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8. Politische Persönlichkeit des Jahres 2010
Personalità dell’anno 2010

Guido Bocher – Foto Hannes Senfter

Hannes Senfter

Guido Bocher:
Ein Bürgermeister mit Signalwirkung

„Pronto, hallo Bocher.“ Mit diesen Worten meldet sich der neue Toblacher Bürgermeister Guido Bocher am Telefon, was schon viel darüber aussagt, wofür er steht: Bocher ist nicht nur Bürgermeister der italienischsprachigen Bevölkerung im Dorf. Er ist der Bürgermeister seiner Bürger und Bürgerinnen, egal welcher Sprachgruppe sie angehören.

Dass Bocher zum Bürgermeister von Toblach, der bekannten Pustertaler Gemeinde, gewählt worden ist, hat verschiedene Ursachen. Ein Quäntchen Glück gehörte auch dazu. Dabei lässt sich das Toblacher Phänomen von April bis zur Abstimmung über das Verwaltungsprogramm Mitte Juni des vergangenen Jahres in zwei Phasen unterteilen.

Die erste Phase betrifft die Zeit von Mitte April bis Mitte Mai. Die Vorwahlzeit zu den Gemeinderatswahlen im Frühjahr 2010 lässt es schon erahnen. Guido Bocher ist langjähriger Politiker der Bürgerliste Lista Indipendenti – Tre Cime und gleichzeitig auch Bürgermeisterkandidat. Es handelt sich um eine zweisprachige Liste, die zum Großteil aus italienischsprachigen Kandidaten besteht. Es sind insgesamt 16 Kandidaten, die mit einem ähnlichen Ergebnis wie bei den Wahlen 2005 rechnen. Damals hatte die Liste 337 Stimmen oder 16,8 Prozent erreicht und war mit drei Mandaten in den Gemeinderat eingezogen.

Im Frühjahr 2010 sieht die Situation ähnlich aus, aber es gibt einen Unterschied: die Anzahl der Bürgermeisterkandidaten. Es ist das erste Mal, dass in Toblach gleich vier Kandidaten für das höchste Amt in der Gemeinde antreten. Grund dafür war der Umstand, dass Bernhard Mair, der langjährige und beliebte Bürgermeister der Südtiroler Volkspartei (SVP), wegen der gesetzlichen Mandatsbeschränkung nicht mehr für das Amt kandidieren durfte.

Somit musste die SVP nach Alternativen suchen, was nicht so leicht war, wie man es sich vorgestellt hatte. Denn innerhalb der SVP gab es gar einige Unstimmigkeiten. Auch in der Bevölkerung hatte die Edelweißpartei nicht mehr den Rückhalt wie früher. Einer der Gründe dafür war das neue Langlaufstadion, ein Projekt, das Dorf und Politik gespalten hat (Hinterwaldner 2010). Strippenzieher war der Hotelier und damalige SVP-Tourismusreferent Herbert Santer. Er hat das Projekt auch ohne große Zustimmung im Dorf umgesetzt. Gleichzeitig ist es zu Problemen im örtlichen Tourismusverein gekommen. In einer Tourismus-Gemeinde wie Toblach hat dieser Verein politisches Gewicht.

Herbert Santer als mächtiger Lokalpolitiker hätte gerne selbst für das Bürgermeisteramt kandidiert. Zur Überraschung aller wird Herbert Santer aber nicht nominiert. Im Rahmen der Vorwahlen durch die örtlichen Verbände werden der Schlosser Gert Lanz und der Bauer Anton Tschurtschenthaler zu geeigneten SVP-Kandidaten erklärt (Hinterwaldner 2010a).

Einen weiteren Bürgermeisterkandidaten stellt die Bürgerliste Freie Wählergemeinschaft – Liste Toblach mit Walter Mair. 2005 war diese Liste mit vier Gemeinderäten die stärkste Oppositionskraft. 2010 treten neben der SVP weitere vier Listen an, die alle den Einzug in den Gemeinderat schaffen.

