersäte Straßenstriche, wie sie in unseren Nachbarstaaten in Wahlkampfzeiten zu sehen sind, sind hierzulande unbekannt – selbst Veranstaltungsankündigungen dürfen laut dem zitierten Gesetz nur auf die von den Gemeinden bereitgestellten Flächen gehängt werden.
In der nachfolgenden Darstellung und Beschreibung der Plakate der unterschiedlichen Listen und Parteien, die zur Landtagswahl angetreten sind, soll vordringlich die Frage erörtert werden, welche Kernbotschaft kommuniziert wurde, wie sich diese in den Kontext der politischen Kommunikation der jeweiligen Partei bzw. Liste einbettet, welche visuelle und textliche Symbolik dafür verwendet wurde und wie diese das jeweilige Thema oder Image der Partei oder Liste verstärken soll.
2. Über die Bedeutung plakativer Wahlwerbung
Wahlkämpfe bilden den Kristallisationspunkt der Parteienkonkurrenz um Aufmerksamkeit und Legitimation (Sarcinelli 2005, 201). Die Kreation einer erfolgreichen Wahlkampagne stellt deshalb im politisch-kommunikativen Geschehen einer Partei eine Zäsur dar. Da sich Wahlkampagnen an den neuen Kommunikationslogiken medienzentrierter Demokratien ausrichten, müssen sie sich insbesondere dem gesellschaftlichen Prozess der Individualisierung und Enttraditionalisierung anpassen, der dazu geführt hat, dass die Parteienbindung in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen hat. Durch den gesteigerten Wert der Selbstentfaltung nimmt die „Bedeutung kollektiver Institutionen als Sinnvermittler für normative Orientierungen und Verhalten der Gesellschaftsmitglieder ab“ (Sarcinelli 2005, 205). Dadurch sind langfristige politische Bindungen brüchig geworden. Für die in Wahlkämpfen antretenden Parteien bedeuten diese Entwicklungen, dass sie ihr Kommunikationsarsenal erweitern und die Intensität ihrer Kommunikation erhöhen müssen, um auch das wachsende Kontingent tendenziell parteiabstinenter WählerInnen zur Stimmabgabe zu bewegen. Dies betrifft ganz besonders die Neuen Medien und sozialen Plattformen, die den Aktionsradius des Wahlkampfs erweitern. Außerdem steigt die Tendenz, die Vermittlung von zunehmend komplexeren politischen Inhalten durch eine stärkere Personalisierung der Kampagnen zu ersetzen. WählerInnen nehmen Politik zusehends als Wettstreit zwischen Individuen wahr und treffen ihre Wahlentscheidung verstärkt aufgrund der Beurteilung der einzelnen KandidatInnen (vgl. Hayek 2012, 212).
In diesem Kontext rückt das Wahlplakat, das vormals zentrales Element einer Kampagne war, zwar etwas in den Hintergrund, bleibt aber weiterhin ein zeitloses Medium mit ganz eigener Funktion und Wirkung. Durch seine durchgängige und unmittelbare Präsenz im öffentlichen Raum ist es in erster Linie ein Kontakt- und Wahrnehmungsmultiplikator und hat damit primär die Funktion, Aufmerksamkeit zu schaffen und auf die anstehende Wahl hinzuweisen (vgl. von Mannstein 2000, 359).
Neben dieser zentralen Funktion der Ankündigung hat das Plakat vor allem aber die Aufgabe, das politische Produkt, die KandidatInnen und SpitzenkandidatInnen, die Sachthemen sowie die wahlwerbende Liste zu bewerben. Als indirekte Kommunikationsleistung besticht das Plakat darüber hinaus, indem es ParteimitarbeiterInnen, SympathisantInnen und ParteifunktionärInnen motiviert.
In der Wahlkampagne dient das Plakat in erster Linie als Aktivierungs- und Verstärkungsmedium. Es soll und kann die WählerInnen nicht informieren, sondern will Meinungen und Images transportieren. Dabei eignet sich das Plakat besonders für die Kommunikation der zentralen Werbebotschaft einer Partei. Denn eine gute Werbebotschaft muss vor allem eines sein: plakativ. Das „Plakat ist ganzheitliche Aussage in kürzester Form“ (von Mannstein 2000, 362). Es muss deshalb aus wenigen, leicht verständlichen Elementen zusammengesetzt sein, um von den RezipientInnen beim flüchtigen Vorbeigehen oder Vorbeifahren wahrgenommen werden zu können. Sein Wesen liegt jedoch nicht in einem einzelnen Blickkontakt, sondern in der repetitiven Statik seines Sujets. Erst im Verbund mit mittelbarer Kommunikation und anderen Werbemitteln schafft es den idealen Aufbau und Transfer des zu erzielenden Images. Als weitere Eigenart des Mediums kann die Möglichkeit der idealen geografischen Zielgruppenorientierung genannt werden, die den Verhältnissen in einzelnen Ortschaften, Talgemeinschaften oder größeren Wahlkreisen Rechnung trägt.
Die Wirkung eines einzelnen Plakats ist praktisch irrelevant. Viel wichtiger ist sein indirekter Effekt der Mobilisierung der WählerInnen. Eine besonders hohe Wirkung kann es dann erfahren, wenn es kraft seiner Kreativität oder Provokation den Sprung in die anderen Medien schafft. Dass Werbung mediatisiert wird, ist aber äußerst selten der Fall. Beispiele hierfür kennt man in Südtirol hauptsächlich von der Süd-Tiroler Freiheit, die es mehrfach geschafft hat, durch Plakate mit provokanten Slogans die mediale Agenda zu beeinflussen.
Es ist nicht anzunehmen, dass das „alte“ Medium Plakat in Zukunft an Bedeutung einbüßen wird. Solange Menschen im öffentlichen Raum mobil sind, wird es seinen Platz sichern. Aufgrund seiner emotionalisierenden Kraft ist es für die politische Auseinandersetzung unverzichtbar (von Mannstein 2000, 369–270). In seiner Einfachheit, in der Reduktion von Komplexität und in seinem bildhaften Wesen liegt die Stärke, mobilisiert es Emotionen. Plakate eignen sich sehr gut für die Visualisierung von Themen durch emotional besetzte Bilder und Botschaften.
3. Politische Plakate in der Vorwahlkampfzeit
Wurden politische Plakate über lange Zeit fast ausschließlich in Wahlkampfzeiten verwendet, so setzt man sie vermehrt auch in wahlkampffreien Zeiten gerne ein, um dem zunehmenden Zwang, Aufmerksamkeit zu erregen, gerecht zu werden.
Im Landtagswahljahr 2013 war dieser allgemeine Trend gut sichtbar. Zahlreiche politische Plakate wurden im Vorfeld der eigentlichen heißen Phase des Wahlkampfs (die letzten 30 Tage vor der Wahl) angebracht, um frühzeitig Themen zu besetzen, Images zu transportieren und zu verstärken, um langfristige Aktionen und Initiativen anzukündigen, vor allem aber, um neue politische Gruppierungen und Bündnisse der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Unter diesen Aspekten ist es augenscheinlich, dass gerade dem italienischen Mitte-rechts-Lager, das sich 2013 vielgesichtig neu formiert hat, in diesem Landtagswahljahr entsprechend zahlreiche Plakataktionen entwachsen sind.
Im deutschsprachigen Parteienspektrum hingegen ist es vor allem die Bewegung Süd-Tiroler Freiheit, die in regelmäßigen Abständen und auch in wahlkampffreien Zeiten für eine breitenwirksame Kommunikation ihrer politischen Botschaften auf das Medium Plakat zurückgreift, nicht selten durch eine provokante Sprache und Symbolik. Das große Schwerpunktthema der Bewegung ist das Thema der Selbstbestimmung Südtirols, das praktisch zeitlos die politische Agenda dieser Partei bestimmt. Nicht überraschend wurde deshalb im Wahljahr 2013 der eigentliche Wahlkampf durch zahlreiche Initiativen flankiert, die ihrem Kernthema hohe mediale Aufmerksamkeit bescheren sollten: Im April wurde in Meran die Generalversammlung der Europäischen Freien Allianz abgehalten und zeitgleich eine europaweite Unterschriftensammlung zum Thema Selbstbestimmung und EU-Recht lanciert, im Herbst schließlich das selbstverwaltete Selbstbestimmungsreferendum (der Terminus Referendum wurde teilweise scharf kritisiert und gilt als äußerst umstritten) als Willensbekundung an die Politik. Im Zuge der Initiativen im April wurde landesweit ein Plakat gehängt, das die Einbettung des Selbstbestimmungsthemas in den europäischen Kontext unterstreichen und damit vor allem die Unterschriftenaktion unterstützen sollte. Das Plakat zeigt im oberen Teil den bereits in unterschiedlicher Form verwendeten Text „Süd-Tirol ist nicht Italien!“ auf rot-weiß-rotem Hintergrund und darunter eine große Fahne der Europäischen Union sowie den Text „Wir bereiten Europa auf die Selbstbestimmung Süd-Tirols vor“.
Der Landtagsabgeordnete Mauro Minniti, der im Dezember 2012 die Partei Popolo della Libertà verlassen und sich La Destra angeschlossen hatte, plante 2013 mit dieser Liste auch zu den Landtagswahlen anzutreten. Es war dies das erste Mal, dass sich diese Partei in der Provinz Bozen der Landtagswahl stellte, wenngleich sie aus dem Blickwinkel der nationalen Politik bereits weitgehend bekannt war. Um den Aufbau der Partei in Südtirol voranzubringen, hatte Minniti laut eigenem Bekunden auch die Präsidentschaft des Landtags mit 31.12.2012 niedergelegt. Unter der Warte des sehr zersplitterten Mitte-rechts-Lagers hatte eine „neue“ Partei wie jene von La Destra großen Bedarf an öffentlicher Aufmerksamkeit. So verwundert es auch nicht, dass sie im April eine Plakataktion lancierte, die darauf ausgerichtet war, ein starkes ideologisches Signal zu setzen und durch eine provokante Botschaft auch die Aufmerksamkeit der Medien zu erreichen. Das „Alto Adige è Italia“-Plakat besticht durch eine sehr einfache Symbolik und versteht sich offensichtlich als italienisches Pendant zum „Süd-Tirol ist nicht Italien!“-Plakat, indem es aus dem rot-weiß-roten einen grün-weiß-roten Hintergrund macht und „Südtirol ist Italien“ propagiert. Eine Reaktion der Medien blieb genauso wenig aus wie jene des politischen Gegners. Roland Lang von der Süd-Tiroler Freiheit etwa überklebte eigenmächtig auf zahlreichen Plakaten das Wort Italia mit dem Text „un’invenzione fascista“, um so wiederum die Bedeutung ins Gegenteil zu verkehren.