In der Wahlkampfphase rechnen nur einige wenige mit einem möglichen Sieg von Guido Bocher bei den Gemeinderatswahlen. Es ist für Toblach, wo 16 Prozent der Bevölkerung Italiener sind, nicht sehr wahrscheinlich, dass ein Italiener zum Bürgermeister gewählt wird. Und trotzdem kommt es dazu.

Guido Bocher erzielt am 14. Mai ein historisches Ergebnis: Er wird der erste italienischsprachige Bürgermeister in einer Südtiroler Gemeinde, die zum Großteil von einer deutschsprachigen Bevölkerung bewohnt wird. Ganze 37 Prozent der Bürgermeisterstimmen kann er auf sich vereinen (Gemeindewahl 2010). Er erhält als Bürgermeisterkandidat 715 Stimmen – fast doppelt so viele wie seine Liste. Daraus lässt sich unzweideutig schließen: Viele Deutschsprachige haben den walschen Guido gewählt. Schätzungen sprechen von bis zu 400 Stimmen (Senfter 2010b).

Erste Reaktionen ließen eher auf eine Protestwahl als auf eine überzeugte Entscheidung zugunsten von Bocher schließen. Das wird sich aber in den Wochen nach der Wahl ändern. Auch Bocher selbst hat sich Gedanken gemacht, weshalb er plötzlich so viele Stimmen auf sich vereinen kann. „Ich bin keine Person, die Privatinteressen verfolgt“, sinniert er, „ich komme aus der öffentlichen Verwaltung, habe alles erreicht und bin einfach unabhängig. Zudem kenne ich viele Menschen und jeder kennt mich“ (Bocher 2011). Er fühlt sich in erster Linie von seinen Mitbürgern und Mitbürgerinnen gewählt. Und das nicht als Italiener, sondern als ganz normaler Mitbürger, unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit.

Die SVP sucht die Fehler für die verlorene Bürgermeisterwahl innerhalb der eigenen Reihen. Das Langlaufstadion wird vorgeschoben und die Tatsache, dass es zu viele Kandidaten für das oberste Amt in der Gemeinde gegeben hat (Hinterwaldner 2010). In dieser Phase ist für die SVP eine Sache ganz klar: Wir werden Bocher sicher nicht unterstützen, sondern alles daran setzen, dass es zu Neuwahlen kommt. So auch Landeshauptmann Luis Durnwalder: Er verlangte Neuwahlen, da es seiner Ansicht nach in einem „deutschsprachigen Dorf keinen italienischsprachigen Bürgermeister“ geben könne (Senfter 2010b).

Nach und nach erhält das Toblacher Wahlergebnis immer größere Aufmerksamkeit. Die gesamtstaatlichen Medien werden auf das Wunder von Toblach aufmerksam und begeistern sich am Sonderfall. In den zwei Wochen nach der Wahl gibt es nur wenige Zeitungen auf gesamtstaatlicher Ebene, die Bocher nicht wenigstens eine halbe Seite widmen. Und alle kommen zum gleichen Schluss: Der Wählerwille ist zu respektieren.

Diese Stimmung breitet sich allmählich auch im Dorf aus und trägt dazu bei, dass es zur zweiten Phase des Phänomens Bocher kommt. Nach der anfänglichen Überraschung will die Bevölkerung nun an ihrer Entscheidung festhalten. Bocher selbst sieht es gelassen. Einige Male ist er von den Zeitungsartikeln sogar enttäuscht. „Die Zeitungen machen mich immer zum ,Walschen‘“, so Bocher, „für mich gelten diese ethnischen Grenzen nicht. Mir ist es wichtig, den Bürgern eine positive Antwort auf meine Wahl zu geben. Und darum will ich mit jedem reden und vor allem jeden gleich behandeln“ (Bocher 2011).

Anfang Juni wird es immer wahrscheinlicher, dass Guido Bocher Bürgermeister bleiben wird. Mittlerweile legt er sich aber in einem Punkt fest. „Ich möchte eine Integrationsfigur sein“, sagt Guido Bocher in einem Zeitungsinterview (Hinterwaldner 2010c). Die Debatte über Bocher breitet sich nicht nur über die Printmedien aus, sondern auch über das Internet. Im Speziellen über Facebook, wo eine eigene Gruppe mit dem Namen GUIDO BOCHER NEUER BÜRGERMEISTER: NUTZEN WIR DOCH DIESE MÖGLICHKEIT!!! gegründet wird. Mit beinahe täglichen Beiträgen wird auf die Diskussion in den vier Wochen nach den Gemeinderatswahlen eingegangen. Immerhin zählt die Gruppe 419 Mitglieder (Stand vom 19. Februar 2011).