Im Sommer schließlich wurde eine weitere Plakataktion von La Destra gestartet, die thematisch wie grafisch in Kontinuität zu den offiziellen Wahlplakaten steht, weshalb sie als Teil einer Gesamtkampagne gesehen werden kann. Eine Kampagne, die vorwiegend ein stark ideologisches Image zeichnet, später aber, wie wir sehen werden, sich auch ein partiell Kompetenz vermittelndes Image zulegt. Kernbotschaft dieser zweiten Aktion ist mit dem Spruch „Prima agli altoatesini“ eine klare Abgrenzung zu den im Land lebenden ausländischen MitbürgerInnen und kann als italienische Abwandlung des freiheitlichen Slogans „Einheimische zuerst“ gesehen werden. Wo die Südtiroler Bevölkerung Vorrang haben soll, wird mittels Klebezettel und Schlagworten zu unterschiedlichen Sozialleistungen grafisch dargestellt. Am unteren Rand schließlich klafft mittig das Listensymbol der Partei, gleichsam der Sender der Botschaft.
Die Mitte Mai von den VertreterInnen des Südtiroler Ablegers der Lega Nord neu gegründete Bürgerliste Team Autonomie hatte schon wenige Wochen nach ihrer Vorstellung die erste Plakataktion lanciert und ließ alsbald eine weitere folgen. Damit sollte die junge Gruppierung in Vorbereitung für eine Kandidatur bei den Südtiroler Landtagswahlen bekannt gemacht werden. Der Kernfokus beider Plakate liegt auf einem Imagetransfer. Der von der bisherigen Lega-Nord-Abgeordneten Elena Artioli verfolgte Politikstil sowie deren Themen und Wertorientierung sollten demnach auf die neue Liste übertragen werden. Auf beiden Plakaten ist folglich die Landtagsabgeordnete Artioli dominant abgebildet. Ebenso markant dargestellt ist jeweils das Symbol der neuen Bürgerliste, mit großem „A“ als Symbol und dem Schriftzug „Team Artioli“. Als eher atypisches Merkmal finden sich auf beiden Plakaten zahlreiche Kontaktinformationen – neben der gängigen Internetadresse auch eine E-Mail-Adresse sowie eine Handynummer. Artioli und das sogenannte A-Team wollen damit Bürgernähe und Erreichbarkeit signalisieren. Das Thema der Neuheit und des Aufbruchs wird auf Bild Nr. 1 durch das Herausbrechen des Listensymbols aus einer Backsteinwand visuell symbolisiert, während es auf Bild Nr. 2 durch den Text „Vuoi veramente cambiare le cose? Noi sì!“ („Willst du wirklich etwas ändern? Wir schon!“) zum Ausdruck gebracht wird. Das A-Team wollte damit augenscheinlich vom allgemeinen Verlangen nach Erneuerung, das Südtirol 2013 unverkennbar erfasst hat, profitieren.
Bild Nr. 1 geht im unteren Bereich darüber hinaus noch auf zwei politische Kernthemen der Abgeordneten Artioli ein: zum einen auf die Sozialleistungen des Landes sowie auf das Thema der PolitikerInnenprivilegien. Durch ein „Erledigt“-Symbol neben den ersten beiden von vier Einzelthemen signalisiert man eine Art work in progress, Artioli verbucht so die entsprechenden politischen Entscheidungen als eigenen Erfolg und bringt gleichzeitig zum Ausdruck, welche die verbleibenden Anliegen der neuen Gruppierung sind.
Ein mit markanten Symbolen gespicktes Plakat lancierte der Landtagsabgeordnete Donato Seppi, Leader der Partei Unitalia, im Vorfeld des Wahlkampfs und erreichte damit medial hohe Aufmerksamkeit. Wichtigstes Element auf dem Plakat ist das übergroße Bild des Siegesdenkmals in Bozen, das historisch für die Herrschaft des faschistischen Italien in Südtirol steht. Im Zuge der unterschiedlichen ethnisch geteilten Diskussionen der letzten Jahrzehnte wird es, vor allem aus Sicht der deutschsprachigen Bevölkerung, auch als generelles Symbol für die italienische „Präsenz“ und die Zugehörigkeit des Landes zum Staate Italien gesehen. Unter dem Bild steht, wofür Donato Seppi aus seiner Sicht in der ablaufenden Legislatur im Landtag vordringlich gearbeitet hat: „Per la nostra comunità. I nostri toponomi. I nostri monumenti.“ Seppi forciert damit eine klare Abgrenzung zu den deutschsprachigen Parteien und Kräften im Lande, die sich (mit unterschiedlichen Perspektiven) für eine „Lösung“ und damit Änderung des Status quo in der Frage der historisch belasteten Ortsnamen und Denkmäler aussprechen. Das Plakat gibt für die Liste Unitalia den Auftakt zu einer ethnischen Wahlkampagne, was für Südtirol an und für sich kein Novum darstellt. Mediale Aufmerksamkeit indes erhielt das Plakat wegen des im Bild dargestellten Donato Seppi mit Alpinihut. In den unterschiedlichen Statements anderer Parteien, aber auch in einem offiziellen Schreiben der Alpinivertretung in der Region wurde die Verwendung eben jenes Hutes auf dem Plakat scharf kritisiert, weil dadurch eine Assoziation der Alpini insgesamt mit den dargestellten politischen Inhalten erfolgte.1
Schließlich sei noch ein Plakat der 2012 als Abspaltung des Popolo della Libertà gegründeten Partei Fratelli d’Italia besprochen, das die Partei rund um den ehemaligen Landtagsabgeordneten Giorgio Holzmann im Spätsommer veröffentlichte, geplant als inhaltlicher Auftakt zur Wahlkampagne, zu der es allerdings nicht mehr kommen sollte.2 Auf dem grafisch sehr schlicht gehaltenen Plakat mit gelbem und beigem Hintergrund befindet sich im unteren Teil der Slogan „Diamo un taglio agli estremismi“. Die Auflösung der Frage, welche „Extremismen“ damit gemeint sind, findet sich symbolisiert in der oberen Hälfte des Plakats: ein von oben herabhängender Zopf mit violettem Band am Ende, der von einer Schere durchtrennt wird. Mit dem Zopf ist, unschwer zu erkennen, die Landtagsabgeordnete Eva Klotz von der Süd-Tiroler Freiheit gemeint. Darüber hinaus steht der Zopf und damit „die Klotz“ aber für das gesamte Spektrum der deutschsprachigen patriotischen Parteien und Bewegungen, von denen man sich mittels dieser Symbolik nicht nur abgrenzen will, sondern gleichsam wird die Botschaft lanciert, dass man sich politisch den ethnischen Ideen und Anliegen dieser Parteien und Bewegungen entgegensetzen will. Das mittige Band in den Farben der Trikolore unterstreicht die Zielgruppenorientierung und das ethnische Element dieser Kampagne.
4. Die offiziellen Wahlplakate
Zu den Landtagswahlen 2013 traten in Südtirol insgesamt 14 Listen an, die ihrerseits alle die laut Staatsgesetz (Nr. 212 vom 4. April 1956) zugewiesenen Plakatierungsflächen auf den von den Gemeinden errichteten Wänden bekamen. Da die Parteien für die Plakatierung selbst verantwortlich sind, gibt es traditionell Unterschiede in der Dichte der Plakatierungen zwischen den peripheren und urbanen Zonen des Landes.
Nachfolgend werden die Motive aller Plakate der bei den Landtagswahlen angetretenen Parteien beschrieben und teilweise interpretiert.
4.1 Südtiroler Volkspartei
Die Plakatkampagne der Südtiroler Volkspartei besticht in Summe erwartungsgemäß durch eine duale Botschaft. Während auf der einen Seite das Neue proklamiert wird, versinnbildlicht vorab durch den Spitzenkandidaten Arno Kompatscher, wird andererseits durch den altgedienten Aufruf zum Zusammenhalt das Vertraute und Bewährte beschworen und die Formel „Südtirol = SVP“ kommuniziert. Textlich verdichtet findet sich diese duale Botschaft im Titel des Wahlprogramms der Volkspartei: „Gutes bewahren. Neues wagen“.
Die Plakate wurden in drei Wellen lanciert, wobei die erste Serie kurz vor dem Start der heißen Wahlkampfphase auf den sogenannten City Lights an den Bushaltestellen angebracht wurden. In den drei Phasen gab es insgesamt fünf unterschiedliche Kernmotive mit den jeweiligen Abwandlungen hinsichtlich der einzelnen Wellen und einer geografischen Differenzierung: ein Themenplakat, ein Plakat des Spitzenkandidaten/der Spitzenkandidatin, verschiedene KandidatInnenplakate, ein Obmannplakat bzw. Mobilisierungsplakat sowie ein Plakat mit der Botschaft des Zusammenhalts.
Bei der ersten Plakatierungsphase, der City-Lights-Aktion, gab es zwei Motive: ein KandidatInnenplakat der gesamten SVP-Mann- und Frauschaft sowie ein Themenplakat. Beide bestechen durch einen sehr einfachen grafischen Aufbau und eine klare Botschaft. Beim Gruppenbildplakat wird Spitzenkandidat Arno Kompatscher in den Vordergrund gestellt, gleich dahinter steht sein Spitzenteam, gefolgt von der Parteispitze und allen weiteren KandidatInnen. Mit dem Claim „Gemeinsam für Südtirol“ wird auf den in der Politik und besonders in der SVP vielfach absenten Teamgeist fokussiert und die Arbeit für das Land und damit für das Allgemeinwohl unterstrichen. Kompatschers dominante Position und die sehr selbstbewusste Haltung unterstreicht dabei seine Rolle als Leitfigur dieser Gruppe und dieser Botschaft.