Guido Bocher wird zum Symbol des gelungenen Zusammenlebens. Es rückt immer mehr der Umstand in den Mittelpunkt, dass Bocher nicht nur als Bürgermeister der italienischsprachigen Toblacher gewählt wurde, sondern auch von der Mehrzahl der Deutschsprachigen gewollt war. Immer mehr verlagert sich die Diskussion weg von der ethnischen hin zu einer ganz persönlichen Dimension: Bocher ist gewählt, egal von welcher Sprachgruppe. Darum sollte er seine Heimatgemeinde regieren und verwalten, wenn auch innerhalb einer Minderheitenregierung. Diese Wahrnehmung wurde letztlich auch zum tragenden Element der Debatte. In der Dorfzeitung „Toblach Info“ vom 2. Juni 2010 wird diesem Meinungsumschwung bereits Rechnung getragen und Guido Bocher in seinem Amt willkommen geheißen. Das, obwohl Bocher seine Regierungsmannschaft erst am 9. Juni präsentieren wird und noch gar nicht klar ist, ob eine Mehrheit hinter ihm steht.

Guido Bocher ist das Paradebeispiel eines zweisprachigen Südtirolers. 1947 wurde er in Toblach geboren. Er ist der Sohn zweier Trentiner, die in der Zeit des Faschismus 1927 nach Toblach gekommen waren. Seine Mutter hat lange Zeit im Gemeindeamt gearbeitet, während sein Vater in Bozen für viele Toblacher die Behördengänge erledigte. Guido war das einzige Kind und hat nach der Grundschule in Toblach die Mittelschule in Ala besucht. Danach machte er den Abschluss an der Geometerschule in Bozen. Es folgte ein Studium der Forstwirtschaft in Padua. Als hervorragender Student schloss er sein Studium mit der höchsten Punktzahl 110 cum laude ab. Anschließend bewarb er sich um eine Landesstelle bei der Südtiroler Forstverwaltung. Zunächst war er im Pustertal tätig. Schon bald stieg der junge und engagierte Bocher auf und wurde Amtsdirektor der Landesforst- und Domänenverwaltung in Bozen. Bevor der Forstverwalter Bocher in Pension ging, leitete er noch als Ressortdirektor unter Landesrat Luigi Cigolla die Arbeitsbereiche des geförderten Wohnbaus und der italienischen Schule und Kultur. Den Kontakt zu seiner Heimatgemeinde hat er nie aufgegeben. Selbst während seiner langjährigen Tätigkeit in Bozen wohnte er weiterhin in Toblach.

Dass er ein Paradebeispiel für die mehrsprachige Südtiroler Gesellschaft ist, beweist auch sein Privatleben. Bocher heiratete 1986 seine Frau Klara Hofer. Heute ist Bocher Vater dreier Söhne: Manuel, Rudi und Patrick.

Die politische Karriere Bochers hat 1990 in Toblach begonnen. Als Politiker der Mitte war er für eine Bürgerliste in den Gemeinderat eingezogen. Vier Amtsperioden lang war Bocher stets Mitglied des Gemeindeausschusses. Er vertrat in diesen zwei Jahrzehnten die Interessen der italienischen Sprachgruppe und war von der SVP stets als zuverlässiger Partner angesehen worden (Toblach Info Nr. 2). Von Gemeindepolitikern wird er sogar als der natürliche Nachfolger von Langzeitbürgermeister Mair angesehen (Hinterwaldner 2010b). Bocher: „Wir haben immer sehr gut zusammengearbeitet. Es herrschte ein korrektes Klima und jeder hat sich besondere Kompetenzen in seinen Arbeitsbereichen erarbeitet“ (Bocher 2011).

Nach dem Wahlsieg Mitte Mai hatte Guido Bocher wenig politischen Spielraum. Ihm blieb nur die Möglichkeit, sich mit der SVP einzulassen. Denn sein politisches Gewicht ist aufgrund der Mehrheitsverhältnisse gering. Seine Liste hat nur 15,9 Prozent der Stimmen. Interessanterweise war das Wahlergebnis schlechter als jenes von 2005. Damals erhielt seine Liste beinahe einen Prozentpunkt mehr, nämlich 16,8. Damit lassen sich nicht große Forderungen stellen. Aber einen Rückzieher konnte sich die SVP in den ersten Junitagen schon nicht mehr leisten, längst war die Stimmung zugunsten Bochers gekippt. Dadurch konnte ein Regierungsprogramm ausgearbeitet werden, das laut Bocher beide Gemeindelisten, seine und jene der SVP, in der besten Weise ergänzt. „Es ist ein Regierungsprogramm“, erklärt Bocher, „eine gute Synthese, die von 18 auf 20 Räten mitgetragen wird. Dies spricht für sich“ (Bocher 2011).

Da sich der italienischsprachige Bürgermeister innerhalb seiner Koalition klar in der Minderheit befindet, ist Durchsetzungsvermögen gefragt. Aber Bocher ist kein Mensch, der mit dem Kopf durch die Wand muss. Er ist ein Denker, der auf dem Verhandlungswege und im Gespräch mit Argumenten und seiner zurückhaltenden Art zu überzeugen imstande ist.

Einen ersten politischen Erfolg kann er mittlerweile bereits verzeichnen. Toblach leidet seit Jahrzehnten an einem Verkehrsproblem: Die beiden Ortsteile Alt- und Neutoblach sind durch die Staatsstraße getrennt. Eine Ampel regelt den Verkehr. In der touristischen Hochsaison kommt es dort regelmäßig zu kilometerlangen Staus. Jetzt wird die Bevölkerung über die geeignete Lösung entscheiden: Bocher hat eine Volksabstimmung angesetzt. Und das ohne Quorum, das für Referenden abgeschafft wurde. Bocher dazu: „Wir haben einige wichtige Schritte in Richtung direkte Demokratie getan. Der Verkehr ist ein wichtiges Thema des Dorfes und soll vom Volk entschieden werden“ (Bocher 2011).

Hat die Toblacher Entscheidung für Guido Bocher Signalwirkung für die anderen Gemeinden Südtirols? Könnte es bald schon landauf und landab Bürgermeister und Bürgermeisterinnen unabhängig von der jeweiligen Sprachgruppe und ethnischen Zuordnung geben? Für Guido Bocher ist dies eine Kernfrage. Er will sich selbst und seinen Bürgerinnen und Bürgern in Toblach beweisen, dass gute Arbeit nicht von der Sprachgruppe abhängig ist. Seine Bürgernähe kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass ihn alle telefonisch erreichen können. Die zukünftige Entwicklung ist für Bocher eindeutig: Die Südtiroler Politik findet immer mehr einen gemeinsamen Nenner fernab von Sprachgruppenzugehörigkeit und ethnischer Einordnung. Die Werte der Autonomie werden für die Bürger und Bürgerinnen immer wichtiger und werden laut Bocher die Grundlage des Zusammenlebens bilden.

Ob er 2015 wieder antreten wird, daran will er im Moment noch nicht denken: „ Mein Ziel ist es, jeden Tag gut zu arbeiten.“ Seine Wahl hat jedenfalls innerhalb und außerhalb Südtirols für Gesprächsstoff gesorgt. Gleichzeitig hat sie ihn aber auch unter Druck gesetzt. Er muss jetzt beweisen, dass er der richtige Mann auf dem richtigen Posten ist. „Sollte es mir nicht gelingen, unsere Ziele umzusetzen“, meint ein selbstkritischer Bocher, „dann fällt das in meine Verantwortung“ (Bocher 2011).