Das Themenplakat „Südtirol entscheidet“ wurde sowohl für die erste Phase als auch in der zweiten Welle als Plakat auf den öffentlichen Flächen verwendet. Es will mit seinem Aufruf die WählerInnen dahin gehend überzeugen, dass es für die großen und wichtigen Themen Wohlstand, ausgedrückt in den Begriffen Arbeit und Sicherheit, sowie Gerechtigkeit, umschrieben als „Fairness“, in Südtirol kompetente PolitikerInnen brauche und die SVP diese Kompetenz aufzuweisen habe. Das Plakat spricht damit primär das Sicherheitsbedürfnis der WählerInnen an. Der weiß-rote Hintergrund in Form einer Tiroler Fahne, der für ein Folgeplakat auch bei der dritten Plakatierungswelle verwendet wurde, soll ferner das ideologische Image der Partei unterstreichen, wohl zur Kompensation der zunehmend schwächer besetzten volkstumspolitischen Flanke der Partei.
In der zweiten Plakatierungsphase, gleichsam die erste Welle auf den öffentlichen Flächen, wurden drei unterschiedliche Motive kommuniziert: das bereits zuvor besprochene Themenplakat „Südtirol entscheidet“, ein Plakat mit dem Spitzenkandidaten Arno Kompatscher sowie neun unterschiedliche Plakate mit BezirkskandidatInnen für eine geografisch differenzierte Zielgruppenorientierung.
Mit dem ersten Kompatscher-Plakat wird der Spitzenkandidat der Partei erstmals markant als Zugpferd für seine Partei plakativ in Szene gesetzt. Bereits die parteiinternen Vorwahlen zur Ermittlung des Spitzenkandidaten hatten die Popularität des Völser Bürgermeisters deutlich offengelegt, laut Medienberichten3 wurde vonseiten der SVP im Sommer 2013 eine Meinungsumfrage in Auftrag gegeben, welche die offensichtliche Zugkraft des neuen Politstars nochmals eindrucksvoll bestätigte. Das Plakat ist sehr einfach gestaltet, mit einem großen Porträt des Politikers, seinem Namen und dem Zusatz „Landeshauptmann-Kandidat der Südtiroler Volkspartei“.
Im unteren Bereich wird es durch das Corporate Design der Partei abgeschlossen. Das Porträt zeigt einen sehr selbstbewussten, gleichsam freundlichen Politiker, auf dessen Person, ausgelöst mitunter durch einen unvergleichlichen medialen Hype, der Großteil der Erwartungen nach Erneuerung projiziert wird.
Das dritte Plakatmotiv dieser Phase sind die Bezirksmutationen der KandidatInnenplakate. Auf neun unterschiedlichen Plakaten sind die jeweiligen Bezirks- bzw. GebietskandidatInnen (Gröden und Gadertal sind nochmals sprachlich differenziert) gemeinsam mit dem Spitzenkandidaten sowie dem Parteiobmann abgelichtet. Das ergibt für die entsprechenden Gruppenplakate insgesamt drei bis 14 KandidatInnen auf einem Bild. Beim Titel der Plakate greift man auf die oben bereits erwähnte Botschaft „Gemeinsam“ (ladinisch adöm bzw. adum) zurück, ergänzt durch den jeweiligen Bezirk oder die jeweilige Talschaft. Unterlegt sind die Titel farblich wie auch bei anderen Plakaten durch einen weiß-roten Balken, am unteren Rand abgeschlossen durch das Corporate Design der Partei.
Die zweite Plakatierungswelle besticht durch Kompetenzthemen und Personen und zielt daher hauptsächlich auf das Image der Regierungsfähigkeit der SVP sowie auf den Erneuerungsbonus, den die Partei durch ihren Spitzenkandidaten genießt.
In der dritten und letzten Plakatierungsphase wurden wiederum drei unterschiedliche Motive plakatiert (mit leichter geografischer Abwandlung). Zum einen ein Plakat des Spitzenkandidaten, das jenem der zweiten Welle sehr ähnlich ist. Kompatscher ist neuerlich mittels eines großen Porträts abgebildet, das ihn vor allem freundlich darstellt. Der Claim, der diesmal aber textlich hinzugefügt wird, ist „Südtirol entscheidet!“, auf weiß-rotem Hintergrund. In dieser Text-Bild-Kombination wird die Botschaft lanciert: Wer Kompatscher will und damit all das, wofür er steht, muss die Südtiroler Volkspartei wählen. Das Plakat zielt damit vor allem auf potenzielle zweckrationale WechselwählerInnen (vgl. Strohmeier 2002, 73), deren Wunsch nach einem Politikwechsel auf die neue Leitfigur der SVP projiziert wird.
Das zweite Plakatmotiv, das es in drei Varianten gibt, legt hingegen seinen Fokus auf die Thematik der Stabilität und will damit vor allem das Reservoir der StammwählerInnen ansprechen, gemäß dem Credo „Gutes bewahren“. Das Plakat ist im Vergleich zu den anderen grafisch eher untypisch, zweigeteilt durch einen nahezu gleich großen Text- wie Bildanteil. Der deutsche Text lautet: „In einer Welt, die oft genug unsicher ist, steht die SVP für Stabilität. Damit Südtirol eine lebenswerte Heimat bleibt!“; darunter befindet sich der Sender der Botschaft, gleichsam im Bild dargestellt. Die entsprechende ladinische Abwandlung erfolgt in den jeweiligen Idiomen für das Gröden- bzw. das Gadertal.
Während auf dem deutschsprachigen Plakat, das bis auf die ladinischen Täler in ganz Südtirol geklebt wurde, der Parteiobmann der SVP abgebildet ist, finden sich auf den ladinischen Plakaten der SVP-Spitzenkandidat Florian Mussner als der Kandidat für die LadinerInnen sowie der amtierende Landeshauptmann Luis Durnwalder beim gemeinsamen handshake vor einer traumhaften Dolomitenkulisse. Es ist somit eine der wenigen Werbungen der SVP, bei der Durnwalder noch als Werbeträger aufscheint. Dass dies genau in den beiden ladinischen Tälern erfolgt, ist nicht verwunderlich, da Luis Durnwalder dort traditionell ein sehr gutes Standing hat. Deutlich „unglücklicher“ wirkt dazu das Bild des Parteiobmanns, auf dem dieser verhältnismäßig klein abgebildet ist. Zudem zeigt der Hintergrund einen sonderbaren, nicht genauer zu definierenden öffentlichen Raum, vermutlich eine Baustelle. Eine mögliche Symbolik verschließt sich den BetrachterInnen.
Das dritte Plakatmotiv dieser letzten Phase knüpft mit seinem Kernmotiv des (ethnischen) Zusammenhalts an die alte Plakattradition der SVP an und zielt damit vor allem auf die traditionellen StammwählerInnen, die es aufgrund ihrer politischen Sozialisation gewöhnt sind, immer dieselbe Partei zu wählen (vgl. Radunski 1980, 49) und durch die Vermittlung eines starken „Wir-Gefühls“ angesprochen werden können (vgl. Strohmeier 2002, 79). Grafisch lehnt sich das Plakat an das Themenplakat aus der ersten und zweiten Plakatierungsphase an, indem es einen ideologisch prägnanten Hintergrund verwendet, aber das Edelweißsymbol dieses Mal ins Zentrum des Plakats rückt. Diesem grafischen Grundsatz folgte die Partei seit Jahrzehnten fast immer, wenn die Botschaft zum Zusammenhalten beziehungsweise die damit verknüpfte Botschaft „Südtirol = SVP“ lanciert wurde (vgl. Dejaco 2006, 117). Der zweigeteilte Text ist so simpel in der Botschaft wie vertraut in seiner konstanten Wiederkehr: „Südtirol hält zusammen! Südtirol wählt SVP!“ Mit einer kleinen Neuheit wartete die SVP indes in den letzten Tagen vor der Wahl auf. Über die in den Grundfarben weiß und rot gehaltenen Plakate wurden quer zwei gelbe Streifen geklebt: Am Kompatscher-Plakat der Slogan „Sonntag: Kompatscher!“ und am Zusammenhalt-Plakat „… entscheidet für Arbeitsplätze“ kombiniert mit einem kleinen angekreuzten Edelweiß. Mit diesen Signalstreifen sollten im Sinne der Schlussmobilisierung das personelle und das inhaltliche Highlight der SVP nochmals betont werden.
4.2 Die Freiheitlichen
Im Unterschied zum Variantenreichtum der SVP hat die Freiheitliche Partei Südtirols bei der Landtagswahl 2013 nur ein sehr beschränktes Reservoir an plakativen Motiven. Genauer gesagt wurden von den „Blauen“ nur zwei unterschiedliche Plakate verwendet, die in erstaunlich markanter Kontinuität zu den Plakaten der Landtagswahl von 2008 stehen, grafisch ebenso wie thematisch. Wenngleich sich die Claims zwischen 2008 und 2013 ändern, bleiben die Kernbotschaften nahezu identisch.
Mit ihrem KandidatInnenplakat und dem Titel „System brechen. Freiheitlich wählen!“ zielt die größte Oppositionspartei Südtirols auf die jahrzehntelange politische Vorherrschaft der SVP. 2008 hieß der Titel des Plakats, das grafisch fast identisch war, mit derselben Anordnung der beiden SpitzenkandidatInnen und ähnlicher Bildkulisse „Südtirol gehört dir. Dafür sorgen wir.“. Wenngleich ein politisches „System“ sehr nüchtern betrachtet die Typologie der Staatsform beschreibt, so hat der Terminus in diesem Fall eine ganz eigene Bedeutung und für viele Menschen in Südtirol hat „System“ eine negative Konnotation. „System brechen“ bedeutet also die jahrzehntelange absolute Mehrheit der Südtiroler Volkspartei zu beseitigen. Dieselbe Botschaft wurde auch mit „Südtirol gehört dir“ schon 2008 gesetzt. Die beiden abgebildeten KandidatInnen, Parteiobfrau Ulli Mair und der Fraktionssprecher und Spitzenkandidat Pius Leitner gelten bei den „Blauen“ schon seit Jahren als unangefochtene Doppelspitze und sind damit die Aushängeschilder für freiheitliche Themen und Positionen. Anders als bei der SVP kommen keine anderen KandidatInnen auf irgendwelchen Plakaten vor, weder als Gruppe noch in geografischen Plakatvarianten. Diese Alleinstellung soll obendrein, wie auch bei vielen anderen Parteien, dem Spitzenpersonal ein respektables Wahlergebnis bescheren. Die Darstellung der beiden KandidatInnen zielt auf Selbstbewusstsein und Sympathie. Augenfällig wurde diesmal als Hintergrund nicht irgendeine Bergkulisse, sondern der Schlern als Wahrzeichen Südtirols gewählt. Das Plakat mit den beiden SpitzenkandidatInnen wurde auch in einer ladinischen Übersetzung in Gröden und im Gadertal geklebt.