Literaturverzeichnis

Bocher, Guido (2011). Persönliches Gespräch, 24.02.2011

Hinterwaldner, Silke (2010). Wiederholte Geschichte, in: Neue Südtiroler Tageszeitung, 16.05.2010, 19

Hinterwaldner, Silke (2010a). Alpenrosen und Edelweiße, in: Neue Südtiroler Tageszeitung, 14.04.2010, 27

Senfter, Hannes (2010b). Angst vor Neuwahlen, in: Neue Südtiroler Tageszeitung, 21.05.2010, 2

Hinterwaldner, Silke (2010c). „Ich möchte Integrationsfigur sein“, in: Neue Südtiroler Tageszeitung, 18.05.2010, 27

Strobl, Wolfgang (2010). Guido Bocher: Erster Bürger Toblachs, in: Toblach Info, Nr. 2, 2.6.2010, 7

Gemeindewahl (2010). Südtirol 16.–30. Mai. www.gemeindewahlen.bz.it/8446/index_ld_vg.htm (24.2.2011)

Begründung der Jury

Guido Bocher
Politische Persönlichkeit des Jahres

Die Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft/Società di Scienza Politica dell’Alto Adige/Sozietà de scienza pulitica de Sudtirol hat anlässlich ihrer Generalsversammlung am 3. Februar 2011 Herrn Guido Bocher mit großer Mehrheit zur politischen Persönlichkeit des Jahres gewählt.

Guido Bocher ist Bürgermeister der Gemeinde Toblach. Laut Volkszählung 2001 wohnten in Toblach 86 Prozent deutschsprachige und 14 Prozent italienischsprachige SüdtirolerInnen.

In Südtirol ist das politische System stark durch das ethnische cleavage geprägt, genauso wie auch das Wahlverhalten, das entscheidend von der ethnischen Zugehörigkeit bestimmt ist. Dennoch hat der Italiener Bocher die Direktwahl für das Amt des Bürgermeisters in der fast rein deutschsprachigen Gemeinde Toblach für sich entscheiden können.

Wenn Bocher zur Persönlichkeit des Jahres gewählt wurde, so wird dadurch nicht nur sein persönlicher Erfolg geehrt, sondern auf die starke Symbolik verwiesen, die in dieser Wahl zu sehen ist, und nicht nur Bocher, sondern die gesamte Bevölkerung von Toblach in diese Ehrung mit einbezieht.

Bocher hat als Bürgermeisterkandidat weit mehr Stimmen erhalten als seine italienische Liste. Das bedeutet, dass er als Persönlichkeit auch das Vertrauen der deutschsprachigen Bevölkerung genießt. Nach seiner Wahl hatte es vereinzelt Stimmen gegeben, die einen italienischsprachigen Bürgermeister in einer fast rein deutschsprachigen Gemeinde für nicht tragbar hielten. Angesichts solcher Forderungen haben weder Bocher noch die übergroße Mehrheit der Toblacher Bevölkerung nicht ethnisch, sondern demokratisch argumentiert: Die demokratische Wahl einer Person ist unabhängig von ihrer Sprachgruppenzugehörigkeit zu respektieren.

Die Wahl Bochers und die Haltung der Bevölkerung von Toblach sind ein wichtiges Signal für die weitere Entwicklung in Südtirol, für das friedliche und konstruktive Zusammenleben der Sprachgruppen sowie für das im Autonomiestatut verankerte Prinzip der Sprachgruppenkonkordanz. Es ist wie eine Botschaft, dass auch in Südtirol die Qualität einer Person ausschlaggebend ist, unabhängig von ihrer Sprachgruppenzugehörigkeit. Und es ist ein gelebtes Beispiel für den politischen und gesellschaftlichen Einschluss und gegen den Ausschluss von Sprachgruppen bei der Verwaltung und Gestaltung der res publica.

Motivazione della giuria

Guido Bocher

Personalità politica dell’anno

La Società di Scienza Politica dell’Alto Adige/Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft/Sozietà de scienza pulitica de Sudtirol, in occasione della sua assemblea generale, il 3 febbraio 2011 ha eletto a larga maggioranza Guido Bocher personalità politica dell’anno.

Guido Bocher è Sindaco del Comune di Dobbiaco. Secondo il censimento del 2001 a Dobbiaco abitava l’86% di altoatesini di madrelingua tedesca e il 14 % di madrelingua italiana.