Auch das zweite freiheitliche Plakat lehnt sich an frühere Gestaltungen an. Es ist ein grafisch schlicht gehaltenes Themenplakat mit tiefblauem Hintergrund, das ein freiheitliches Kernthema zum Inhalt hat: die Einwanderung und Integration von AusländerInnen. Wurde vor Jahren noch „Einheimische zuerst“ plakatiert, so lautet der Claim 2013 „Einwanderung: Integrieren statt abkassieren!“ Neben dem Claim prangt noch relativ groß das freiheitliche Listensymbol, umrundet von einer weißen Schattierung, im rechten unteren Bereich des Plakats. Die Interpretation des Claims muss im Fokus der politischen Debatten der letzten Jahre zu diesem Themenkomplex stehen. Diskussionen, die sich vor allem rund um das in der vergangenen Legislaturperiode beschlossene „Integrationsgesetz“ gedreht haben, sowie die immer wieder aufgeflammte Diskussion rund um die Vergabe von Sozialleistungen an Nicht-EU-BürgerInnen, die in Südtirol wohnen und arbeiten. Im Claim verdichtet sich die freiheitliche Position zu diesem Thema aufs Kompakteste, die man verkürzt wie folgt beschreiben könnte: Einwanderer aus (vorwiegend) Nicht-EU-Ländern, die nach Südtirol kommen und hier arbeiten und wohnen, sollen sich zunächst in diese Gesellschaft integrieren (wobei der Terminus Integration sehr interpretationsoffen ist und die Positionen der Freiheitlichen eher dem Terminus des Anpassens näher stünde) und erst nach erbrachter Leistung und gesellschaftlicher Anpassung auch die Möglichkeit bekommen, von den Sozialleistungen jedweder Form zu profitieren.4
Mit den beiden Plakaten setzen die Freiheitlichen im Landtagswahlkampf 2013 deutlich auf Kontinuität: bei den Inhalten genauso wie personell.
4.3 Grüne-Verdi-Vërc
Die zweitgrößte Oppositionspartei Südtirols, die Grünen, haben im Landtagswahlkampf insgesamt sechs unterschiedliche Plakatmotive geklebt. Der Grundaufbau sämtlicher Plakate ist identisch, mit einem wechselnden Claim im oberen Bereich, einem weißen, schrägen Balken mit dem Hauptclaim „Sauberes Land, gesunde Politik“ im unteren Bereich, dazu das Listensymbol der Grünen. Die sechs Plakate teilen sich in ein KandidatInnenplakat sowie fünf Themenplakate, wobei ein Plakat nur den Hauptclaim vor grünem Hintergrund trägt. Bei den vier anderen Plakaten wird mittels Wort-Bild-Kombination auf vier spezifische politische Themen eingegangen.
Alle Plakate der Grünen sind konsequent dreisprachig gehalten, wobei der Claim im Unterschied zu früheren Plakatkampagnen quasi einsprachig ist, indem eine Sprache dominant und die beiden anderen Landessprachen wesentlich kleiner darunter angeführt sind. Die Grünen beschreiten damit neue Pfade, indem sie versuchen, die Botschaften sprachlich zielgruppenorientierter zu positionieren.
Der Hauptclaim „Sauberes Land, gesunde Politik. Politica pulita, ambiente sano. Ambiënt sann, politica nëta.“ verknüpft ureigene grüne Kernthemen mit der spezifischen politischen Situation Südtirols. Mit „Sauberes Land“ können Themenbereiche wie Verkehrsberuhigung, Umweltschutz oder nachhaltiges Wirtschaften integriert werden, während „gesunde Politik“ eine mögliche Verbesserung der politischen Situation im Sinne von mehr Transparenz und einer neuen politischen Diskussionskultur meint und damit indirekt das bestehende „System“ im Sinne der oben beschriebenen Vorherrschaft der SVP kritisiert. Das Plakat mit diesem Hauptclaim ist absolut minimalistisch gehalten und stellt eine starke farblich-politische Assoziation zur Kernbotschaft her, ähnlich dem freiheitlichen Themenplakat.
Die vier weiteren Themenplakate bestechen durch einen eindrücklichen Wort-Bild-Witz. Aus der Logik grüner Politik negativ besetzte Begriffe (Flugzeuge, Verkehr, Privilegien und Seilschaften) werden als förderungswürdig „verkauft“, indem ihnen durch das Bild eine andere Konnotation verliehen wird. Mit dem Satzbeginn „Diese“ (und eben nicht die „anderen“) sowie der erklärenden Fußnote wird die Neudeutung verstärkt beziehungsweise erklärt. Das Flugzeug- sowie das Verkehrsplakat fokussieren auf das Thema Umwelt und nehmen konkreten Bezug auf die politischen Debatten zum Flugplatz Bozen und zum Lkw-Transit. Das Seilschaftsplakat zielt dagegen auf den generell von den Südtiroler Grünen vielfach kritisierten Einfluss zahlreicher Lobbys auf die Südtiroler Politik und mögliche Vorzugsschienen durch Bekanntschaft, subsumiert im politischen Jargon durch das Schlagwort „Vitamin B“. Das Privilegienplakat schließlich findet konkreten Niederschlag in einer Debatte, die weit über die Landesgrenzen hinausgeht und die europäische Ebene betrifft. So kann das Plakat auch in Anlehnung an die beherzte und intensiv geführte Debatte rund um die Privatisierung der Wasserversorgung verstanden werden, mahnt aber auch zum generell vorsichtigen Umgang in Sachen Umwelt.
Das KandidatInnenplakat schließlich zeigt die acht Erstgereihten auf der Liste der Grünen für die Landtagswahlen, sechs Personen, die im Zuge der Vorwahlen innerhalb der Grünen ermittelt wurden sowie zwei Personen (auf Platz sieben und acht), die von der Partei Sinistra e Libertà ernannt wurden.5 Der Claim „Wir schützen Südtirol.“ wirkt in der sprachlichen Tradition grüner Politik atypisch und wird von der Partei selbst wie folgt erklärt: „Wir haben dafür die Aussage ‚Wir schützen Südtirol‘ gewählt, weil wir uns genau dazu berufen fühlen – entgegen allen Patrioten, die den Alleinanspruch für den Schutz unserer Heimat einfordern. Wir sind jene, die unser Land mit all seiner Vielfalt und seinen Möglichkeiten, aber auch seiner Verletzlichkeit wahrnehmen und immer genau dann unsere Stimme erheben, wenn es verteidigt werden muss.“ 6
Die Plakate der Grünen bei dieser Landtagswahl stehen einerseits im Zeichen grüner Plakattradition, es werden andererseits aber auch neue Wege beschritten. Die Plakate setzen weiterhin verstärkt auf Themen und weniger auf Personen, präsentieren ein Kernteam anstatt einzelner SpitzenkandidatInnen oder Duos, und setzen, wie auch schon bei anderen Wahlen auf pointierte Aussagen, um die Botschaft in einen gewissen Witz zu verpacken. Neue Wege beschreiten die Grünen mit dieser Kampagne durch die Differenzierung von „deutschen“ und „italienischen“ Plakaten, um so je nach Bevölkerungszusammensetzung besser auf die jeweilige Zielgruppe zu fokussieren, andererseits durch einen bisher im Vergleich weitgehend ungewöhnlichen Jargon (Beispiel „schützen“).
4.4 Süd-Tiroler Freiheit
Die Süd-Tiroler Freiheit hat im Landtagswahlkampf drei unterschiedliche Plakate verwendet: ein KandidatInnenplakat sowie zwei Themenplakate. Während das KandidatInnenplakat und das Selbstbestimmungsplakat landesweit plakatiert wurden, fand sich das Krankenhausplakat nur in den vom Thema betroffenen Ortschaften.
Das KandidatInnenplakat zeigt, ähnlich den Freiheitlichen, das Spitzenduo der Bewegung, die nunmehrige Nummer eins Sven Knoll sowie die dienstälteste Politikerin des Südtiroler Landtags, Eva Klotz. Im Unterschied zum freiheitlichen Plakat hat dieses aber keinen Claim, besticht dafür durch mehr Symbolik. Zur Unterstreichung der Verbundenheit mit dem Land findet sich auch hier ein mit Wald, Hügeln und Bergen gespicktes Hintergrundbild. Im Vordergrund stehen die beiden KandidatInnen, Eva Klotz mit recht freundlichem, Sven Knoll hingegen mit einem ernsten und bestimmten Blick. Rechts neben den Gesichtern der beiden prangt das Listensymbol der Bewegung und darüber, vor blauem Himmelhintergrund, ein in Weiß gehaltener Adler mit Kranz, gleichsam Symbol des Landes Tirol. Der Adler findet sich außerdem auf der Gürtelschnalle und als Anstecker auf dem Sakko von Sven Knoll. Die beiden PolitikerInnen sowie das Hintergrundbild wurden je einzeln aufgenommen und als Ebenen zusammengesetzt. In der Positionierung der beiden KandidatInnen zeigt sich symbolisch die nunmehrige politische Hierarchie innerhalb der Bewegung, aus dem Kontext gerissen erinnert die Darstellung der beiden an eine Mutter-Sohn-Beziehung. Das Gesamtimage, das durch das Plakat transportiert werden soll, ist ein sehr bodenständig-traditionelles. Es unterstreicht zudem die Leadership der beiden Dargestellten.
Auch das Themenplakat, das selbstredend das Kernthema der Bewegung darstellt, ist geprägt durch markante Symbolik. Die Selbstbestimmung Südtirols wird dabei allerdings nicht nur rein thematisch abgebildet; das Plakat stellt das intensiv beworbene, selbstverwaltete „Selbstbestimmungsreferendum“ ins Zentrum seiner Darstellung. Unter dem Titel „Wähl dich frei!“ suggeriert das Plakat die Möglichkeit, durch die Teilnahme an einem entsprechenden Referendum eine Loslösung Südtirols von Italien erreichen zu können. Grafisch symbolisiert wird die Abtrennung durch das Abschneiden des grünen Teils einer Trikolore, sodass nur mehr eine weiß-rote Fahne (mit Tiroler Adler) übrig bleibt, sinnbildlich für die Unabhängigkeit des Landes vom restlichen Staatsgebiet. Am oberen rechten Rand findet sich das Logo zur Aktion, unten rechts das Listensymbol der Süd-Tiroler Freiheit und links daneben Informationen und die Webadresse zum Referendum.
Das dritte Plakat der Süd-Tiroler Freiheit im Wahlkampf war ein sehr einfach gehaltenes, auf eine lokale Zielgruppe begrenztes Themenplakat. Unter dem Claim „Spart[,] wo ihr wollt, aber nicht bei unserer Gesundheit“ bezieht man sich auf die politische Debatte rund um eine mögliche Schließung oder Auslagerung von Diensten bei den kleineren Krankenhäusern in Sterzing, Innichen und Schlanders. Die Süd-Tiroler Freiheit stellt sich damit klar hinter den Erhalt dieser drei Häuser, die alle abgebildet sind. Gehängt wurden die Plakate im näheren Einzugsgebiet der drei Strukturen.
4.5 Partito Democratico – Demokratische Partei
Der Partito Democratico (PD) hat in seinem Wahlkampf insgesamt neun unterschiedliche Plakate verwendet, fünf Themenplakate sowie vier unterschiedliche KandidatInnenplakate. Sämtliche Plakate sind vom generellen Aufbau her sehr ähnlich. Allen gemeinsam, mit einer Ausnahme, ist der untere Abschluss mit dem Listensymbol des PD am linken Rand und einem gelben Balken mit den wiederkehrenden Schlagworten „Lavoro, plurilinguismo, sociale – Arbeit, Mehrsprachigkeit, Soziales“. Die Claims sämtlicher Plakate sind schließlich durch einen halbtransparenten schwarzen, einen grauen oder einen grünen Farbbalken unterlegt. Allen Plakaten gemeinsam, mit wiederum einer Ausnahme, ist ferner die konsequente Zweisprachigkeit der Texte. Jenes Plakat, das die Ausnahme bildet, ist einsprachig deutsch gehalten, wohl ein Novum für den PD in Südtirol. Es zeigt die vier deutschsprachigen KandidatInnen, die auf der Liste des PD kandidiert haben.
Der Claim für die vier KandidatInnenplakate ist „L’Alto Adige a modo nostro – Unser Weg für Südtirol“ (am deutschen Plakat einsprachig), gleichsam der Hauptclaim der gesamten PD-Kampagne. Mit „Unser Weg“ fokussiert der PD vor allem auf zwei politische Themen, bei denen man mit dem langjährigen Koalitionspartner SVP keine wirkliche Übereinstimmung findet: ein mehrsprachiges Schulmodell sowie mehr Autonomie für die Gemeinden mit besonderem Fokus auf die Hauptstadt Bozen. Zufällig oder nicht, „Unser Weg für Südtirol“ ist zwar in den letzten Jahren zur Marke der ArbeitnehmerInnen in der SVP geworden, wurde von diesen indes nicht im Wahlkampf verwendet.
Das Hauptplakat zeigt, ähnlich wie das erste SVP-Plakat, die gesamte Gruppe mit allen 35 KandidatInnen. Der Hintergrund ist in schlichtem Grau und Weiß gehalten, genauso wie die Schrift. Dadurch rückt der Fokus der Wahrnehmung auf die in der unteren Plakathälfte abgebildeten KandidatInnen. Die zwei verbleibenden KandidatInnenplakate folgen einer geografischen Zielgruppenorientierung. So gibt es ein Plakat mit den KandidatInnen des Eisack- und Pustertals, ein weiteres mit jenen des Unterlands. Auf beiden sind neben den entsprechenden BezirkskandidatInnen auch die beiden Spitzenexponenten der Partei, Christian Tommasini und Roberto Bizzo, abgebildet. Die beiden Plakate wurden in den jeweiligen Ortschaften der entsprechenden Bezirke gehängt.
Die Themenplakate des PD behandeln fünf (teilweise) gewichtige politische Positionen der Partei. Die Plakate sind jeweils in einer Text-Bild-Kombination komponiert: einem zweisprachigen Claim und einem ausfüllenden Hintergrundbild. Das Plakat mit dem Claim „Il nostro territorio: energia per il futuro“ und dem Bild eines Baches spielt wohl indirekt auf die umstrittene Energiepolitik an, steht aber auch für eine saubere Umwelt und eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen. Ein weiteres Plakat behandelt das für den PD wichtige Thema der Gemeindeautonomie, mit besonderem Augenmerk auf die Eigenständigkeit der Stadt Bozen. „Più autonomia ai comuni, più vicini alle persone“ ist der entsprechende Claim dazu, das Plakat zeigt die Brixner Altenmarktgasse als Sinnbild für den urbanen Raum. Das dritte Themenplakat zeigt auf gelbem Hintergrund eine Computermaus, deren Kabel zu Zahnrädern geformt sind. „Innovare per creare lavoro“, so der Claim des Plakats, das auf eines der wichtigsten PD-Themen zielt: die Schaffung und den Erhalt qualitativer Arbeitsplätze. Die Maus als Symbol für Innovation und Fortschritt sowie die Zahnräder als Symbol für Arbeit gelten als Standardsymbole für diese Themenbereiche. Mit „Una scuola plurilingue“ setzt der PD beim vierten Themenplakat auf eines der prominentesten und emotionsgeladensten Themen und Forderungen im PD-Wahlkampf. Auf augenfälligem rotem Hintergrund hängen von oben herab vier unterschiedliche Sprechblasen, symbolisch für die Vielfalt der Sprachen, die miteinander in Kontakt stehen. Die teils unterschiedlichen Umrandungen der Sprechblasen stehen für die unterschiedlichen Sprachen in Südtirol. Das fünfte Themenplakat schließlich widmet sich den öffentlichen Diensten mit dem Claim „Niente sprechi, più servizi“. Auf grünem Hintergrund findet sich abgebildet ein grüner Apfel mit Tautropfen, dessen Symbolik wohl nur mit dem zusätzlichen Untertitel „Un welfare in salute“ zu deuten ist: der Apfel also als Symbol für ein gesundes Sozialsystem, das effizient arbeitet.
4.6 Forza Italia – Lega Nord – Team Autonomie
Bei den Landtagswahlen 2013 gab es insgesamt zwei Dreierbündnisse: eines im italienischen und eines im deutsch-ladinischen Parteienspektrum. Etwas unerwartet und überraschend kam das Bündnis rund um die Listen Forza Alto Adige, Lega Nord und Team Autonomie7 zusammen, das schon von Beginn an mehr dem Charakter einer wahltechnischen Zweckehe denn eines echten politischen Bündnisses zu entsprechen schien. Das prompte Auseinanderbrechen gleich nach der Wahl bestätigte dies eindrucksvoll. Sichtbar wurde die „technische Ehe“ auch bei den Plakatflächen, die sich die beiden Lager im Bündnis je zur Hälfte aufteilten. Beide Seiten verwendeten KandidatInnenplakate, kombiniert mit einem Claim. Während Forza Alto Adige, auch mit Blick auf vier mögliche Vorzugsstimmen, seine vier SpitzenexponentInnen als Team mit einem sehr prominenten „Schirmherrn“ präsentierte, setzte die Gruppe rund um die Lega Nord und das Team Autonomie ganz auf ihre Nummer eins Elena Artioli. „La squadra fa la forza: Alto Adige“ so der Claim bei den „Blauen“, während das Artioli-Lager zweisprachig „Squadra unita. Persona giusta“ bzw. „Starkes Team. Richtige Frau“ als Claim im oberen Bereich setzt, im unteren Bereich hingegen eine „Anleitung“ zur richtigen Wahl gibt: „Scrivi Schreibe Nr. 1 Artioli“.
Während die KandidatInnen von Forza Alto Adige einen gemeinsamen Teamwahlkampf inszenieren und die Liste selbst stärker in den Mittelpunkt rücken, ist beim Artioli-Plakat die Liste nur Mittel zum Zweck, der gesamte Fokus liegt auf der Spitzenkandidatin.
4.7 Movimento 5 Stelle
Die erstmals zur Landtagswahl angetretene Partei des Komikers Beppe Grillo, Movimento 5 Stelle, hatte mehrere unterschiedliche Plakatmotive. Hauptplakat war ein KandidatInnenplakat, auf dem 18 der 20 KandidatInnen der Liste in einem Gruppenbild dargestellt sind, darüber der dreisprachige Claim „Votate per voi! Wählt für euch selbst! Lîta tè instës!“, direkt unter dem Bild angeschnitten das Listensymbol und am unteren Abschluss des Plakats ein Hinweis zur Webseite der Bewegung und die Eigendefinition als „Movimento di cittadini per i cittadini“ („Bewegung von Bürgern für Bürger“). Das Plakat folgt der Tradition des Movimento, sich als Antipartei zu präsentieren, welche die Trennung zwischen den einfachen BürgerInnen und den vermeintlich abgehobenen PolitikerInnen der etablierten Parteien überbrücken will.