In Alto Adige il sistema politico è fortemente permeato dalla frattura etnica, che si rispecchia anche nell’orientamento elettorale, che viene fortemente determinato dall’appartenenza etnica. Eppure il candidato di lingua italiana Bocher è riuscito ad assicurarsi l’elezione diretta alla carica di Sindaco nel Comune di Dobbiaco, quasi totalmente di lingua tedesca.

Quando Bocher è stato eletto personalità dell’anno, non si intendeva onorare solo il suo successo personale, ma rimandare al forte simbolismo che si scorge in questo voto: questa onorificenza non premia soltanto Bocher, ma include l’intera popolazione di Dobbiaco.

Bocher, in qualità di candidato sindaco ha ricevuto molti più voti di quelli della sua lista italiana; questo significa che grazie alla sua personalità ha goduto anche della fiducia della popolazione di lingua tedesca.

Dopo la sua elezione ci sono state voci isolate che consideravano insostenibile avere un sindaco di lingua italiana in un Comune quasi totalmente di lingua tedesca. Di fronte a queste pretese, sia Bocher sia la stragrande maggioranza dei cittadini di Dobbiaco ha argomentato non in senso etnico, ma in senso democratico: il voto democratico di una persona va rispettato indipendentemente dalla sua appartenenza linguistica.

La scelta di Bocher e il comportamento dei suoi cittadini sono un segnale importante per il futuro sviluppo dell’Alto Adige, tanto per la convivenza pacifica e costruttiva dei gruppi linguistici quanto per il principio della democrazia consociativa fissata nello statuto di autonomia. È un messaggio che testimonia come anche in Alto Adige la qualità di una persona sia decisiva, indipendentemente dalla sua appartenenza linguistica. È inoltre un esempio concreto di inclusione sociale, contro l’esclusione dei gruppi linguistici dall’amministrazione e dalla costruzione della res publica.

Motivaziuns dla iuria

Guido Bocher

Personalité politica dl’ann

La Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft/ Società di Scienza Politica dell’Alto Adige/ Sozietà de scienza pulitica de Sudtirol à en ocajiun de süa sentada generala di 3 de forà 2011 lité a gran maioranza Guido Bocher sciöche personalité politica dl ann.

Guido Bocher é ombolt dl comun de Toblach. Aladô dla cumpëda dla jënt tl 2001 ê i abitanć a Toblach por l’86% dl grup linguistich todësch y por le 14% dl grup linguistich talian.

Te Südtirol é le sistem politich dassënn influenzé da n cleavage etnich y les lîtes é influenzades cotan dala portignënza etnica. Impò à Bocher, che fej pert dl grup linguistich talian, davagné la lîta, deventan ombolt te n comun oramai daldöt todësch sciöche Toblach.

Sce Bocher é gnü nominé personalité politica dl ann, spo n’ôn nia evidenzié so suzès personal, mo plütosc le significat simbolich plü ampl. Cun süa litaziun ne vëgnel nia ma onorè Bocher, mo döta la popolaziun de Toblach.

Sciöche candidat da ombolt à Bocher ciafè trö’ deplü usc co süa lista taliana. Chësc ô dì ch’al à inće la crëta dla popolaziun dl grup lin­guis­tich todësch. Do süa litaziun êl n valgügn che ne cherdô nia ch’ara foss jüda bun cun n ombolt talian te n comun prësc ma todësch. A chëstes provocaziuns n’à Bocher y i abitanć de Toblach nia respognü cun argomënć etnics mo democratics: la litaziun democratica de na porsona é da respetè independentemënter dala portignënza al grup linguistich.

La litaziun de Bocher y la posiziun dla popolaziun de Toblach é n segnal important por le svilup de Südtirol tl dagnì, por la convivënza pazifica y costrutiva di grups linguistics, sciöche inće por le prinzip dla concordanza di grups linguistics reportè tl statut d’autonomia. Al é n messaje important, che nes dij che inće te Südtirol é dantadöt la cualité de na porsona dezisiva, independentemënter da süa portignënza al grup linguistch. Implü él n ejëmpl vivënt de intlujiun politica y soziala y cuntra la estlujiun pro la gestiun y la realisaziun dla res publica.