Die unterschiedlichen Themenplakate der Partei, die unterhalb des Gruppenplakats gehängt wurden, sind keine neuen Kreationen, sondern vom Parlamentswahlkampf 2013 recycelt worden, indem das Datum der Parlamentswahl und der seinerzeitige Claim „Usciamo dal buio“ durch den Hinweis „Elezioni provinciali 27 ottobre. Landtagswahlen 27. Oktober“ sowie durch den Hinweis auf die Webseite überklebt wurden. Bei manchen Plakaten indes wurde das Überkleben vergessen. Welche und wie viele Themenplakate somit verwendet wurden, hängt daher wahrscheinlich davon ab, wie viele und welche Plakate noch aus Altbeständen verfügbar waren. Zu den wichtigsten Themenplakaten des Movimento zählt das blaue „Mandiamoli tutti a casa“-Plakat, das einen übergroßen gelben Fuß zeigt, der mehreren schwarzen Gestalten, stellvertretend für die politische Kaste Italiens, einen Tritt verpasst und sie ins Abseits schiebt. Ein weiteres Schwerpunktthema der Bewegung ist die Förderung der kleinen und mittelgroßen Betriebe. Das rote Themenplakat mit dem Claim „Sviluppo piccole e medie imprese“ zeigt mehrere schwarze Zahnräder und eine gelbe Hand, aus deren Zeigefinger ein Öltropfen rinnt, der die Zahnräder schmiert. Symbolisch betrachtet wird die Arbeit, dargestellt durch die Zahnräder (wie beim PD-Plakat) vom Movimento wieder in Schwung gebracht. Alle Themenplakate haben eine sehr einfache grafische Gestaltung mit markanten Farben, wobei das Gelb immer den Movimento symbolisiert. Optisch stehen sie in krassem Gegensatz zum KandidatInnenplakat der Bewegung, das ad hoc für die Landtagswahl 2013 gemacht wurde.
4.8 Bündnis BürgerUnion – Ladins Dolomites – Wir Südtiroler
Das zweite Dreierlistenbündnis dieser Wahl, das Bündnis aus BürgerUnion, Ladins Dolomites und Wir Südtiroler, besticht durch eine sehr einfache Plakatkampagne und setzt im Unterschied zum „italienischen“ Bündnis auf eine gemeinsame Plakatkampagne. Das Bündnis hat nur zwei verschiedene Plakate mit sehr ähnlicher Gestaltung, die es in einer einsprachig deutschen sowie einer einsprachig ladinischen Variante gibt. Beide Plakate zeigen im unteren rechten Eck relativ groß das Listensymbol, das die Parteien mit ihren Schriftzügen und Farben vereint. Das ergibt in Summe ein Farbenspiel mit Weiß, Blau, Grün, Orange und Rot, das sich auch am oberen Rand des Plakats durch geschwungene Farbstreifen wiederholt.
Drei Schlagworte bilden den Claim der Kampagne: „Soziale Gerechtigkeit“, „Machtkontrolle“ und „Familie“. Sie spiegeln vorab die Kernthemen der BürgerUnion wider, die sich in den letzten Jahren mit den Themen Gerechtigkeit und Familie als soziale Partei der Mitte zu etablieren versuchte. Auf dem ersten Plakat sind die drei Schlagworte sehr groß vor weißem Hintergrund gesetzt, auf dem zweiten kommt ein Gruppenbild mit den vier SpitzenkandidatInnen des Bündnisses hinzu, die als kompakte Gruppe wahrgenommen werden. Dass neben den drei männlichen Parteileadern noch eine vierte Person hinzugenommen wird, liegt an der Notwendigkeit der Präsenz einer Frau im Spitzenteam8, passt aber auch gut mit der Tatsache der vier möglichen Vorzugsstimmen zusammen.
Die Plakate des Bündnisses verwenden insgesamt keine abstrakte Symbolik und setzen ganz auf die Kernthemen sowie auf das Spitzenteam, das vor allem mit Andreas Pöder und Thomas Egger zwei in der Südtiroler Politik weitgehend bekannte Gesichter zeigt.
4.9 L’Alto Adige nel cuore
Der Ende 2012 als lokale politische Bewegung ins Leben gerufene L’Alto Adige nel cuore, dessen ExponentInnen vormals der nationalen Partei Futuro e Libertà angehörten, trat 2013 erstmals als eigenständige Liste bei den Landtagswahlen in Südtirol an. Unangefochtener Leader der Gruppierung und Spitzenkandidat war der Landtagsabgeordnete Alessandro Urzì, für eine Kandidatur gewinnen konnte man außerdem den ehemaligen PdL-Abgeordneten Maurizio Vezzali, der auf der Liste auf Platz zwei gesetzt wurde. Beide Spitzenexponenten bekamen, neben einem allgemeinen Plakat, ein eigenes KandidatInnenplakat, auf dem sie mit einem großen Porträt, ihrem Namen und der Listennummer sowie einem eigenen Claim abgebildet wurden. „La nostra forza!“ war der Titel des Plakats von Urzì, „La nostra passione“ jener am Plakat von Vezzali.
Das allgemeine Plakat ist mit weißem Hintergrund sehr schlicht gehalten und zeigt das Listensymbol der Bewegung, einen Claim sowie eine geografische Darstellung Südtirols, geformt durch Hunderte von kleinen Icons und „behütet“ von zwei Händen links und rechts. Mit „Il tuo movimento – La nostra terra“ will die Bewegung zum einen auf die lokale und von den staatlichen Parteien unabhängige Eigenart verweisen, zum anderen den Charakter einer Bewegung andeuten, die sich von den klassischen Parteien abhebt. Die ethnische Zielgruppenorientierung wird symbolisch durch die grün-weiß-rote Farbkombination im Listensymbol sowie den Trennstrich beim Claim angedeutet.
4.10 Unitalia Movimento per l’Alto Adige
Die 1996 entstandene stark rechtskonservative Partei Unitalia lancierte, wie weiter oben besprochen, bereits im Vorfeld der heißen Wahlkampfphase das ethnisch aufgeladene „Alpiniplakat“. Auf den offiziellen Plakatierungsflächen schließlich hingen drei unterschiedliche Themenplakate. Zwei dieser Plakate beginnen mit dem Satz „Ho presentato documenti instituzionale per garantire: ...“, worauf ein politisches Thema folgt. Schließlich der Sender der Botschaft: „il Consigliere provinciale Donato Seppi“. Auf einem der Plakate geht es um die „precedenza agli italiani per casa e lavoro“, auf dem zweiten um das „garantire parità di diritti a tutti i gruppi linguistici nella scuola e nel lavoro“. Während letzterer Claim auf das Verhältnis zwischen den beheimateten Sprachgruppen deutet und auf eine vermeintliche Ungleichbehandlung der italienischsprachigen Bevölkerung aufmerksam macht, kann mit ersterem auch die Abgrenzung zu den neu aus dem Ausland zugewanderten Personen gemeint sein und „italiani“ als StaatsbürgerInnen interpretiert werden. Auf beiden Plakaten prangt unterhalb des Claims sehr dominant das Listensymbol der Bewegung, abgeschlossen nach unten durch die Trikolore und den Spruch „Al tuo fianco dal 1996“. Der Hintergrund beider Plakate ist weitgehend neutral gehalten, im Unterschied zum dritten Themenplakat, das eine Berglandschaft mit viel Himmel zeigt und darin eine im Wind wehende Trikolore, darüber das Listensymbol von Unitalia.
Das Plakat besticht durch ein großes „NO“ sowie ein großes „SI“ und fokussiert damit auf jene politischen Inhalte, gegen die man ankämpfen will („NO proporzionale e precariato“) und wofür man sich im Besonderen einsetzen will („SI casa e lavoro agli italiani“). Das Thema des Vorrangs einer bestimmten Bevölkerungsgruppe für bestimmte öffentliche Leistungen fand sich auch auf früheren Plakaten der Freiheitlichen („Einheimische zuerst“) oder auf den Plakaten in der Vorwahlkampfzeit beim Team Autonomie („Assegni sociali prima ai nostri“) und bei La Destra („Prima agli Altoatesini“). Die Plakate von Unitalia sind insgesamt inhaltlich sehr ethnozentrisch und abgrenzend und bedienen sich entsprechend ausgeprägter Symbolik.
4.11 Scelta Civica per l’Alto Adige-Südtirol
Die im Juni aus der Taufe gehobene Liste Scelta Civica per l’Alto Adige-Südtirol ist ein Sammelbecken früherer ChristdemokratInnen, italienischer BürgerInnenlisten sowie einiger Personen, die bereits bei den Parlamentswahlen im Februar auf der Liste Scelta Civica con Monti per l’Italia kandidiert haben, versteht sich aber als lokal vollkommen autonome italienische Bewegung der Mitte.9 Bewusst wurde deshalb für die Versinnbildlichung dessen für das Listensymbol der Schlern als Wahrzeichen Südtirols, in Kombination mit einer Trikolore gewählt.
Die Gruppierung hatte zwei unterschiedliche und sehr einfach gestaltete Plakate. Zum einen ein allgemeines Plakat, auf dem sehr dominant das Listensymbol und der Claim „Insieme protagonisti per la nostra Provincia“ abgebildet sind, als Hintergrund die Umrisse des Schlern, alles in Blau gehalten. Durch Bild und Text will die Bewegung den lokalen Duktus unterstreichen und mit „protagonisti“ auch das Ziel einer möglichen Regierungsverantwortung andeuten. Das KandidatInnenplakat schließlich, auf dem alle 32 KandidatInnen im Porträt mit Namen abgebildet sind, enthält dieselben Symbole und Elemente wie das allgemeine Plakat und diente zur Vorstellung der gesamten Frau- und Mannschaft. Es gab dieses Plakat in der Standardgröße für eine Plakatfläche sowie in doppelt so großer Ausführung in Überlänge, sodass es zwei aneinanderliegende Plakatflächen ausfüllte.
4.12 La Destra Minniti
Die Partei La Destra mit ihrem Leader und Spitzenkandidaten Mauro Minniti hatte, wie erwähnt, bereits in der Vorwahlkampfzeit plakatiert und setzte einige Akzente dieser ersten Kampagne fort. Die vier unterschiedlichen Plakate können in zwei Kategorien geteilt werden. Zwei Plakate stehen unter dem Claim „Creare“ und fokussieren auf zahlreiche klassische soziale Politikthemen, während mit zwei weiteren Plakaten eine ethnische Zielgruppenkampagne geführt wird.
Auf den unter dem Titel „Creare“ lancierten Plakaten findet sich der Spitzenkandidat Minniti selbst abgebildet, einmal stehend mit Kugelschreiber in der Hand und seitlich auf die auf Notizzettel geschriebenen Schlagworte „Lavoro“, „Giovani“, „Famiglie“, „Casa“, „Anziani“ und „Scuola“ schauend, gleichsam eine übersichtliche Darstellung aller Kernthemen der Bewegung. Auf einem weiteren ähnlich gestalteten „Creare“-Plakat sieht man Minniti hingegen kniend, mit Blick auf den Betrachter gerichtet. Hier wird das Kernthema Familie behandelt und eine detailliertere Antwort darauf gegeben, welches die entsprechenden notwendigen politischen Maßnahmen zu diesem Thema wären. Der Hintergrund der „Creare“-Plakate ist türkis gehalten, eine bestimmte Symbolik oder Interpretation dieser Farbwahl erschließt sich nicht und scheint eine rein ästhetische Entscheidung zu sein. Passend zum Claim der Plakate ist Minniti sehr leger gekleidet, mit weißem Hemd, ohne Krawatte, die Ärmel nach hinten gestürzt, um ein „Anpacken“ zu symbolisieren. Minniti will sich mit diesen Plakaten ein Kompetenz vermittelndes Image eines Politikers geben, der um die Sorgen und Nöte der Bürger Bescheid weiß und die richtigen „Rezepte“ parat hat.
Die beiden ethnischen Plakate sind in ihrer Konzeption sehr unterschiedlich. Eines wurde bereits in der Vorwahlkampfzeit gehängt und weiter oben bereits besprochen, nämlich das „L’Alto Adige è Italia“-Plakat. Das zweite Plakat ist in sehr schlichtem, dunklem Blau gehalten, mit einem Claim im oberen Bereich, in der Mitte prägnant das Listensymbol von La Destra Minniti und darunter mehrere Trikolorefahnen. Der Claim lautet „Solo noi con gli italiani dell’Alto Adige nel solco della tradizione“ und der Aufruf „vota“. Minniti und La Destra versuchen damit eine klare Abgrenzung zu den anderen italienischen Rechtsparteien und postulieren einen Vertretungsanspruch für die italienischsprachige Bevölkerung. Als Ergänzung zu den Kompetenz vermittelnden „Creare“-Plakaten will Minniti mit den „ethnischen“ Plakaten seinem Image auch ein scharfes ideologisches Profil verleihen.
4.13 Partito della Rifondazione Comunista
Die beiden kommunistischen Kleinparteien Rifondazione und Comunisti Italiani schafften es nicht, sich für die Landtagswahl zu einem gemeinsamen Listenbündnis zu vereinen. So traten sie beide, praktisch chancenlos, mit der je eigenen Liste zur Wahl an. Rifondazione hatte drei unterschiedliche Plakatmotive, darunter ein KandidatInnenplakat sowie zwei generische Plakate. Am KandidatInnenplakat finden sich 14 Personen unter einem stilisierten Herz, in dessen Mitte „wählt – vota“ steht, darunter der Claim „keine Freiheit ohne Rechte – senza diritti non c’è libertà“. Mit dem Herz und den auffällig freundlichen Gesichtern wollen die KandidatInnen Sympathie für die Liste gewinnen, die Grundfarbe am Plakat ist selbstredend Rot. Ein zweites Plakat ist sehr allgemein gehalten, das Listensymbol sehr groß in der Mitte auf blauem Hintergrund und der Claim „Vota Comunista“ oberhalb des Symbols sowie „Vota Rifondazione“ unterhalb desselben. Das dritte Plakat zeigt ein grafisch stilisiertes Porträt des russischen Astronauten und kommunistischen Idols Juri Gagarin mit dem Zitat „Da quassù la terra è bellissima, senza frontiere né confini.“ Damit wird auf die Gleichheitsidee des Kommunismus hingewiesen, kann aber auch in einer lokalpolitischen Interpretation der Abbau von Grenzen, etwa im Bereich der Sprachgruppen, gemeint sein.
4.14 Partito dei Comunisti Italiani – Südtiroler Kommunisten
Die Comunisti, Letztgereihte bei den Landtagswahlen 2013, waren die einzige Partei, die nur ein einziges, sehr schlichtes Plakatmotiv klebten. Es zeigt vor rotem Hintergrund das übergroße Listensymbol der Partei, darüber steht „wähle“, darunter „vota comunista“. Relativ einfallslos, aber irgendwie retro, plakatieren die Comunisti damit einen aus vergangenen Jahrzehnten bekannten Plakattypus.
5. Resümee
Die im Vorfeld und in der heißen Phase der Landtagswahlen geklebten Plakate spiegeln eindrucksstark die politischen Entwicklungen des vergangenen Jahres wider, unterstreichen bereits bekannte Parteien- und KandidatInnenimages und demaskieren jene Anstrengungen, mit denen versucht wird, sich ein neues Image zuzulegen. Insgesamt kann als globale Interpretation zur plakativen Wahlkampfkommunikation erfasst werden, dass es entgegen der vermeintlichen Aufbruchstimmung im Zuge des unübersehbaren Erneuerungsdrangs 2013 erstaunlich viele Konstanten gibt. Die langfristige Tendenz zur stärkeren Personalisierung etwa kann im Vergleich zu 2008 nicht festgestellt werden und hängt tendenziell vom Grad der ausgeprägten Leadership bei den einzelnen Listen ab. Erwartungsgemäß setzen dementsprechend vor allem die deutschen und italienischen Rechtsparteien stärker auf die Personalisierung als die Parteien in der Mitte und links der Mitte. Bei der Südtiroler Volkspartei wurde zwar der Spitzenkandidat markant in Szene gesetzt, im Verhältnis zum medialen Hype rund um seine Person allerdings hätte man eine noch deutlichere Fokussierung auf ihn erwarten können.
Entsprechend der eingangs erwähnten Fragmentierung des rechten italienischen Parteienspektrums mussten sich diese Listen in besonderem Maße untereinander abgrenzen. Teilweise wurde dies durch eine starke Ideologisierung zu erreichen versucht, teilweise durch eine kraftvolle Betonung des Lokalkolorits oder, wie im Fall des Bündnisses Forza Alto Adige – Lega Nord – Team Autonomie mittels eines Mixes aus einer Schirmherrschaft durch eine nationale Großpartei (Forza Alto Adige) oder einer bedingungslosen Personifizierung (Lega Nord – Team Autonomie).
Was die verwendeten Sprachen betrifft, kann man die Konstante feststellen, dass die Listen des linken Parteienspektrums tendenziell zwei- oder dreisprachige Plakate haben, während jene im konservativ-rechten Spektrum weitgehend einsprachig sind. Als Neuerungen können das einsprachig deutsche Plakat des PD und die Plakate der Grünen gesehen werden. Letztere sind zwar konsequent mehrsprachig, wie es in der Tradition der Grünen liegt, wobei aber nunmehr eine der Landessprachen je nach geografischer Verwendung der Plakate größer gehalten ist.
Als neuer Trend der plakativen Wahlkampfkommunikation kann abschließend festgestellt werden, dass sich die kandidierenden Listen zusehends vom klassischen Parteiimage zu lösen versuchen, etwa indem sie sich mittels lockerer Termini als Team, Bündnis oder Bewegung darstellen und indem sie ihre KandidatInnen als natürlich, entkrampft und authentisch abbilden, um so BürgerInnennähe zu suggerieren.
Man kann insgesamt konstatieren, dass die direkte und unmittelbare politische Kommunikation mittels Plakaten den Trends moderner Wahlkampagnen folgt. Aufgrund der beständigen Erweiterung des Kommunikationsarsenals durch neue Kanäle und Medien werden Plakate ihre vormaige Bedeutung zwar weiter einbüßen, sich aber gewiss einen Nischenplatz erhalten.
6. Übersicht über die Plakate aller Listen
Liste |
Kernbotschaft, Zielgruppenorientierung, besondere Merkmale |
Südtiroler Volkspartei |
Drei Plakatwellen mit über einem Dutzend unterschiedlicher Plakate und starker geografischer Differenzierung. Erste Welle mit dem Ziel der Vermittlung eines Kompetenzimages. Zweite Welle: Kombination von Kompetenzimage mit der Botschaft Erneuerung und besonderem Fokus auf WechselwählerInnen. Dritte Welle: Weiterführung der Botschaft Erneuerung, zugleich stark ideologische Plakate zur Stabilisierung vor allem der traditionellen StammwählerInnenschaft. |
Die Freiheitlichen |
Zwei Plakate mit starker Kontinuität zu 2008, inhaltlich wie personell. Kernthemen sind die Vormachtstellung der SVP sowie Einwanderung und Integration. Starkes ideologisches Image, das sich gleichermaßen an Stamm- und WechselwählerInnen richtet. Sozioökonomische Zielgruppenorientierung steht im Vordergrund. |
Grüne-Verdi-Vërc |
Im Unterschied zu früheren Plakatkampagnen erstmals quasi einsprachige Plakate für eine geografisch spezifische Zielgruppenorientierung, kombiniert mit teilweise ungewöhnlicher Wortwahl zur Akquisition von zweckrationalen WechselwählerInnen. StammwählerInnenschaft wird vor allem durch grüne Kernthemen angesprochen. |
Süd-Tiroler Freiheit |
Vermittlung eines starken ideologischen Images durch das Selbstbestimmungsplakat und das mit starker Symbolik angereicherte KandidatInnenplakat. Zusätzliches Themenplakat mit einer geografischen Zielgruppenorientierung und dem Anspruch der Vermittlung eines Kompetenzimages. |
Partito Democratico |
Grundsätzlich breite Orientierung am WählerInnenmarkt mit allgemein gehaltenen Botschaften und beständiger Zweisprachigkeit. Zielgruppenorientierte Plakate mit Bezug auf eine geografische Differenzierung der KandidatInnen. |
Forza Alto Adige – Lega Nord – |
Plakate setzen zur Gänze auf Personalisierung und Leadership. Zum einen durch die populäre „Schirmherrschaft“ von Silvio Berlusconi, zum anderen wird die Spitzenexponentin der Liste, Elena Artioli, als Leitfigur stilisiert. |
Movimento 5 Stelle |
Allgemeines KandidatInnenplakat mit einem Antiparteienimage und besonderem Fokus auf politikferne WechselwählerInnen. Themenplakate wurden aus dem Parlamentswahlkampf recycelt. |
Bündnis BürgerUnion – |
Sehr breite Orientierung am WählerInnenmarkt durch zwei einfache Plakate. Drei sehr allgemein gehaltene Themen und der Versuch, ein Kompetenzimage zu vermitteln. |
L’Alto Adige nel cuore |
Breitenorientierung durch ein weitgehend themenloses Plakat. Man verpasst sich ein starkes Lokalkolorit und setzt bei zwei weiteren Plakaten auf starke Personalisierung. |
Unitalia Movimento per l’Alto Adige |
Ethnische und abgrenzende, zielgruppenorientierte Kampagne mit markanter Symbolik und ideologischem Image aller drei Plakate. |
Scelta Civica per l’Alto Adige-Südtirol |
Ein allgemeines und ein KandidatInnenplakat mit absoluter Breitenorientierung durch eine weitgehend themenlose Kampagne, die sich ein starkes Lokalkolorit verpasst. Keinerlei Leadership. |
La Destra Minniti |
Einerseits markant ethnische und abgrenzende Kampagne mit starkem ideologischen Image und klarer Zielgruppenorientierung, andererseits Vermittlung eines Kompetenzimages durch Themenplakate. |
Partito della Rifondazione Comunista |
Besonders hohe Zielgruppenorientierung der Kampagne durch ein außergewöhnlich markantes, ideologisches Image mit Bezug auf die Symbolik bei allen drei Plakaten. |
Partito dei Comunisti Italiani – Südtiroler Kommunisten |
Sehr einfaches, minimalistisch gehaltenes Plakat ohne jeglichen Themen- oder Personenbezug, ideologische Zielgruppenorientierung durch das bestehende Parteiimage. |
Wahlplakate (von links nach rechts): Süd-Tiroler Freiheit, La Destra, Lega Nord, Fratelli d’Italia. Mit Blick auf die Landtagswahlen wurden bereits im Vorwahlkampf zahlreiche Plakatkampagnen lanciert, um Bekanntheit zu erlangen und sich thematisch zu positionieren.
Mit zahlreichen Symbolen gespicktes Plakat von Donato Seppi und seiner Bewegung Unitalia zum Auftakt für eine sehr ethnische Wahlkampagne.
Erste und zweite Plakatierungswelle der Südtiroler Volkspartei: Darstellung eines kompetenzvermittelnden Images und Fokussierung auf den neuen und unumstrittenen „Leader“ Arno Kompatscher.
Schlussmobilisierung der Südtiroler Volkspartei mit gezielten Botschaften für die heterogene Stamm- und Wechselwählerschaft, ganz nach dem Motto des Wahlprogramms: „Gutes bewahren. Neues wagen“.
Die Freiheitlichen bleiben in der plakativen Wahlkampfkommunikation ihrer Linie sowohl grafisch als auch inhaltlich treu und konzentrieren sich auf ihre beiden Kernthemen Ausländer und „System Südtirol“.
Die Grünen-Verdi-Vërc beschreiten mit ihrer Plakatkampagne teilweise neue Wege durch „einsprachige“ Plakate und ungewohnte Terminologie. Bei den Themenplakaten setzt man indes auf pointierte Aussagen zu den grünen Kernthemen.
Wahlplakate der Süd-Tiroler Freiheit: Starke Symbolik und markante Leadership als Kernelemente des Hauptplakats. Mit dem „Krankenhaus“-Plakat setzt man erstmals auf eine geografische Zielgruppenorientierung.
Der Partito Democratico – Demokratische Partei lancierte im Landtagswahlkampf fünf Themen- und vier Kandidaten-Plakate, die bis auf jenes mit den deutschsprachigen Kandidaten alle konsequent zweisprachig gehalten sind.
Wahlplakate von den beiden Dreier-Bündnissen Forza Alto Adige – Lega Nord – Team Autonomie (erstes und zweites) und Ladins Dolomites – BürgerUnion – Wir Südtiroler (drittes) sowie von der Bewegung Movimento 5 Stelle (viertes): Neue Listensymbole mit weitgehend altbekannten Gesichtern, die Garant für das politische Produkt sein sollen.
Wahlplakate von L’Alto Adige nel cuore (erstes und zweites) und Unitalia (drittes und viertes): Losgelöst von den gesamtstaatlichen Parteien fokussiert die Mitte-rechts-Bewegung „L’Alto Adige nel quore“ auf Lokalpatriotismus, die rechtspopulistische Unitalia lanciert eine ethnische Plakatkampagne.
Wahlplakate von Scelta Civica (erstes und zweites) und La Destra (drittes und viertes): Während bei der Mitte-Bewegung Scelta Civica eine klare Positionierung kaum erkennbar ist, fokussiert Mauro Minniti mit seiner La Destra auf Kompetenz und ein starkes ideologisches Image.
Wahlplakate von Rifondazione (ersten drei) und Comunisti (letztes): Während Rifondazione neben dem Listen-Plakat auch ein Kandidaten- sowie ein Themenplakat lanciert, betreibt man bei den Comunisti Minimalismus pur.
Anmerkungen
1 Gli alpini contro Seppi: via il cappello dai poster, in: Alto Adige, 8.9.2013, 20
2 Bei der Kontrolle der gesammelten Unterschriften, die für eine Kandidatur nötig sind, wurden formelle Fehler festgestellt und die Liste somit nicht zur Landtagswahl zugelassen.
3 Franceschini, Christoph. Frischer Wind, in: Neue Südtiroler Tageszeitung, 23.8.2013, 2
4 Vgl. die Pressemitteilungen der Freiheitlichen vom 7.1.2014, 18.12.2013, 9.12.2013, 5.12.2013, 7.10.2013, 25.9.2013, 29.7.2013, 14.5.2013, 19.4.2013, 11.3.2013, Beschlussantrag im Südtiroler Landtag Nr. 12/13-XV vom 9.12.2013
5 Sel hatte auf eine eigene Kandidatur verzichtet und das bereits zu den Parlamentswahlen begonnene Bündnis mit den Südtiroler Grünen auch auf die Landtagswahlen ausgedehnt.
6 Vorstellung der Kampagne zu den Landtagswahlen 2013 auf www.verdi.bz.it/landtagswahlen-2013 (28.12.2013)
7 Die beiden Letzteren können aus dem Blickwinkel der KandidatInnen als gemeinsame Liste gesehen werden.
8 Listenbündnis BürgerUnion – Ladins – Wir Südtiroler nun komplett – Frauen wichtiger Bestandteil, Pressemitteilung vom 21.8.2013
9 Nach einer Einschätzung des Mitgründers der Liste Alberto Stenico, vgl. www.salto.bz/de/article/
04062013/scelta-civica-al-di-la-della-destra-e-della-sinistra (28.12.2013)
Literaturverzeichnis
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Radunski, Peter (1980). Wahlkämpfe. Moderne Wahlkampfführung als politische Kommunikation, München: Günther Olzog Verlag
Sarcinelli, Ulrich (2005). Politische Kommunikation in Deutschland. Zur Politikvermittlung im demokratischen System, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Strohmeier, Gerd (2002). Moderne Wahlkämpfe – wie sie geplant, geführt und gewonnen werden, Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft
Von Mannstein, Coordt (2000). Von Popularität bis Polarisierung. Zum Stellenwert des Plakativen in der politischen Kommunikation, in: Altendorfer, Otto/Wiedemann, Heinrich/Mayer, Hermann (Hg.). Handbuch des modernen Medienwahlkampfs, Zwickau: Media Plus Verlag, 359–370
Abstracts
Incisiva campagna elettorale
Nessun altro strumento propagandistico domina lo spazio pubblico durante una campagna elettorale come fanno i manifesti. In effetti, il manifesto non è una parte così rilevante all’interno di tutta la campagna elettorale ma è certo un importante oggetto di analisi riguardo all’identità visiva dei candidati. I manifesti incollati negli spazi pubblici rispecchiano i più recenti sviluppi politici, sottolineano l’immagine pubblica dei partiti e dei candidati e smascherano i tentativi, laddove si verifichino, di crearsi una nuova immagine. Nonostante la frenesia di rinnovamento politico nel 2013 si registrano delle costanti sorprendentemente numerose nella comunicazione attraverso i manifesti. Il grado di personalizzazione dipende in maniera determinante dal carisma della leadership delle singole liste e non si può quasi riconoscere un trend generalizzato; per cui evidentemente la Svp non sfrutta in maniera sufficiente il proprio potenziale. Tra i partiti italiani si può identificare una tendenza di fondo verso un maggiore legame con il territorio. Il livello di bilinguismo rimane costante e sono soprattutto i partiti di sinistra a spingere in questa direzione. La tendenza generale a liberarsi dell’immagine pubblica del partito viene seguita da numerosi raggruppamenti.
Campania de vela sun i placac
Degun auter mesun de retlam duminea tan ntan la campania de vela sciche i placac de vela. L placat ie per si cont de puech senificat ntan duta la campania de vela, ma n mesun mpurtant per nrescides sun la prejënza visiva di candidac. I placac tachei ora ntan duta la campania de vela spidlea l svilup politich di ultimi tëmps, sotrissea i retrac che ie di partic y candidac y desmascarea i tentatifs tres chëi che n prova de se fé su n retrat nuef. Nce sce tenion cont de tan busient che l renuvamënt politich globel ie, abinons tla comunicazion tres placac n grum de costantes nia aspitedes. L livel de personalisazion depënd n maniera fundamentela dala definizion de leadership dla singula listes, n trend n generel ne n’ie belau nia da recunëscer, la SVP se noza evidentemënter massa puech de si potenzial. Danter i partic talians recunëscen na tendënza de basa per n nravisamënt plu sterch cun l raion. L livel de bilinguism ie costant, dantaldut i partic de man ciancia va te chësta direzion. Al trend generel de se stizé sun coche l partit se prejënta ti va do truepa grupes.
No other advertising medium dominates the public space during an election campaign as much as election posters. The poster is actually an insignificant part of the campaign as a whole, but a striking object of analysis in terms of visual appearance. The posters used during the province’s parliamentary election reflect recent political developments, underline the images of existing parties and candidates, and unmask efforts made at the creation of a new image. Despite global political-renewal hype in 2013, there are a surprising number of constants in poster communication. The degree of personalization hinges primarily upon the distinctive leadership of the individual lists, a general trend is hardly detectable, and the SVP clearly draws insufficiently upon its potential. In the Italian parties a basic tendency towards a stronger local presence is notable. The level of bilingualism remains a constant theme, with this tendency primarily being seen in left-wing parties. A general trend to discard the party image, however, could be seen in numerous groups.